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Preise rund um L.A. explodieren Wer sich an der Not der Brandopfer bereichert

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Noch immer lodern die Flammen in weiten Teilen von Los Angeles.

Noch immer lodern die Flammen in weiten Teilen von Los Angeles.

(Foto: picture alliance / Anadolu)

Das Feuer schluckt alles. Zehntausende Menschen sind in Los Angeles auf einen Schlag obdachlos. Des einen Leid ist des anderen Freud, denkt sich wohl manch ein Vermieter und Hotelier. Viele verlangen nun horrende Preise für Unterkünfte. Das ist nicht nur moralisch verwerflich, sondern auch illegal.

Aus dem Unglück Zehntausender Menschen, die in und um Los Angeles von den Folgen der verheerenden Brände betroffen sind, versuchen nicht nur Plünderer Kapital zu schlagen. Skrupellose Vermieter und Hoteliers verlangen von Menschen, die durch das Feuer plötzlich wohnungslos geworden sind, nun horrende Preise. "Die Abzocke grassiert", sagt Maya Lieberman. Die 50-jährige Stylistin, die im weitgehend niedergebrannten Viertel Pacific Palisades lebte, findet keine Ersatzwohnung.

Bis vor einer Woche zählte das vornehme Viertel noch zu den gefragtesten Wohngegenden in den gesamten USA, zahlreiche Filmstars hatten hier ihre Villen. Nun gilt für Pacific Palisades eine Evakuierungsanordnung, ganze Straßenzüge sind niedergebrannt. Angesichts des überdurchschnittlichen Einkommens der geflohenen Einwohner scheint mancher die Chance zu wittern, aus dem Unglück anderer Menschen Profit zu schlagen.

"Wir haben uns um ein Haus beworben, das für 17.000 Dollar Miete pro Monat annonciert war", berichtet Lieberman. Daraufhin sei ihr gesagt worden, dass sie nur bei einer monatlichen Zahlung von 30.000 Dollar überhaupt eine Chance habe. "Sie haben mir gesagt, dass es Leute gibt, die noch mehr zu zahlen bereit sind - und das in bar", erzählt die 50-Jährige fassungslos. "Es ist absoluter Wahnsinn."

Manche haben gar keine Chance

Lieberman, die derzeit in einem Hotel mit Pool untergekommen ist, weiß, dass es viel schlimmere Schicksale gibt als ihres. Aber sie fühlt sich durch die horrenden Preisforderungen erniedrigt und sorgt sich zugleich um die vielen anderen durch den Brand wohnungslos gewordenen Menschen. "Bei dem, was sich gerade auf dem Markt abspielt, werden manche gar keine Chance haben, irgendetwas zu bekommen", sagt sie.

Geschichten wie die von Lieberman über aufgeblähte Preise für Unterkünfte sind überall zu hören. "Ich habe Freunde, die ein Hotel außerhalb von Los Angeles gebucht haben, und als sie dort ankamen, wurde plötzlich ein höherer Preis von ihnen verlangt", sagt Fernsehproduzent Alex Smith, der sein Haus wegen der Brände ebenfalls verlassen musste.

Derartige Umtriebe haben die Behörden auf den Plan gerufen. Der kalifornische Generalstaatsanwalt Rob Bonta warnte Anbieter eindringlich davor, für Wohnungen und andere Unterkünfte Wucherpreise zu verlangen. "Preistreiberei ist illegal", sagte er. "Wir werden Euch zur Rechenschaft ziehen. Wir werden Strafverfahren einleiten", wandte Bonta sich an die Missetäter und machte deutlich, dass ihnen bis zu einem Jahr Haft und 10.000 Dollar Strafe drohten.

"Das verheißt nichts Gutes"

Tatsächlich dürfen Anbieter ihre Preise laut Gesetz höchstens um zehn Prozent anheben, wenn wie im Fall der Brände rund um Los Angeles der Notstand ausgerufen wurde. Dies gilt sowohl für kleine Anbieter als auch für große Unternehmen, in deren Suchmasken die Preise sich nach Angebot und Nachfrage richten. Alle Anbieter müssten die Zehn-Prozent-Grenze wegen des Notstands einhalten, betonte Bonta. "Und wenn das bedeutet, dass Sie von ihrem Algorithmus abweichen müssen, dann weichen Sie von ihrem Algorithmus ab."

Für Brian treffen Bontas Ermahnungen allerdings nicht den Kern des Problems. Der 69-jährige Rentner, der seinen Nachnamen nicht nennen will und seit der Ausbreitung der Brände in seinem Auto schläft, lebte zwei Jahrzehnte lang in einem Apartmenthaus in Pacific Palisades mit gesetzlich gedeckelten Mieten. Durch das Feuer hat er nicht nur seine Wohnung verloren, sondern auch den Schutz vor unkontrollierten Mietsteigerungen.

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Brian fürchtet, dass er mit seiner Rente nicht weit kommt in einer Stadt, in der sich die Mieten in den vergangenen zehn Jahren bereits verdoppelt haben. Die Zerstörung zahlreicher Wohnhäuser durch die Waldbrände dürfte den Anstieg der Mieten nun noch weiter befeuern.

"Ich bin zurück auf dem Markt mit Zehntausenden anderen Menschen", sagt Brian über seine bevorstehende Wohnungssuche. "Das verheißt nichts Gutes."

Quelle: ntv.de, hny/AFP

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