Politik

Paketbombenanschläge in Rom Anarchisten bekennen sich

Carabinieri vor der Schweizer Botschaft in Rom.

Carabinieri vor der Schweizer Botschaft in Rom.

(Foto: dpa)

In Rom detoniert ein Sprengsatz in der Schweizer Botschaft, ein weiterer wenige Stunden später in der chilenischen Vertretung. Bei den Explosionen wird jeweils ein Mensch verletzt. Zu den Anschlägen bekennt sich die italienische Anarchistengruppe "Federazione Anarchica Informale".

Eine italienische Anarchistengruppe hat sich zu den beiden Anschlägen mit Briefbomben in Rom bekannt. Ihr Bekennerschreiben habe sich in einer kleinen Schachtel befunden. Diese lag neben einem der beiden Botschaftsmitarbeiter, die bei den Explosionen verletzt wurden, meldet die italienische Nachrichtenagentur Ansa. Bei der Gruppe handele es sich um die "Federazione Anarchica Informale".

"Wir haben uns entschlossen, von neuem unsere Stimme zu Gehör zu bringen, mit den Worten und den Taten", heißt es in dem Schreiben. "Wir zerstören das Herrschaftssystem." Unterschrieben wurde von einer "revolutionären Zelle" der anarchistischen Gruppe.

Die italienischen Ermittler hatten anarchistische Kräfte als wahrscheinliche Absender der Briefbomben an die Botschaften der Schweiz und Chiles vermutet. Beim Öffnen waren die Päckchen explodiert, wobei je ein Angehöriger der Botschaften schwer an den Händen verletzt wurde. Für beide besteht aber keine Lebensgefahr.

Deutsche Botschaft bald verwaist

Der chilenische Botschafter steht vor seinem Dienstwagen und telefoniert.

Der chilenische Botschafter steht vor seinem Dienstwagen und telefoniert.

(Foto: AP)

In der deutschen Botschaft in Rom habe es "keine Auffälligkeiten" gegeben, sagte der Gesandte Friedrich Däuble. "Wir haben alle möglichen Sicherheitsmaßnahmen ergriffen und stehen in engem Kontakt mit den italienischen Behörden." Däuble sprach auch von einer "relativ glücklichen Lage", weil das Botschaftsgebäude nun in den nächsten drei Tagen wegen der Weihnachtsfeiertage nahezu verwaist sein wird.

Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes in Berlin sagte, die Maßnahmen in der Deutschen Botschaft in Rom seien erneut angepasst worden. Generell seien die Schutzvorkehrungen an deutschen Auslandsvertretungen sehr hoch.

Erst Anfang November hatten europaweit verschickte Paketbomben für Aufregung gesorgt. Damals erhielten mehrere Botschaften in der griechischen Hauptstadt Athen sowie das Kanzleramt in Berlin Paketbomben. Auf dem Flughafen der italienischen Stadt Bologna ging damals ein Paket in Flammen auf, das an Italiens Regierungschef Silvio Berlusconi adressiert war. Urheber sollen seinerzeit griechische Linksextremisten gewesen sein.

Ähnlichkeit mit griechischen Bomben

Nach italienischen Medienberichten arbeitet die griechische Polizei mit den Fahndern in Rom zusammen. Die in Rom entdeckten Sprengkörper wiesen Ähnlichkeiten mit den Briefbomben auf, die vor einigen Wochen in Griechenland aufgetaucht waren.

Ins Visier der römischen Ermittler waren aber sofort italienische Anarchisten geraten, denen es möglicherweise um drei in der Schweiz festgenommene Gesinnungsgenossen ging: Constantino Ragusa, Silvia Guerini und Luca Bernasconi. Bernasconi stammt aus dem schweizerischen Tessin, hat aber seinen Wohnsitz in Italien. Die drei sollen am 15. April unter dem Verdacht verhaftet worden sein, einen Anschlag auf den Schweizer Sitz des US-amerikanischen IT-Konzerns IBM vorbereitet zu haben.

Zitiert wurden in italienischen Medien zudem Schweizer Behörden, wonach das Trio einer öko-terroristischen Gruppe mit dem Namen "Il Silvestro" angehöre. In ihrem Wagen seien damals beachtliche Mengen an Sprengstoff gefunden worden.

"Überall war Blut"

Der chilenische Botschafter in Italien, Oscar Godoy, äußerte sich tief bestürzt. "Was in unserer Botschaft passiert ist, war ein Akt des Terrorismus, absolut irrational und brutal", sagte Godoy. Das Päckchen sei an die Kulturabteilung der Botschaft adressiert gewesen. "Uns ist unerklärlich, warum wir auf diese Art und Weise angegriffen wurden", sagte der Diplomat: "Überall war Blut."

In den vergangenen Wochen war immer wieder vor islamistischen Terroranschlägen in Europa gewarnt worden. Erst am Dienstag hatte ein verdächtiges Päckchen in Roms U-Bahn für Aufregung gesorgt. Bürgermeister Gianni Alemanno gab wenige Stunden später jedoch Entwarnung. Das Päckchen sei nicht explosiv gewesen.

In Deutschland hatte Innenminister Thomas de Maizière Mitte November vor Anschlägen islamistischer Terroristen gewarnt. Als Folge wurden die Sicherheitsvorkehrungen an Flughäfen, Bahnhöfen und Grenzen deutlich verschärft. Ende Oktober war eine im Jemen aufgegebene Paketbombe auf dem Köln-Bonner Flughafen für den Weiterflug umgeladen und erst in Großbritannien entdeckt worden.

Quelle: ntv.de, dpa

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