Sterben geht weiter Angriff auf jüdische Siedlung
20.06.2002, 09:17 UhrZwei palästinensische Terroristen sind am Donnerstagabend in eine jüdische Siedlung im Westjordanland eingedrungen und haben vier Israelis getötet, darunter zwei Kinder. Vier weitere Siedler wurden verletzt.
Wie der israelische Rundfunk berichtete, überfielen die Palästinenser die Siedlung Itamar südöstlich von Nablus und eröffneten das Feuer. Danach hätten sie sich in einem Wohnhaus verschanzt und die Bewohner als Geiseln genommen. Israelische Sicherheitskräfte stürmten an Abend das Haus. Die Palästinenser kamen dabei ums Leben.
Der Volksfront für die Befreiung Palästinas (PFLP) bekannte sich zu der Aktion, hieß es im israelischen Rundfunk. Ministerpräsident Ariel Scharon kam am Abend mit Sicherheitsberatern zusammen.
Israelis besetzen Städte
Zuvor hatte die israelische Armee auf die beiden Anschläge in Jerusalem mit weiteren Militäreinsätzen gegen die Palästinenser reagiert und drei Städte im Westjordanland wieder besetzt.
Die Armee rückte in die Stadt Bethlehem und die Flüchtlingslager Deheischeh und Betunia bei Ramallah ein, durchsuchte sie nach Extremisten und verhängte eine Ausgangssperre. Nach palästinensischen Angaben wurde auch über einen Vorort der Stadt Nablus eine Ausgangssperre verhängt.
Bei einem Gefecht in Kalkilja kamen nach Angaben der israelischen Armee zwei Soldaten ums Leben. Außerdem wurde ein Palästinenser getötet, der auf der israelischen Fahndungsliste stand. Dabei soll es sich um den örtlichen Chef der Geheimpolizei gehandelt haben.
Uneinigkeit in Israels Regierung
Ministerpräsident Ariel Scharon schloss trotz der Verurteilung der jüngsten Anschläge durch die Palästinenser-Regierung Gespräche aus, solange die Selbstmordattentate nicht aufhörten. Er nannte die Regierung von Palästinenserchef Jassir Arafat eine "Terror-Regierung", die von einer Achse des Terrors unterstützt werde - vom Iran, Syrien und dem von den USA gesuchten Extremisten Osama bin Laden.
Gegen eine dauerhafte Wiederbesetzung palästinenser Städte wandte sich Verteidigungsminister Benjamin Ben-Elieser. In einem Rundfunkinterview sagte der Minister, allerdings unterstütze er alle Maßnahmen, die die gegenwärtige Situation mit den Selbstmordanschlägen erfordere. In der Arbeiterpartei Ben-Eliesers gibt es erhebliche Widerstände gegen den Kurs des konservativen Scharon in der Koalition der nationalen Einheit.
Bei dem zweiten Selbstmordanschlag in Jerusalem innerhalb von zwei Tagen waren am Mittwoch außer dem Attentäter sechs Menschen getötet und rund 35 verletzt worden. Zu dem Anschlag bekannte sich die Brigade der El-Aksa-Märtyrer, die aus der Fatah-Bewegung von Arafat hervorgegangen ist. Erst am Dienstag waren bei einem Anschlag auf einen Bus in Jerusalem, zu dem sich die radikale Hamas-Gruppe bekannte, 19 Menschen und der Attentäter getötet worden.
Radikale arbeiten gegen Arafat
Arafat betonte in einem Stillhalteappell, der in palästinensischen Medien veröffentlicht wurde, er habe auch in der Vergangenheit immer wieder Anschläge auf israelische Zivilisten aufs Schärfste verurteilt. Sie hätten "nichts zu tun mit dem nationalen Recht auf legitimen Widerstand gegen die israelische Besatzung". Die radikalen Organisationen Hamas und Islamischer Dschihad wiesen Arafats Stillhalteappell zurück.
Annan verlangt Israels Rückzug
Unterdessen hat UN-Generalsekretär Kofi Annan Israel aufgefordert, die Besetzung und Besiedlung palästinensischen Territoriums aufzugeben. Solange Israel daran festhalte, werde es keine Lösung des Nahostkonflikts geben, sagte Annan nach einer Sitzung des Weltsicherheitsrates in New York. Gleichzeitig verurteilte er die Selbstmordanschläge gegen Israel und warf der palästinensischen Autoritätsbehörde vor, ihnen Verpflichtungen nach dem Abkommen von Oslo nicht nachzukommen.
Quelle: ntv.de