Sensationserfolg in Niederbayern Adam wird jüngster Landrat
28.11.2011, 12:17 UhrMit 23 jüngster Bürgermeister, mit 26 jüngster Landrat: Michael Adam gelingt der nächste Coup. Der junge Sozialdemokrat feiert im CSU-dominierten Niederbayern einen weiteren Überraschungserfolg und empfiehlt sich damit für höhere Ämter in Bayern oder gar im Bund.
Als Michael Adam im Jahr 2008 mit gerade mal 23 Jahren Bürgermeister im niederbayerischen Bodenmais wurde, ging nicht nur durch die Sozialdemokratie ein Raunen: Jung, schwul, Protestant und bei der SPD - bei dieser Kombination sei ein Wahlerfolg im tiefschwarzen Niederbayern doch eigentlich gar nicht möglich, hieß es bei den Genossen. Nun wurde der jüngste hauptamtliche Bürgermeister Deutschlands bei der Stichwahl am Sonntag zum Landrat im Landkreis Regen gewählt.
Seit 51 Jahren wurde der an der Grenze zu Tschechien gelegene und vom Bayerischen Wald geprägte Landkreis Regen von CSU-Männern regiert. Dass es zu vorgezogenen Neuwahlen kam, liegt in einem privaten Drama mit politischer Brisanz: Der seit 1994 amtierende Landrat Heinz Wölfl fuhr im August in Selbstmord-Absicht mit dem Auto vor einen Baum und starb. Der überaus beliebte Politiker hatte durch seine Spielsucht hohe Schulden aufgetürmt. Und die Staatsanwaltschaft ermittelt nach entsprechenden Hinweisen, ob und wenn von wem sich der Politiker womöglich schmieren ließ. Ein Ergebnis steht aber noch aus.
Skandal des Vorgängers kein Thema
Adam verzichtete im Wahlkampf darauf, den Skandal um den Landrat zu thematisieren. Er wollte aus eigener Stärke heraus wahrgenommen werden. Dies ging schon beim ersten Wahlgang mit noch fünf Bewerbern auf. Da lag er bereits mit einem deutlichen Vorsprung vor CSU-Konkurrent Helmut Plenkt. Im Duell konnte Adam Plenkt nun deutlich hinter sich lassen, der Sozialdemokrat erreichte nach Auszählung aller Stimmbezirke 57,1 Prozent der Stimmen.
Wenn ein SPD-Mann im CSU-Stammland gewinnt, ist das ein großer Erfolg. Adam münzt dies selbstbewusst auf sich und nicht etwa darauf, dass die SPD in Bayern seit der Bereitschaft von Münchens Oberbürgermeister Christian Ude zur Spitzenkandidatur bei der Landtagswahl 2013 Rückenwind verspürt. "Das ist eine Persönlichkeitswahl", sagte er vor der Abstimmung.
Blick nach Berlin?
Der am 9. Dezember 1984 geborene Sohn eines Schweißers und einer Zahnarzthelferin musste beim Wechsel in die Berufspolitik den Sprung ins kalte Wasser wagen. Sein Wahlsieg bei der Bürgermeisterwahl kam 2008 völlig überraschend, eigentlich wollte Adam sein Studium in Politik und Volkswirtschaft vor einer politischen Laufbahn beenden. Doch obwohl er kurz vor dem Abschluss stand, ließ er das Studium ruhen. "Solange man solchen politischen Ämtern nachgeht, ist ein Studienabschluss nicht möglich", sagt er. Sein Lebensgefährte müsse ohnehin schon damit leben, dass er viel Zeit für die Politik aufwende. Adam ist außer Bürgermeister auch Chef des SPD-Bezirks Niederbayern.
Dass er homosexuell ist, spiele in der Bevölkerung keine Rolle. Seine tiefkatholische Heimatregion sei, anders als manche Klischees besagen, eine aufgeschlossene Gegend, versichert er. Ob er die von ihm geliebte Heimat mal in Richtung München oder Berlin verlassen wird? Schon 2009 kandidierte Adam für den Bundestag, allerdings nur auf einem aussichtslosen Listenplatz. Nun wolle er zunächst mal Landrat werden - und könne sich dann vorstellen, dies Amt über Jahre auszufüllen.
Quelle: ntv.de, Ralf Isermann, AFP