Trauer um erfahrenen Helfer Acht Verdächtige gefasst
09.03.2007, 07:13 UhrIn Afghanistan sind am Freitag acht Männer in Verbindung mit dem Mord an einem deutschen Mitarbeiter der Welthungerhilfe festgenommen worden. Sechs der Männer würden verdächtigt, direkt an der Tötung des Mannes teilgenommen zu haben, sagte Gouverneur der Provinz Sar-e-Pul, Sayed Mohammad Iqbal Munib. "Es war eine organisierte Terror-Attacke, sie wollten die Sicherheit in der Provinz stören", fügte er hinzu.
Der Helfer, der am Aufbau von Krankenhäusern und anderen Entwicklungsprojekten beteiligt war, war am Donnerstag von Bewaffneten an einer Straße in der Provinz Shar-i-Pul erschossen worden. Die Bundeswehr bestätigte, die Leiche des Mannes erhalten zu haben. Sie solle nun aus dem Land geflogen werden. In Afghanistan sind derzeit knapp 3000 deutsche Soldaten stationiert.
"Ideologische Motive" vermutet
Bei dem Ermordeten handelt es sich um einen 65 Jahre alten Bauingenieur aus Weikersheim in Baden-Württemberg. Das teilte der Generalsekretär der Deutschen Welthungerhilfe, Hans-Joachim Preuß, am Freitag in Berlin mit. Dieter Rübling sei für einen Drei-Monats-Einsatz in Afghanistan gewesen und habe eine langjährige Erfahrung in der internationalen Entwicklungszusammenarbeit gehabt. Die Hilfsorganisation geht nach bisherigen Erkenntnissen nicht von einem Raubüberfall aus, sondern vermutet "ideologische Motive". Allerdings müssten die genauen Umstände der Tat noch geklärt werden, hieß es.
Der Deutsche hatte bei einem Kurzzeiteinsatz gemeinsam mit einheimischen Ingenieuren und Mitarbeitern Baustellen inspizieren wollen. Die Männer waren in zwei Fahrzeugen in der Provinz Sar-e-Pul unterwegs, als sie von Bewaffneten gestoppt wurden. Die Afghanen wurden wegen ihrer Tätigkeit für eine ausländische Organisation beschimpft, dann aber laufen gelassen. Der Deutsche wurde erschossen. Es ist der erste deutsche Entwicklungshelfer, der seit dem Sturz der Taliban Ende 2001 in Afghanistan getötet wurde.
Die Welthungerhilfe baut im Norden Afghanistans Schulen, Brücken und Krankenhäuser wieder auf.
Bundestag gedenkt des Ermordeten
Der Bundestag gedachte zum Auftakt der Debatte über den Einsatz von Tornado-Aufklärungsflugzeugen in Afghanistan des ermordeten deutschen Entwicklungshelfers. Entwicklungshilfeministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD) sagte am Freitag unter dem Beifall des gesamten Plenums, die Arbeit der Aufbauhelfer in Afghanistan genieße Respekt und Dank. Die Ministerin forderte die afghanischen Behörden auf, die Mörder des Mitarbeiters der Welthungerhilfe zu stellen und zu bestrafen.
Hilfe nicht in Frage stellen
Deutsche Außenpolitiker warnten unterdessen parteiübergreifend vor einer Vernachlässigung von Entwicklungsprojekten in dem Land. "Das vernetzte Konzept aus militärischem Schutz und zivilem Aufbau ist richtig", sagte der Unions-Außenexperte Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) der "Berliner Zeitung". Ähnlich äußerte sich der SPD-Abgeordnete Niels Annen. So tragisch der Mord auch sei, könne dennoch nicht ausgeschlossen werden, dass sich derartige Anschläge wiederholten. "Man kann nicht hinter jeden Entwicklungshelfer einen Soldaten stellen", sagte Annen. Wieczorek-Zeul (SPD) betonte, die Bundesregierung erwarte von den afghanischen Behörden, "dass sie alles tun, um den oder die Mörder zu fassen und einer gerechten Strafe zuzuführen".
Quelle: ntv.de