Architekt belastet Limburger Bischof schwer Zwangsverwalter für Tebartz-van Elst?
14.10.2013, 13:42 Uhr
Der Bischof steht immer mehr unter Druck.
(Foto: dpa)
Es wird teuer für den Limburger Bischof Tebartz-van Elst. Das Bistum rechnet mit Mehrkosten in Millionenhöhe für die Residenz, der Architekt belastet den Kirchenmann schwer. Er habe alles gewusst. In Rom fallen nun die Würfel - womöglich für eine Zwangsverwaltung.
Was wird aus Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst? Im Skandal um den Limburger Bischof steht womöglich eine Entscheidung im Vatikan bevor. Der 53-Jährige ist in Rom, wo er mit Papst Franziskus über seine Zukunft reden will. Ob er von Franziskus überhaupt empfangen wird, ist nicht klar. Deutlich ist jedoch das Zeichen, das Tebartz-van Elst mit der Wahl seines Fluges aussendet: Er buchte und nutzte ein Ticket des Billigfluganbieters Ryanair, mit dem er am Sonntagmorgen ab Frankfurt-Hahn nach Italien reiste.
Tebartz-van Elst steht seit Wochen wegen der enormen Kosten für den Neubau seiner Bischofsresidenz sowie einem Erste-Klasse-Flug nach Indien unter Druck. Außerdem hat die Staatsanwaltschaft Hamburg einen Strafbefehl wegen zweifacher falscher eidesstattlicher Versicherung gegen ihn beantragt.
"Es gab keine Kostenexplosion"
Der Architekt des Projektes, Michael Frielinghaus, belastete Tebartz-van Elst schwer. Er sagte der "SZ", der Bischof habe als Bauherr von Anfang an gewusst, "was da für Kosten auf ihn zukommen". Frielinghaus habe sich bereits Ende 2010 über die damals öffentlich genannte Summe von 5,5 Millionen Euro gewundert. Der Bischof und seine Mitarbeiter wussten demnach, dass der tatsächliche finanzielle Aufwand bei 31 Millionen Euro liegt. "Der Bau verlief planmäßig. Es gab keine Kostenexplosion", so der Architekt. Als sein Büro im Mai 2010 den Auftrag für den Bischofssitz übernommen habe, sei klar gewesen, dass das Projekt zu der damals öffentlich genannten Summe von 2,5 Millionen Euro nicht zu realisieren sei.
Der Sprecher des Vermögensverwaltungsrats, Jochen Riebel, bezeich nete Tebartz-van Elst erneut als Lügner. Er bestätigte Medienberichte, wonach der Bischof intern gesagt habe, die immensen Kosten für seine Residenz dürften niemals öffentlich werden.
Doch es kommt womöglich noch dicker: Die Limburger Stadtverwaltung rechnet der "Welt" zufolge zusätzlich zu den veranschlagten 31 Millionen Euro für den Bischofssitz mit Folgekosten in Millionenhöhe - wegen Schäden in der direkten Umgebung der Residenz, die durch die Baumaßnahmen entstanden sind. Die Gesamtkosten könnten so auf 40 Millionen Euro steigen.
Zwangsverwalter für Diözese?
Als Konsequenz könnte Tebartz-van Elst eine Art Zwangsverwalter bekommen. Es gebe mehrere Szenarien, sagte der Leiter der deutschsprachigen Redaktion von Radio Vatikan, Pater Bernd Hagenkord. Neben einem Rücktrittsangebot gebe es eine zweite Möglichkeit: "Es könnte auch einen so genannten Co-Adjutor geben, also eine Art Zweit-Bischof, der die Amtsgeschäfte mit übernimmt."
Zudem sei auch eine apostolische Visitation denkbar, "also dass der Papst eine Untersuchungskommission bestimmt", so Hagenkord. Allerdings gibt es bereits eine Prüfgruppe der Deutschen Bischofskonferenz. Wann sie Ergebnisse vorlegen wird, ist nicht bekannt.
Bundeskanzlerin Angela Merkel wertet die Affäre um den Bischof als sehr belastend für Katholiken. Im Bistum Limburg sei für jeden erkennbar eine sehr schwierige Situation entstanden, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert. Für die katholischen Christen dort und ihre Kirche sei das eine große Belastung.
Neben Tebartz-van Elst ist auch der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, in Rom. Er will im Vatikan mehrtägige Gespräche führen. Dabei will er mit dem Heiligen Vater auch den Fall Tebartz-van Elst erörtern. Der Vatikan-Besuch Zollitschs war allerdings bereits seit Längerem geplant. Er flog also nicht ausschließlich aus aktuellem Anlass in den Süden.
"Kirche trägt den Schaden"

Soll der Limburger Bischof aus dem Amt scheiden?
Tebartz-van Elst dagegen hatte sich in den vergangenen Tagen zu der Reise entschlossen, nachdem die Vorwürfe wegen seiner Amtsführung immer heftiger geworden waren. Es sei für den Bischof selbstverständlich, "dass die Entscheidung über seinen bischöflichen Dienst in Limburg in den Händen des Heiligen Vaters liegt", erklärte das Bistum.
Dietmar Heeg, Beauftragter der Deutschen Bischofskonferenz, sagte bei n-tv, der Fall sei für die Kirche in Deutschland belastend. "Wenn man hört, dass ein sogenannter apostolischer Administrator eingesetzt werden soll, das wäre ein Kaltstellen des Bischofs", so Heeg. Doch niemand wisse im Moment, wie es in Rom weitergehe.
Zollitsch ging vor seinen Gesprächen in Rom nochmals klar auf Distanz zu Tebartz-van Elst. "Wir haben ein gewaltiges Glaubwürdigkeitsproblem. Und die Kirche in Deutschland trägt den Schaden", sagte er der "Bild"-Zeitung. Was Tebartz-van Elst blüht, dürfte wohl klar sein: Rücktritt. Ein Bischof der römisch-katholischen Kirche kann zwar nicht selbst darüber entscheiden, laut Kirchenrecht dem Papst aber seinen Amtsverzicht anbieten.
Dass Papst Franziskus die Rücksicht auf die Armen dieser Welt zu einem Schlüsselinhalt seines Pontifikats gemacht hat, könnte eine Begegnung des Kirchenoberhauptes mit dem protzenden Prediger aus Limburg entsprechende Würze verleihen.
Der Trierer Bischof Stephan Ackermann legte dem Glaubensbruder den Rücktritt bereits offen nahe. "Die Situation ist ja so eskaliert, dass man sagen muss, der Bischof Franz-Peter kann im Grunde in Limburg nicht mehr arbeiten", sagte er. "Ein Bischof braucht ja auch Akzeptanz." Wenn aber die Akzeptanz der Gläubigen schwinde, könne ein Bischof nicht mehr als Seelsorger arbeiten.
Der Präsident des Deutschen Caritasverbandes, Peter Neher, sagte, das Spendenaufkommen für seine Organisation gehe wegen des Skandals zurück. Zahlreiche frühere Spender hätten dies in persönlichen Briefen zum Ausdruck gebracht und das Verhalten des Limburger Bischofs als Grund genannt. Beziffern lasse sich das gesamte Ausmaß aber noch nicht, sagte eine Caritas-Sprecherin. Die Der Caritasverband ist der Dachverband der organisierten Caritas und Wohlfahrtsverband der römisch-katholischen Kirche in Deutschland.
Quelle: ntv.de, rpe/dpa