Panorama

Kondom-Debatte Vatikan: Papst fehlinterpretiert

Kondome: in der katholischen Kirche weiter nicht vorgesehen.

Kondome: in der katholischen Kirche weiter nicht vorgesehen.

(Foto: picture alliance / dpa)

Fast schon als frühlingshafte Neuerung empfanden viele Katholiken die Äußerung, die Papst Benedikt kürzlich über die Verwendung eines Kondoms machte. Doch der Vatikan stellt nun klar: zu früh gefreut. Es handele sich um eine Fehlinterpretation. Kondome passten nicht in Benedikts Glaubenskonzept.

Trotz der vielfach als Lockerung des Kondom-Verbots begrüßten Äußerungen von Papst Benedikt XVI. bleibt seine Kirche bei ihrer Ablehnung von Verhütungsmitteln. In Wirklichkeit änderten die Worte Benedikts weder die Morallehre noch die pastorale Praxis der katholischen Kirche, hält die Glaubenskongregation in Rom in einer Mitteilung fest. "Der Heilige Vater hat auch nicht gesagt, dass Prostitution mit Verwendung eines Kondoms als kleineres Übel angestrebt werden darf, wie einige behauptet haben", heißt es in der Klarstellung. Die römische Tageszeitung "La Repubblica" wertete die Note allerdings als "Joseph Ratzingers Schritt zurück".

Der Papst gibt sich wieder bedeckt, was das Thema angeht.

Der Papst gibt sich wieder bedeckt, was das Thema angeht.

(Foto: dpa)

In dem im November veröffentlichten Interviewbuch "Licht der Welt" sagt Benedikt zu dem Problem der Aids-Gefahr: "Es mag begründete Einzelfälle geben, etwa wenn ein Prostituierter ein Kondom verwendet, wo dies ein erster Schritt zu einer Moralisierung sein kann." Die Kirche sehe das aber natürlich nicht als wirkliche und moralische Lösung an. "Im einen oder anderen Fall kann es in der Absicht, Ansteckungsgefahr zu verringern, jedoch ein erster Schritt sein auf dem Weg hin zu einer anders gelebten, menschlicheren Sexualität."

Die früher von Ratzinger geleitete Glaubenskongregation wendet sich nun mit ihrer ausführlichen Note vor allem auch gegen bewusste Fehlinterpretationen dieser päpstlichen Äußerungen: "Die Meinung, aus den Worten von Papst Benedikt XVI. könne man ableiten, dass die Verwendung des Kondoms in einigen Fällen zulässig sei, um unerwünschte Schwangerschaften zu vermeiden, ist völlig willkürlich und entspricht weder seinen Worten noch seinem Denken."

Bei einem HIV-infizierten Prostituierten könne es aber ein erster Schritt hin zu einer Achtung vor dem Leben der anderen sein, "wenn er sich, auch durch die Verwendung des Kondoms, dafür einsetzt, die Ansteckungsgefahr zu verringern." Die Glaubenskongregation sieht den Papst damit also im Einklang mit ihrer moraltheologischen Tradition. Die Glaubenskongregation ist eine Behörde der römisch-katholischen Kirche, die sich um die Wahrung der Glaubenslehre kümmert.

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Quelle: ntv.de, dpa

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