Abtrünnigen-Liste Al-Sadr meldet sich
19.02.2007, 12:22 UhrDer seit Wochen abgetauchte radikale Schiiten-Führer Moktada al-Sadr hat der irakischen Regierung eine Namensliste von Milizionären übergeben, die eigenmächtig Gewalttaten verüben.
Haidar al-Obeidi von der schiitischen Dawa-Partei sagte der irakischen Zeitung "Al-Baijana Al-Jadida": "Al-Sadr hat klar gesagt, dass er nicht für alle Aktionen der Mahdi-Armee verantwortlich ist und dass er diese zum Teil verurteilt." Die Mahdi-Armee ist die Miliz der Sadr-Bewegung. Sie steht im Verdacht, an der Entführung und Ermordung von Sunniten beteiligt zu sein. Die Sadr-Bewegung hat vor allem in den städtischen Armenvierteln viele Anhänger hat, ist mit sechs Ministern an der Regierung beteiligt.
Al-Obeidi, der zu der Partei von Ministerpräsident Nuri al-Maliki gehört, erklärte zu den Spekulationen um den Aufenthaltsort Al-Sadrs: "Wir haben keine Informationen darüber, ob sich Al-Sadr im Irak aufhält oder nicht, aber wir haben ihn nicht getroffen und wir haben auch von keinem anderen gehört, der ihn in den vergangenen drei Wochen getroffen hätte."
Die US-Streitkräfte hatten vergangene Woche mitgeteilt, Al-Sadr sei in den Iran geflohen. Die Sadr-Bewegung und die iranische Führung bestreiten dies. Al-Obeidi erklärte, die US-Streitkräfte wollten Al-Sadr mit derartigen Gerüchten aus seinem Versteck locken. "Die Amerikaner wollen ihn zu Fall bringen, und wenn er sich nicht in der Öffentlichkeit zeigt, dann sagen sie, dieser Mann versteckt sich und ist geflohen."
Ungeachtet der jüngsten Serie blutiger Anschläge zeigt sich die irakische Regierung optimistisch, dass sie den Terrorismus in den Griff bekommen wird. "Bagdad wird schon bald von den Terroristen gesäubert sein", sagte Innenminister Dschawad al-Bolani derselben Zeitung. "Wer glaubt, die Regierung sei nicht in der Lage, für Sicherheit zu sorgen und das Gesetz durchzusetzen, der irrt". Bei Anschlägen starben am Montag im Irak mindestens 29 Menschen, rund 65 wurden verletzt.
Am Vortag hatten zwei Selbstmordattentäter auf einem Markt in Bagdad 65 Menschen mit in den Tod gerissen und 120 Zivilisten verletzt. Ministerpräsident Al-Maliki sagte am Montag: "Dieses Verbrechen beweist, dass die Täter es nicht schaffen, die Streitkräfte direkt anzugreifen, denn diese sind entschlossen, die Terroristen in ihren Löchern auszuräuchern."
Nach Angaben des Innenministeriums detonierte am Montag ein Sprengsatz in einem Bus im Zentrum Bagdads. Fünf Zivilisten starben. Ein Selbstmordattentäter sprengte sich in Al-Duluija mit einer Autobombe vor dem Haus eines irakischen Militärkommandeurs in die Luft und riss fünf Wachleute mit in den Tod. Bei der Explosion von zwei Sprengsätzen in der Nähe eines Marktes südlich von Bagdad starben acht Menschen, unter ihnen Polizisten. Weitere Anschläge wurden in Ramadi und Mahmudija verübt.
Quelle: ntv.de