Politik

Fentanyl 200 Mal stärker als Morphium

Im Moskauer Geiseldrama haben die Behörden nach Angaben von Gesundheitsminister Juri Schewtschenko ein Gas eingesetzt, in dem Fentanyl als "aktive Substanz" enthalten war. Als Narkose-Mittel ist Fentanyl auch in Deutschland erhältlich, Patienten brauchen statt eines einfachen Rezeptes eine spezielles Betäubungsmittelrezept.

Fentanyl (auch Phentanyl) ist eine kurz, aber rasch wirkende Opium-ähnliche Substanz mit schweren Nebenwirkungen. Es ähnelt Morphium (Morphin), wirkt aber etwa 200 Mal stärker. Üblicherweise wird Fentanyl durch Spritzen verabreicht, möglich sind aber Lutschtabletten oder auch Membranpflaster für chronische Schmerzpatienten - und ein Einsatz in kleinen Sprühdosen. Direkt eingenommen, tritt die Wirkung - Betäubung und Ruhigstellung - bereits nach wenigen Sekunden ein. Sie hält bis zu einer halben Stunde an.

Dem Hamburger Chemie- und Biowaffenexperten Jan van Aken zufolge werden auf Fentanyl beruhende Medikamente unter anderem in der Tiermedizin eingesetzt: Damit können demnach sogar Elefanten betäubt werden.

Als typische Nebenwirkung starker Opioide kann auch Fentanyl vor allem zu Atemdepression führen; gewarnt wird unter anderem auch vor Blutdruckabfall, Übelkeit, Erbrechen und allergischen Reaktionen. Nicht angewandt werden darf es bei Menschen mit Herzrhythmusstörungen mit Pulsverlangsamung, bei Kindern unter zwölf Jahren sowie schwangeren und stillenden Frauen.

Wird Fentanyl bei Operationen eingesetzt, müssen die Patienten wegen der möglichen Atemnot ständig überwacht werden. Zur Stelle sein sollen dann eine Reanimationsausrüstung und ein Gegenmittel: Naloxon, das Gerüchten zufolge in den Krankenhäusern auch den befreiten Geiseln von Moskau verabreicht wurde. Möglicherweise erhielten auch die beim Sturm auf das Musical-Theater eingesetzten Spezial-Streitkräfte vorab Naloxon. Die vor Ort eingesetzten Rettungskräfte waren dagegen offenbar nicht damit ausgestattet.

Mit Hilfe von Molekülmodifikationen wurden der Website www.drogen-wissen.de zufolge vor allem in den USA Designerdrogen aus Fentanyl hergestellt - darunter Methylfentanyl ("China White"), das noch zehnfach wirksamer ist. Bei Überdosierung seien Fälle von schwerer Atemdepression und Koma bekannt geworden.(AFP)

Quelle: ntv.de

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