Tier-Narkose statt Betäubungsmittel USA improvisieren Hinrichtung
17.12.2010, 09:22 UhrSchwierigkeiten bei der Belieferung mit Betäubungsmitteln halten die Behörden im US-Bundesstaat Oklahoma nicht davon ab, einen verurteilten Mörder hinrichten zu lassen. Dabei zeigt sich die Justiz als Meisterin der Improvisation: Dem Todeskandidaten wird Tier-Narkosemittel verabreicht. Die scharfen Proteste von Anwälten verhallen ungehört.

(Foto: picture alliance / dpa)
In den USA ist ein Mörder mit einem Mittel zum Einschläfern von Tieren hingerichtet worden. Der 58-Jährige starb im Bundesstaat Oklahoma durch einen Gift-Cocktail, der auch Pentobarbital enthielt, berichteten US-Medien. Es sei vermutlich das erste Mal, dass der Wirkstoff bei einer Exekution eingesetzt wurde. Die Behörden mussten darauf zurückgreifen, weil es bei dem normalerweise verwendeten Betäubungsmittel Lieferengpässe gibt. Einige Bundesstaaten wie Kalifornien und Kentucky haben deshalb Hinrichtungen aufgeschoben.
Ein Bezirksrichter hatte die Exekution mit dem Betäubungsmittel Ende November genehmigt. Er war der Argumentation des Bundesstaates gefolgt, dass Pentobarbital "ein ideales Mittel für das humane Einschläfern von Tieren" sei. Es sei somit dem rar gewordenen Natrium-Thiopental ähnlich, das bei Exekutionen zuerst verabreicht wird, um den Todeskandidaten bewusstlos zu machen. Zwei darauf injizierte Mittel führen dann zur Lähmung und schließlich zum Herzstillstand.
Anwälte melden Bedenken an
Anwälte von Todeskandidaten in Oklahoma hatten gegen den Einsatz des Tier-Betäubungsmittels protestiert. Sie warfen den Behörden vor, den Mann als "Versuchskaninchen" zu missbrauchen. Laut Verfassung seien Häftlinge vor grausamer oder ungewöhnlicher Strafe geschützt. Pentobarbital sei noch nie bei Exekutionen benutzt worden. Der Staat führte dagegen an, dass das Mittel auch schon eingesetzt worden sei, um menschliche Patienten im Krankenhaus in ein Koma zu versetzen.
Der Verurteilte hatte 2001 einen 22 Jahre alten Zellengenossen umgebracht. Der 58-Jährige war 1978 wegen Vergewaltigung, Raub und einen Mordversuch zu dreifach lebenslänglicher Haftstrafe verurteilt worden.
Quelle: ntv.de, dpa/AFP