Schuh-Fabrik boomt Al-Saidi vor Gericht
22.12.2008, 16:14 UhrDer Prozess gegen den als Schuhwerfer von Bagdad berühmt gewordenen irakischen Journalisten Montasser al-Saidi beginnt am 31. Dezember. Das verlautete aus Gerichtskreisen in Bagdad. Der 28-Jährige hatte US-Präsident George W. Bush vor über einer Woche auf einer Pressekonferenz in Bagdad mit seinen Schuhen beworfen.
Die irakische Staatsanwaltschaft wirft ihm nun "Angriff auf ein ausländisches Staatsoberhaupt" vor. Das entsprechende Gesetz aus dem Jahr 1969 sieht eine Haftstrafe von 5 bis 15 Jahren vor. Es wurde allerdings noch nie angewandt. Al-Saidi befindet sich seit den Schuhwürfen in Untersuchungshaft. Seine ungewöhnliche Protestaktion gegen den Führer der mächtigsten Nation der Welt löste im Irak und in anderen arabischen Ländern eine massive Solidarisierungswelle aus.
Al-Saidi wurde inzwischen von seinem Bruder in der Untersuchungshaft besucht. "Ich war der erste Mensch, der dem Mann, der Bush mit Schuhen beworfen hat, die Hand geküsst hat", sagte Odai al-Saidi. Sein Bruder habe im Gesicht und am Körper blaue Flecken aufgewiesen. Wie er ihm sagte, sei er nach der Festnahme von den Leibwächtern des irakischen Ministerpräsidenten Nuri al-Maliki zusammengeschlagen worden. Der Regierungschef hatte bei der Pressekonferenz neben Bush gestanden und keine Miene verzogen, als sich der amerikanische Gast geschickt vor den ledernen Wurfgeschossen wegduckte.
Nach Odai al-Saidis Worten wurde sein Bruder von Al-Malikis Leibwächtern zunächst an einen unbekannten Ort in der schwer bewachten Grünen Zone von Bagdad gebracht und dort 24 Stunden lang gefoltert. Er sei gefesselt und mit Brechstangen und Elektroschockern misshandelt worden, wobei ihm auch ein Zahn ausgeschlagen worden sei. Seine Peiniger hätten von ihm wissen wollen, wer ihn mit der Protestaktion "beauftragt" habe. Er aber habe nur geantwortet, dass er dies "für das irakische Volk" getan habe.
Schuh-Fabrik brummt
Seit dem Schuhwurf wird der Istanbuler Produzent der Schuhe von Bestellungen überflutet. "Seit dem Tag des Zwischenfalls haben wird bis heute Mittag Bestellungen für 370.000 Paar erhalten", sagte Verkaufsleiter Serkan Türk von der Firma Baydan. Für gewöhnlich habe das Unternehmen einen Jahresabsatz von 15.000 Paar Schuhen. "In der Schuhbranche muss man schnell reagieren", sagte Türk. "Wir haben hundert zusätzliche Arbeiter eingestellt, um den Bedarf zu decken."
Die Bestellungen gehen laut Türk aus allen möglichen Ländern ein, vor allem aus dem Irak. Auch ein US-Unternehmen habe 19.000 Paar des Modells 271 bestellt, erläuterte Türk. Dieses Modell mit Kunststoffsohlen sehe schwerer aus als es sei, sagte der Hersteller. Jeder Schuh wiege rund 300 Gramm. Baydan liefert die Schuhe für knapp 20 Euro aus. Türk sagte, er sei "in jeder Hinsicht" von dem Schuhwurf Saidis begeistert.
Quelle: ntv.de