Plagiatsfall Guttenberg Anklage so gut wie vom Tisch
09.04.2011, 13:03 UhrDie Uni Bayreuth will ihren Bericht über die Plagiats-Dissertation von Ex-Minister Guttenberg nun offenbar doch veröffentlichen. Guttenbergs Anwälte versuchen, dies zu verhindern. Gute Nachrichten gibt es für den CSU-Politiker dagegen aus Hof: Die Staatsanwaltschaft will eine Anklage gegen Guttenberg offenbar vermeiden.

Peinlich für den Verfasser, peinlich für die Uni: Die Dissertation ist zu großen Teilen einfach abgeschrieben.
(Foto: dpa)
Die Universität Bayreuth will trotz der Intervention von Karl Theodor zu Guttenberg ihre Untersuchungsergebnisse über die Doktorarbeit des Ex-Verteidigungsministers veröffentlichen. "Wir wollen eine klare Aussage zum wissenschaftlichen Fehlverhalten zu Guttenbergs treffen und das Thema öffentlich aufarbeiten", sagte Unisprecher Frank Schmälzle.
Schmälzle bestätigte Medienberichte, nach denen Guttenbergs Anwälte die Hochschule gebeten hätten, den Kommissionsbericht über die Plagiatsvorwürfe nicht zu veröffentlichen.
Gleichzeitig gibt es gute Nachrichten für Guttenberg: Nach einem Bericht des "Spiegel" ist eine Anklage wegen seines offenkundigen Plagiats wahrscheinlich vom Tisch. Wie das Magazin vorab berichtet, könnte das in Hof gegen Guttenberg laufende Verfahren wegen mangelnden öffentlichen Interesses eingestellt werden.
Staatsanwaltschaft sucht Präzedenzfälle
Die Staatsanwaltschaft Hof sieht gegen Guttenberg den dringenden Verdacht auf Urheberrechtsverletzungen und ermittelt deshalb seit mehreren Wochen gegen ihn. Wie der "Spiegel" nun unter Berufung auf Münchner Strafverteidiger berichtete, sucht die bayerische Justiz derzeit nach Präzedenzfällen, in denen Ermittlungen wegen Urheberrechtsverletzungen eingestellt wurden, weil kein öffentliches Interesse bestand. Von den in Hof vorliegenden rund 100 Strafanzeigen gegen Guttenberg stamme keine von den von den Plagiaten betroffenen Autoren. Deswegen sei ein öffentliches Interesse für eine Strafverfolgung nötig.
Guttenberg hatte am 1. März wegen anhaltender Kritik im Zusammenhang mit seiner Doktorarbeit seinen Rücktritt erklärt und sich danach von allen politischen Ämtern zurückgezogen. Die an der Universität Bayreuth von Guttenberg abgegebene Dissertation war zu großen Teilen abgeschrieben.
Kein "Versehen"
Laut einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" geht die Uni Bayreuth davon aus, dass Guttenberg absichtlich getäuscht hat. Das Blatt beruft sich dabei auf die zuständige Universitätskommission, die den Plagiatsfall prüft. Diese habe ihre Arbeit weitgehend abgeschlossen; der offizielle Bericht soll Ende April fertig sein.
Der "Tagesspiegel" hatte berichtet, der Universitätsleitung liege ein Brief des Guttenberg-Anwalts vor, in dem dieser Vorbehalte gegen eine Veröffentlichung äußere und dabei auf den Schutz der Persönlichkeitsrechte seines Mandanten verweise. Uni-Präsident Rüdiger Bormann sagte dazu dem "Tagesspiegel", er hoffe, dass Guttenberg es sich noch anders überlege.
Er sehe in Guttenbergs Verhalten einen "vollkommenen Widerspruch" zu dessen Rücktrittsrede, in der er Aufklärung versprochen hatte. "Es besteht ein ganz starkes öffentliches Interesse, wie die Uni den Vorfall bewertet", sagte Bormann dem Blatt. Anders als Hochschulsprecher Schmälzle sagte Bormann, falls Guttenberg bei seinen Vorbehalten bleibe, werde die Uni den Bericht nicht veröffentlichen.
Quelle: ntv.de, hvo/dpa/AFP