
Wenn der Schnelltest positiv ausfällt, hat man Anspruch auf einen kostenlosen PCR-Test.
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Durch Omikron ist der Bedarf an PCR-Tests sprunghaft angestiegen. Die auswertenden Labore stoßen inzwischen an ihre Kapazitätsgrenzen. Doch wer ist berechtigt, einen kostenlosen PCR-Test zu machen? Und für wen gibt es möglicherweise andere Lösungen?
Der gefürchtete zweite Streifen erscheint auf dem Selbsttest, die Corona-Warn-App leuchtet rot oder die Freundin, die vor zwei Tagen zu Besuch war, ist positiv: Szenarien, die vielen Menschen angesichts der sich ausbreitenden Omikron-Variante derzeit bekannt vorkommen dürften. Doch in welchem Fall hat man Anspruch auf einen kostenlosen PCR-Test?
Grundsätzlich gilt: Fällt ein Antigen-Schnelltest positiv aus, sollte die getestete Person einen kostenlosen PCR-Test zur Bestätigung des Schnelltestergebnisses machen, schreibt das Bundesgesundheitsministerium auf seiner Internetseite. Das gilt auch nach einem positiven Selbsttest. Ein nachfolgender negativer Schnell- oder Selbsttest hebt einen positiven Schnelltest nicht auf, dies kann nur eine PCR-Testung. Vorsichtshalber sollte man sich zudem zu Hause aufhalten und keine Personen treffen, bis das Ergebnis vorliegt.
Auch wer eine rote Warnmeldung in der Corona-App vorweisen kann oder nachweislich als Kontaktpersonen von Infizierten identifiziert worden ist, muss für einen PCR-Test nicht selbst zahlen. So steht es in der Testverordnung der Bundesregierung. Aber: "Die Entscheidung, ob im konkreten Einzelfall ein PCR-Test durchgeführt wird, trifft jedoch grundsätzlich die Ärztin oder der Arzt beziehungsweise das Gesundheitsamt", teilt ein Sprecher des Bundesgesundheitsministeriums mit. Ein ausschließlicher Anspruch auf PCR-Testung bestehe in diesen Fällen nicht.
"Sind schon in einer Art Test-Triage"
Viele Labore können das auch gar nicht mehr leisten. Mit den Infektionszahlen steigt die Nachfrage nach PCR-Tests. Laut des Berufsverbands Akkreditierte Labore in der Medizin (ALM) wurden in der ersten Woche des neuen Jahres bei den fachärztlichen Laboren in Deutschland rund 56 Prozent mehr PCR-Tests angefordert als noch in der Silvesterwoche. ALM-Vorsitzender Michael Müller spricht in diesem Zusammenhang von einem "explosionsartigen Anstieg".
Vor allem im Norden der Republik stoßen immer mehr Labore an Ihre Kapazitätsgrenzen. "Was die kostenlosen PCR-Tests angeht, sind wir im Grunde schon in einer Art Triage und müssen täglich vielfach entscheiden, wo der PCR am wichtigsten ist und wo erst mal ein Schnelltest ausreicht", sagte Marcus Reisiger, der die Firma Corona-Schnelltest-Hamburg betreibt, der "Wirtschaftswoche". Mitunter kämen pro Tag nun Dutzende Leute zu ihm, die eine rote Corona-Warn-App vorzeigen und damit einen gratis PCR-Test einforderten; dazu noch Anrufe und Mails mit derselben Intention. "Denen müssen wir sagen: Das können wir nicht leisten." Wer hingegen ein positives Schnelltest-Ergebnis vorweise, habe Anspruch auf PCR-Testung - und werde priorisiert, so Reisiger.
Ähnlich äußerte sich auch Laborbetreiber Thomas Fenner gegenüber dem "Spiegel": Dass sich jeder testet, wie er will, geht auf Dauer nicht." Auch in seinem Labor gibt es bereits einen Rückstau an Proben. "Wir bekommen momentan etwa 2.500 bis 3.200 Abstriche pro Tag. Das ist eindeutig über dem, was wir normalerweise verarbeiten", berichtet er dem Magazin. Er plädiert für klare Vorgaben, wer wann wie getestet werden soll.
Test-Priorisierung laut RKI
In Bremen ist eine Priorisierung bereits Realität: In einem Schreiben hat der Krisenstab der Landesregierung die Testzentren aufgefordert, bei einer roten Warnmeldung in der Corona-Warn-App erst einen Antigen-Schnelltest durchzuführen, wie Radio Bremen berichtet. Nur wenn dieser positiv anschlägt, soll ein PCR-Test gemacht werden.
Ziel sei es, die Testkapazitäten nicht weiter zu belasten und die Tests zu priorisieren. Das Robert-Koch-Institut (RKI) formuliert entsprechend: "Zur Sicherstellung auch weiterhin ausreichender PCR-Testkapazität für die Versorgung von symptomatischen Covid-19-Fällen und zum Schutz vulnerabler Gruppen sollte sichergestellt werden, dass die Personengruppen, die in der Nationalen Teststrategie genannt sind, bei begrenzter Kapazität entsprechend priorisiert werden."
Erste Priorität für einen PCR-Test haben laut RKI-Strategie Menschen mit Symptomen. An zweiter Stelle kommen Personen, die zwar keine Symptome aufweisen, aber Kontakt zu bestätigt Infizierten hatten, also Kontaktpersonen sind. Dritte Priorität haben unter anderem Menschen in Gemeinschaftseinrichtungen oder -unterkünften, in denen ein Covid-19-Fall bestätigt wurde. Dazu gehören zum Beispiel auch Kitas und Schulen.
Verwirrung in Berlin
Die Auslastung der Labore variiert bundesweit stark. Während die Lage in München bislang vergleichsweise entspannt ist, bilden sich in der Hauptstadt lange Schlangen vor den Testzentren. Vor allem im Corona-Hotspot Neukölln gibt es offenbar immer wieder Verwirrung darüber, wer in der Leinestraße überhaupt getestet werden darf. "Menschen mit Husten oder Fieber sollen schon mehrfach wieder weggeschickt worden sein", sagte ein Sprecher des Bezirks dem RBB.
Tatsächlich richtet sich das Angebot der Berliner Einrichtungen nach Angaben der Gesundheitsverwaltung nur an symptomfreie Menschen - eine Sonderregel, die viele anscheinend nicht kennen. Wer allerdings Corona-Symptome wie Fieber, Halsschmerzen oder Husten hat, kann zwar einen kostenlosen PCR-Test bekommen; offiziell aber nur in den von der Kassenärztlichen Vereinigung gelisteten Covid-19-Hausarztpraxen. "Verschiedene Berliner Hausarztpraxen haben sich bereit erklärt, Patient:innen, die COVID-19 typische Symptome haben und eine mögliche Erkrankung vermuten, zu behandeln, sofern sie sich nicht an die eigene Hausärztin oder den eigenen Hausarzt wenden können", teilte die Gesundheitsverwaltung dem RBB mit.
Quelle: ntv.de