Irak zeigt Stärke Angriff auf Al-Sadr
25.03.2008, 17:34 UhrBei einer Großoffensive der Armee gegen schiitische Milizen in der südirakischen Ölstadt Basra sind mindestens ein Dutzend Menschen getötet worden. Unterstützt von Kampfhubschraubern gingen irakische Soldaten gegen Kämpfer der Mehdi-Miliz sowie der mit ihr rivalisierenden Gruppe SIIC vor, die seit längerem erbittert um die Macht in der Stadt kämpfen. Auch in anderen südirakischen Städten lieferten sich die Sadr-Anhänger heftige Gefechte mit der Polizei und anderen schiitischen Gruppen.
Der Militärschlag konzentrierte sich nach Angaben von Anwohnern auf sechs nördliche Stadtbezirke von Basra, die als Hochburgen der Mehdi-Armee des radikalen Predigers Moktada al-Sadr gelten, der im Süden des Landes ein schiitisches Autonomiegebiet gründen will. In der Hafenstadt waren heftige Explosionen und Maschinengewehrfeuer zu hören, über den nördlichen Stadtteilen stiegen dunkle Rauchsäulen in den Himmel. Militärvertretern zufolge wurden "zahlreiche Banditen" getötet. Milizionäre beantworteten die Attacken mit Katjuscha-Raketen und Granaten, die sie auf das Polizeihauptquartier von Basra feuerten. Auch in der südlichen Stadt Hilla kam es zu Schießereien zwischen der Miliz und der Polizei.
Al Maliki in der Stadt
Im Sadr-Viertel, der Bagdader Hochburg der Mehdi-Armee, lieferten sich deren Kämpfer Gefechte mit der schiitischen Badr-Organisation. Nach US-Militärangaben schlugen etliche Raketen der Sadr-Miliz zudem im streng gesicherten Regierungsviertel der Hauptstadt ein.
Aus Protest gegen die Militäroffensive rief Sadr die Iraker zu landesweiten Sitzblockaden auf und drohte mit einem Volksaufstand, sollten die Angriffe nicht aufhören.
Die Bedeutung der Militäroffensive für die irakische Regierung wurde durch die Anwesenheit von Ministerpräsident Nuri al-Maliki in Basra unterstrichen. Britische Truppen haben im Dezember die Macht über die strategisch wichtige Stadt an die irakische Armee abgegeben. Die meisten Staatseinnahmen stammen aus den Ölfeldern nahe Basras, zudem gilt die Hafenmetropole als Hauptumschlagplatz für Exporte über den Persischen Golf.
Zunehmende Anarchie
Die irakische Regierung ist Beobachtern zufolge erzürnt darüber, dass die Schiiten-Milizen und Schmugglerbanden die Kontrolle über das Ölgeschäft an sich reißen und Basra damit zunehmend in Anarchie versinkt. "Es wird sehr schwer für die Zentralregierung, die Kontrolle zurückzugewinnen", sagte Joost Hiltermann von der International Crisis Group in Istanbul. "Es gibt viele bewaffnete Gruppen, die darauf bedacht sind, ihren Anteil am Ölgeschäft zu behalten."
Nach Angaben aus Polizeikreisen brachten Sadr-Anhänger zudem knapp ein Drittel der ebenfalls von Schiiten dominierten Stadt Kut zwischen Bagdad und Basra in ihre Gewalt. Bei Kämpfen in der Stadt Asisija nördlich von Kut wurden nach Angaben eines Polizeichefs bis zu zehn Beamte verletzt. Die US-Armee sei gebeten worden, mit Kampfflugzeugen und Fahrzeugen bei der Rückeroberung von Kut zu helfen.
Quelle: ntv.de