Politik

"Deutsche als Besatzer" Angriff auf Konvoi

In Nordafghanistan ist erneut ein Anschlag auf Bundeswehr-Soldaten verübt worden. Niemand sei verletzt worden, sagte ein Sprecher des Einsatzführungskommandos in Potsdam. Der Sprengsatz explodiert 45 Kilometer östlich von Kundus neben einer Patrouille. An den Fahrzeugen der Soldaten hätten Splitter leichten Sachschaden verursacht. Die Wagen seien aber weiter einsatzbereit. Hinweise auf Urheber des Anschlages gebe es nicht. Es habe sich um einen selbst gebauten Sprengsatz gehandelt. Noch sei unklar, ob dieser möglicherweise aus der Ferne per Funk gezündet wurde.

Erst am Samstag war ein in Afghanistan getöteter Bundeswehr-Soldat zurück nach Deutschland gebracht worden. Ende der Woche waren zudem erstmals Zivilisten an einem Kontrollpunkt
der Bundeswehr erschossen worden.

Helfer werden Besatzer

Angesichts der tödlichen Schüsse an einer Straßensperre der Bundeswehr in Afghanistan wächst nach Ansicht von Politikern die Gefahr für die dort stationierten deutschen Soldaten. Die Folgen des "bedauerlichen Unfalls" seien "dramatisch", da jetzt die Wahrnehmung der Bundeswehr als Besatzertruppe wieder in den Vordergrund rücken könne, sagte der stellvertretende Vorsitzender der SPD-Fraktion, Walter Kolbow, der "Welt am Sonntag". Bisher habe die Truppe in Afghanistan eher den Ruf von Helfern gehabt. "Jetzt hat uns auch die 'Täterrolle' erreicht", sagte er. Doch auch wenn die Gefahr für die deutschen Soldaten wachse, gebe es keinen Grund, am Afghanistan-Einsatz der Deutschen zu zweifeln, fügte Kolbow hinzu.

Ähnlich äußerte sich der sicherheitspolitische Sprecher der Grünen, Winfried Nachtwei. "Es droht jetzt eine Eskalation der Wahrnehmung: Bundeswehr und Bevölkerung dürfen nicht immer mehr Angst voreinander bekommen. Dann steigt die Nervosität auf beiden Seiten und damit auch die Gefahr neuer Unglücke", sagte er dem Blatt.

Der SPD-Außenpolitiker Niels Annen warnte vor einer Vorverurteilung. "Noch gibt es keine Hinweise, dass die deutschen Soldaten Fehler gemacht haben. Wenn an einem Checkpoint nicht gehalten wird, müssen die Soldaten sich selber schützen dürfen."

Der SPD-Außenpolitiker Gert Weisskirchen forderte eine Überprüfung des Afghanistan-Mandats. "Wir müssen eine strikte und schonungslose Prüfung des Vorfalls vornehmen und gegebenenfalls entscheiden, ob die Qualität des Mandates geändert werden muss." Sollten Soldaten "aggressiv die Grenzen dieses Mandats überschritten haben", müsse dies Folgen haben.

Quelle: ntv.de

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