Politik

"Peking ist ein Albtraum" Ai Weiwei schweigt nicht mehr

Der chinesische Künstler und Bürgerrechtler Ai Weiwei lässt sich den Mund nicht verbieten. Mit scharfer Kritik am Rechtssystem des kommunistischen Landes provoziert er die Mächtigen. Peking sei ein "dauerhafter Albtraum", prangert er die Willkür der chinesischen Behörden an.

Gut zwei Monate nach seiner Haftentlassung hat der chinesische Dissident Ai Weiwei sich erstmals in der internationalen Presse geäußert und die Justiz seines Landes als unberechenbar kritisiert. "Das Schlimmste in Peking ist, dass das Rechtssystem nicht vertrauenswürdig ist", schrieb der 54-Jährige im US-Magazin "Newsweek". "Ohne Vertrauen kann man nichts identifizieren, es ist wie in einem Sandsturm". Seine Festnahme im April habe ihm deutlich gemacht, dass er nur eine Nummer in einem anonymen System sei, "das uns Grundrechte verweigert".

Ai Weiwei im Juni nach seiner Freilassung.

Ai Weiwei im Juni nach seiner Freilassung.

(Foto: REUTERS)

"Es gibt viele geheime Orte, an die Menschen ohne Identität gebracht werden, ohne Namen, nur mit Nummern versehen", kritisierte Ai. Nur die eigenen Familien bemerkten überhaupt, wenn jemand verschwinde, erhielten aber von den Behörden keine Informationen, wenn sie nachfragten. "Peking ist ein Albtraum, ein dauerhafter Albtraum", schrieb der Künstler. Während seiner Haft habe seine Frau in Briefen und Anrufen "täglich" nach seinem Aufenthaltsort gefragt, aber keine Antworten bekommen.

Peking sei eine "Stadt der Gewalt", schrieb Ai im Internet. Die Regierung gehe nicht genug gegen die wuchernde Korruption vor. Zudem bemängelte Ai die Politik gegenüber den Wanderarbeitern. "Jedes Jahr kommen Millionen nach Peking, um Brücken, Straßen und Häuser zu bauen. Sie sind Pekings Sklaven", empörte sich Ai. "Wem gehören die Häuser? Denen, die zur Regierung gehören, den Bossen der Kohlekonzerne, den Chefs der großen Firmen. Sie kommen nach Peking, um Geschenke zu verteilen - und das Ergebnis ist, dass die Restaurants und Karaoke-Bars und Saunen reich werden."

Brural Machtdemonstration

Ai Weiwei wurde am Pekinger Flughafen verhaftet und 80 Tage wegen angeblicher Steuervergehen festgehalten. Aus Sicht seiner Familie diente der Vorwurf aber nur dazu, den Regimekritiker zum Schweigen zu bringen. Vor seiner Festnahme hatte er die Führung Chinas unter anderem als "Gangster" bezeichnet.

Wegen guter Führung und aus gesundheitlichen Gründen wurde . Er soll Steuerhinterziehung eingeräumt und sich zu Nachzahlungen bereit erklärt haben. Das Steueramt fordert jetzt Steuern und Bußgelder in Höhe von umgerechnet 1,3 Millionen Euro von ihm. Ohne Erlaubnis darf er Peking derzeit nicht verlassen und keine Interviews geben. Es sind kaum Details über seine Haft bekannt. In Twitter-Botschaften äußerte er sich in jüngster Zeit aber weiter regierungskritisch.

Quelle: ntv.de, dpa/AFP

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