Politik

Anschlag auf dem Sinai Ägyptische Polizisten sterben bei Überfall

Die Armee geht hart gegen Demonstranten vor - die neueste Attacke könnte ein Racheakt gewesen sein.

Die Armee geht hart gegen Demonstranten vor - die neueste Attacke könnte ein Racheakt gewesen sein.

(Foto: AP)

Ein blutiger Vorfall folgt in Ägypten dem nächsten: Erst kommen 36 Sympathisanten des gestürzten Präsidenten Mursi um. Die Häftlinge ersticken an Tränengas, als die Polizei sie am Fortlaufen hindern will. Nun melden die Behörden den Tod von mindestens 24 Polizisten. Sie sterben bei einem Überfall.

Im Norden der ägyptischen Halbinsel Sinai haben mindestens 24 Polizisten ihr Leben verloren. Sie wurden Opfer eines Überfalls aus dem Hinterhalt, teilten die Behörden mit. Nach Angaben aus Sicherheitskreisen wurden zwei Fahrzeuge in der Grenzstadt Rafah von Unbekannten mit Panzerfäusten oder Raketen angegriffen. Rafah liegt am palästinensischen Gazastreifen. Die Region gilt als Hochburg radikalislamischer Kräfte.

Erst kurz zuvor hatte das Innenministerium eingeräumt, dass viele am Wochenende getötete Muslimbrüder dem Einsatz von Tränengas zum Opfer fielen. Polizisten hatten dieses versprüht. 36 Menschen starben bei dem Vorfall. Sie hatten versucht, in der Hauptstadt Kairo aus einem Gefangenentransport zu entkommen.

Mit dem Transport sollten nach Angaben des Innenministeriums mehr als 600 Muslimbrüder und Anhänger der Islamisten von Kairo aus in ein Gefängnis am Rande der Stadt gebracht werden. Einige der Gefangenen hätten einen Polizisten überwältigt und ausbrechen wollen. Laut der Nachrichtenagentur Mena wurde der Transport von "unbekannten Bewaffneten" angegriffen, die den Gefangenen zu Hilfe kommen wollten.

Muslimbrüder verurteilen Kaltblütigkeit

Die Muslimbrüder, die den gestürzten Präsidenten Mohammed Mursi unterstützen, zeigten sich wütend: "Die Ermordung von 35 festgenommenen Teilnehmern an Demonstrationen gegen den Sturz von Präsident Mohammed Mursi zeigt die zielgerichtete Gewalt der Sicherheitskräfte", erklärten sie. Die Anhänger von Mursi, der selbst der Muslimbruderschaft entstammt, seien "das Ziel kaltblütigen Tötens".

Ägypten wird seit dem Sturz Mursis durch das Militär Anfang Juli von Protesten seiner Anhänger erschüttert. Mitte vergangener Woche eskalierte die Lage, bei blutigen Zusammenstößen zwischen Sicherheitskräften und Islamisten wurden seitdem fast 800 Menschen getötet. Die Armee bleibt kompromisslos und schlägt viele Proteste nieder: "Wir werden niemals schweigend der Zerstörung des Landes zusehen", sagte Armeechef Abdel Fattah al-Sisi.

Kleiner Ägypten-Gipfel diese Woche?

Die EU-Außenminister werden an diesem Mittwoch in Brüssel bei einem Sondertreffen über die Ägyptenkrise beraten. Das berichteten Diplomaten am Rande von Krisenberatungen der ständigen EU-Vertreter der Mitgliedstaaten. Topdiplomat Bernardino Leon erläuterte, die Union der 28 Staaten arbeite daran, den gewaltsamen Konflikt zwischen Regierung und Muslimbrüdern mit Hunderten Toten zu entschärfen. "Es wird nicht einfach sein", so der EU-Vermittler. "Es ist eine sehr schwierige Lage. Einfache Lösungen gibt es nicht."

Debattiert werden ein Stopp von Waffenlieferungen oder die Sperre von geplanten Hilfsgeldern und -krediten. Üblicherweise gibt es keine EU-Ministertreffen im August. Doch die Krise duldet keinen Aufschub bis zum September.

Die EU hatte im vergangenen Jahr ein Hilfspaket von insgesamt fünf Milliarden Euro in Aussicht gestellt. Dem Vernehmen nach wird aber zur Zeit kaum Geld ausgezahlt, da entweder die Bedingungen nicht erfüllt sind oder die Ägypter keine Anträge stellen. Die EU und das arabische Land sind seit 2004 über ein Assoziationsabkommen verbunden.

In den USA ist eine zunehmende Zahl von Politikern der Ansicht, dass die Militär- und Wirtschaftshilfe in Höhe von 1,5 Milliarden Dollar für das Land ausgesetzt werden sollte. Italien hat angeregt, keinerlei Waffen mehr aus der EU nach Ägypten zu liefern. Die EU-Staaten genehmigten nach offiziellen Angaben im Jahr 2011 den Export von Waffen und Militärgütern im Wert von 303 Millionen Euro nach Ägypten.

Quelle: ntv.de, jtw/AFP/rts/dpa

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