Elbphilharmonie landet vor Gericht Hamburg will 66 Millionen von Hochtief
18.11.2011, 14:27 Uhr
Ein Modell der Elbphilharmonie: Die Stadt Hamburg und Hochtief schieben sich gegenseitig die Schuld an der Bauzeitverlängerung zu und treffen nun vor Gericht aufeinander.
(Foto: picture alliance / dpa)
Das Debakel um die Elbphilharmonie und die Suche nach Schuldigen nimmt seinem Lauf. Die Hansestadt und das Bauunternehmen Hochtief sind heftig zerstritten und fechten nun vor Gericht. Hamburg will Hochtief wegen der Bauverzögerungen und der Kostenexplosion um rund 66 Millionen Euro erleichtern.
Das Chaos um die Elbphilharmonie beschäftigt jetzt das Hamburger Landgericht. Die Hansestadt lässt prüfen, wer für die massive Bauzeitverzögerung und damit auch die Kostenexplosion verantwortlich ist. Nach diversen Terminverzögerungen hat die Stadt die aktuelle Bauzeitverlängerung mit 14 Monaten beziffert, drei davon nimmt sie aufgrund von Planungsänderungen auf ihr Konto. Für die verbleibenden elf Monate will sie dem Konzern eine ordentliche Rechnung schreiben: Pro Tag Verzögerung soll Hochtief 200.000 Euro zahlen – das wären rund 66 Millionen Euro.

Pierre de Meuron wird im Parlamentarischen Untersuchungsausschuss angehört.
(Foto: picture alliance / dpa)
Unterdessen hat Star-Architekt de Meuron sowohl den Baukonzern als auch die Stadt für Fehler verantwortlich gemacht. So kritisierte er die verfrühte Ausschreibung des Projekts, vor Erteilung einer Baugenehmigung. Das Projekt sei noch nicht in Tiefe beschrieben gewesen. Wenn man ein Auftrag erteile, müssten die Grundlagen "knallhart und präzise" definiert werden. "Damals ist es versäumt worden, die Weichen für den Projekterfolg richtig zu stellen." Erstaunlich sei auch, dass in der Schlussphase des Bieterverfahrens nur zwei Kandidaten beteiligt waren. Bei einem derartigen Projekt hätte es de Meuron zufolge mindestens drei Bieter geben müssen.
Anfänglich sollte der Bau 77 Millionen kosten
Kostenexplosion und Bauzeitverlängerung sorgen seit Jahren für Ärger bei der Elbphilharmonie. Wie viel der Steuerzahler letztendlich bezahlen wird, ist noch völlig offen. Laut der ersten Machbarkeitsstudie sollten es 77 Millionen Euro sein. Zuletzt lag der öffentliche Anteil bei mindestens 323 Millionen Euro. Die endgültige Summe ist aber weiter unklar.
Nochmal eineinhalb Jahre drauf
Ursprünglich sollte das Konzerthaus 2010 eröffnet werden. Dann wurde es Ende November 2011. Vor wenigen Monaten nannte Hochtief schließlich April 2014 als möglichen Termin. Vermutlich kann aber auch dieses Datum nicht eingehalten werden. "Trotz meiner langjährigen Erfahrung mit Großprojekten muss ich ihnen sagen, dass ich das in dieser Art und Weise noch nicht erlebt habe", erklärte de Meuron. "Mit harten Bandagen wird auch anderswo gekämpft, aber das hier ist mir neu."
Das Architekten-Duo Jacques Herzog & de Meuron, die auch die Münchener Allianz-Arena und das Pekinger Olympiastadion entworfen haben, hatten im Juni 2003 den ersten Entwurf der Elbphilharmonie präsentiert. De Meuron gab an, trotz aller Widrigkeiten weiter hinter dem Bauwerk zu stehen: "Die Schmerzgrenze ist noch nicht erreicht. Wir glauben an das Projekt und das Projekt braucht uns."
Quelle: ntv.de, dpa