Für ehrenvollen Abzug Angebot vom Taliban-Chef
30.09.2008, 11:51 UhrTaliban-Chef Mullah Omar hat die Nato und die USA zu einem Rückzug aus Afghanistan aufgefordert und dafür ehrenvolle Bedingungen angeboten. "Überdenken Sie Ihre falsche Entscheidung für eine falsche Besetzung und bemühen Sie sich um einen sicheren Abzug ihrer Streitkräfte", hieß es in der Botschaft, die auf einer Internetseite der Extremisten veröffentlicht wurde und nach Taliban-Angaben von dem Anführer stammt.
"Wenn Sie das Land verlassen, können wir eine vernünftige Gelegenheit dafür arrangieren." Sollte die Besetzung aber fortgesetzt werden, "werden Sie wie die ehemalige Sowjetunion in allen Teilen der Welt geschlagen werden". Die Sowjetunion war 1979 in Afghanistan einmarschiert, um eine marxistische Regierung durchzusetzen. Sie zog nach einem langjährigen Guerilla-Krieg gegen die afghanischen Mudschahedin-Kämpfer zum Jahreswechsel 1988/89 wieder ab.
Mullah Omar veröffentlicht selten Mitteilungen. Omar hält sich seit dem Sturz der Taliban 2001 versteckt. Auf ihn ist ein Kopfgeld von 25 Millionen Dollar ausgesetzt. Auch Al-Kaida-Chef Osama bin Laden hat dem Westen wiederholt ein Ende von Anschlägen angeboten, wenn die Staaten ihren angeblichen "Krieg gegen die Muslime" stoppten. Die westlichen Regierungen haben dies immer zurückgewiesen.
Gegenangebot
Der afghanische Präsident Hamid Karsai forderte Omar umgekehrt zu Friedensverhandlungen auf. "Mein teurer Bruder, - komme zurück in dein Heimatland und arbeite für den Frieden und das Wohl deines Volkes und höre auf, deine Brüder zu töten", sagte Karsai vor Journalisten. Er garantiere auch für die Sicherheit von Omar und anderer ranghoher Taliban-Mitglieder, die Frieden mit den ausländischen Truppen schließen wollten.
Gleichzeitig dementierte Karsai Berichte, wonach es bereits zu Verhandlungen zwischen der afghanischen Regierung und Taliban-Vertretern in Saudi-Arabien gekommen sei. Allerdings habe er den saudischen König um Vermittlungshilfe gebeten. Saudi-Arabien zählt zu den wenigen Ländern, die das Taliban-Regime in Afghanistan während der 1990er Jahre anerkannt hatten. Die Taliban wurden Ende 2001 im Zuge des US-geführten Kriegs gegen Extremisten gestürzt und kämpfen seitdem aus dem Untergrund gegen die ausländischen Truppen.
Hohe Verluste
Das Jahr 2008 ist schon drei Monate vor Jahresende für die ausländischen Truppen in Afghanistan das verlustreichste seit dem Sturz der Taliban vor sieben Jahren gewesen. Mindestens 221 Soldaten, die meisten von ihnen US-Bürger, sind nach einer Zählung der Nachrichtenagentur AFP seit Anfang des Jahres in Afghanistan ums Leben gekommen. Die Gewalt gegen afghanische und ausländische Soldaten hat dabei in den vergangenen Monaten zugenommen. Die Bundeswehr ist mit bis zu 3500 Soldaten vor allem in Nordafghanistan am Wiederaufbau des Landes beteiligt. Mitte Oktober entscheidet der Bundestag über eine Verlängerung des Mandats sowie eine Aufstockung auf dann 4500 Bundeswehrsoldaten.
Quelle: ntv.de