Auf einmal geht es um mindestens 18,5 Millionen Euro Uli Hoeneß gesteht alle Vorwürfe - und noch mehr
10.03.2014, 12:33 Uhr
Uli Hoeneß vor dem Landgericht München II.
(Foto: AP)
Erst mit Beginn des Prozesses gegen den Präsidenten des FC Bayern werden alle Anklagepunkte öffentlich. Hoeneß gesteht: Er hat das Finanzamt noch mehr belogen, als bislang bekannt war. n-tv.de zeigt die vollständige Hoeneß-Erklärung.

Soll Uli Hoeneß als FC-Bayern-Präsident zurücktreten?
Uli Hoeneß hat vor dem Landgericht München gestanden, Steuern hinterzogen zu haben. Dabei nannte er eine Summe, die wesentlich höher ist als der Betrag, für den er angeklagt ist: Er habe mindestens 18,5 Millionen Euro hinterzogen, sagte der Präsident des FC Bayern München. Er wolle nun "ohne Wenn und Aber" reinen Tisch machen. Angeklagt ist er nur wegen Hinterziehung von 3,55 Millionen Euro.
"Ich habe Steuern hinterzogen", sagte der Präsident des FC Bayern München. "Mir ist bewusst, dass daran auch die Selbstanzeige nichts ändert. Ich habe gehofft, mit einer Selbstanzeige einer strafrechtlichen Verfolgung zu entgehen."
Er habe mit immensen Summen regelrecht "gezockt" und keinen rechten Überblick mehr über Gewinne und Verluste gehabt. Unter dem Strich habe er in den Jahren 2003 bis 2009, auf die sich die Anklage bezieht, Verluste in Millionenhöhe gemacht. Dennoch sei ihm klar, dass er zwischenzeitliche Gewinne hätte versteuern müssen.
"Ich bin froh, dass jetzt alles transparent auf dem Tisch liegt. Mein Fehlverhalten bedauere ich zutiefst. Ich werde alles dafür tun, dass dieses für mich bedrückende Kapitel abgeschlossen wird." Er wolle alle Schulden nachzahlen. Er erinnerte daran, dass er insgesamt auch fünf Millionen Euro für soziale Zwecke gespendet hatte: "Ich bin kein Sozialschmarotzer."
Hoeneß' eigener Anwalt ging den Angeklagten wesentlich heftiger an als der Richter. Hoeneß versuchte, die Rolle der Recherchen eines "Stern"-Journalisten herunterzuspielen. "Eine ganz große Rolle hat's gespielt!", entgegnete ihm der Anwalt. Als Hoeneß von diesen Recherchen erfuhr, sei er "gerannt wie ein Verrückter" um sich schnell noch selbst anzuzeigen. Der Richter fragte ruhiger, aber detaillierter nach. Hoeneß wirkte dabei oft überfragt und konnte auch über zweistellige Millionenbeträge nicht genau Auskunft geben.
Überraschung über weiteren Anklagepunkt
Die Anklage wirft dem 62-Jährigen vor, Steuern in Höhe von insgesamt 3,5 Millionen Euro hinterzogen zu haben. Staatsanwalt Achim von Engel sagte zum Prozessauftakt, Hoeneß habe Einkünfte in Höhe von mehr als 33 Millionen Euro beim Finanzamt verschwiegen. Die Anklage lautet auf "Steuerhinterziehung in sieben selbständigen Fällen".
Bei der Eröffnung des Prozesses gegen Uli Hoeneß hatte es eine erste Überraschung gegeben: In der Anklageschrift gegen den Präsidenten des FC Bayern München ist nicht nur die Rede davon, Hoeneß habe 3,55 Millionen Euro an Steuern hinterzogen. Er soll außerdem angegeben haben, bei Finanzgeschäften 5,5 Millionen Euro an Verlusten gemacht zu haben, um so weitere Steuern zu sparen. Damit habe er seine Steuerschuld unrechtmäßig nach unten gedrückt, heißt es in der Anklage, die im Landgericht München II vorgelegt wurde. Auf Steuerhinterziehung stehen bis zu fünf Jahre Haft, in besonders schweren Fällen zehn Jahre.
Hoeneß versuchte, sich vor den Kameras gelassen zu geben und zu lächeln, bevor der Prozess begann. Nach einigen Minuten wirkte er aber deutlich angespannter. Richter Rupert Heindl sagte den Kameraleuten nach nur wenigen Sekunden: "Ich glaube, Sie haben genug Bilder." Als Heindl die Personalien verlas, wirkte Hoeneß sehr angespannt.
Die Anklage wurde unverändert zugelassen. Bislang habe es "keine Erörterung" mit der Verteidigung gegeben - gemeint sind damit Absprachen, die etwa im Gegenzug für eine umfassende Aussage ein milderes Strafmaß ergeben könnten.
Spekulationsgewinne nicht versteuert
Bei dem Prozess geht es um Einkünfte, die Hoeneß bei Spekulationen in der Schweiz erzielte, aber nicht dem Finanzamt meldete. Ein Freund hatte ihm 20 Millionen Mark auf ein Konto bei der Zürcher Privatbank Vontobel überwiesen, erzählte Hoeneß später - 5 Millionen als Kredit, 15 Millionen als Bürgschaft. Es sei immer klar gewesen, dass dies "ein Konto zum Zocken" war, "für nichts anderes", sagte Hoeneß später der "Zeit". "Ich habe teilweise Tag und Nacht gehandelt, das waren Summen, die für mich heute auch schwer zu begreifen sind, diese Beträge waren schon teilweise extrem".
Um wie viel Geld es genau ging, hat Hoeneß allerdings nie gesagt. Zwischenzeitig wurde berichtet, ein Großteil der 3,2 Millionen Euro Steuerschuld sei verjährt, und Hoeneß könnte damit knapp unter der Summe von 1 Millionen Euro bleiben. Dann wäre eine Bewährungsstrafe möglich. Die Staatsanwaltschaft besteht in ihrer Anklageschrift darauf, dass die gesamte hinterzogene Summe herangezogen wird.
Fraglich ist auch, ob die Selbstanzeige Hoeneß' wirksam ist. Steuerhinterzieher können sich vor einer Strafe schützen, wenn sie alle relevanten Kontobewegungen offenlegen. Allerdings scheint Hoeneß gewarnt worden zu sein, dass er auffliegen könnte. Damit könnte es sein, dass er trotz Selbstanzeige ins Gefängnis muss.
Der Prozess ist auf vier Tage angesetzt, soll also bis Donnerstag laufen. Geladen sind nur vier Zeugen.
Quelle: ntv.de, che/hvo/dpa