Kanada hui, Japan pfui Viele Deutsche ignorieren Hygiene-Regeln
17.04.2020, 08:42 Uhr
Nur drei Viertel der Deutschen sehen sich in der Lage, Abstand zu halten.
(Foto: picture alliance/dpa)
Hände waschen, Abstand halten, desinfizieren - das sind die Hausmittel im Kampf gegen das Coronavirus. Die allermeisten Deutschen halten sich daran, aber nicht so vorbildlich wie Italiener, Franzosen, Spanier und vor allem Kanadier. Das liegt einer Umfrage zufolge auch daran, dass wir weniger Erfolgsdruck haben.
Bei der Umsetzung der Corona-Maßnahmen nehmen es die Deutschen einer Umfrage zufolge weniger genau als die Bürger in anderen G7-Ländern. Zu diesem Ergebnis kommt eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Kantar, berichten die Zeitungen der Funke Mediengruppe. So waschen sich 73 Prozent der Deutschen als Antwort auf die Corona-Krise öfter oder länger die Hände. An erster Stelle stehen die Kanadier, von denen 91 Prozent häufiger zu Wasser und Seife greifen. Dahinter folgen Italiener (86 Prozent), Franzosen (85), Briten (83) und US-Bürger (82). Nur die Japaner (66) sind beim Händewaschen noch fauler als die Deutschen.
Auch bei der Benutzung von Desinfektionsmitteln für die Hände sind die Deutschen (44 Prozent) im internationalen Vergleich träge, heißt es in der Umfrage. Ein ähnliches Bild ergebe sich bei der Einhaltung des Sicherheitsabstandes, was nur 71 Prozent der Deutschen ernst nehmen. Das ist der vorletzte Platz: Nur in Japan (46 Prozent) haben noch mehr Menschen ein Problem damit, Abstandsregeln umzusetzen. An der Spitze steht auch hier Kanada (92 Prozent) vor Italien und Großbritannien (jeweils 85 Prozent).
"Die Deutschen befolgen die staatlichen Maßnahmen nicht ganz so streng, weil der psychologische Druck nicht so hoch ist wie in Italien oder Frankreich. Dort gibt es wesentlich mehr Todesfälle wegen Covid-19", sagte Forscher Torsten Schneider-Haase den Funke-Zeitungen. "Zudem ist das medizinische System hierzulande belastbarer - etwa, was die Zahl der Betten in den Intensivstationen angeht."
Bei dem Plan, das Coronavirus einzudämmen, ist Deutschland dennoch erfolgreich: Aus dem neuesten Lagebericht des Robert-Koch-Instituts (RKI) geht hervor, dass die Ansteckungsrate in Deutschland trotz mäßiger Umsetzung der Corona-Maßnahmen mittlerweile unter den angestrebten Wert von 1 gesunken ist. Die sogenannte Reproduktionsrate liegt demnach derzeit bei 0,7. Der Wert wird als wichtiger Gradmesser für die Frage erachtet, ob die Corona-Beschränkungen gelockert werden können.
Quelle: ntv.de, chr/AFP