Politik

Am Rande eines Bürgerkriegs Annan vermittelt in Kenia

In Kenia droht sich die Gewalt zwischen Anhängern und Gegnern des Präsidenten Mwai Kibaki zu einem Bürgerkrieg auszuweiten. Das Militär griff mit Hubschraubern in die Auseinandersetzungen ein, die durch die Ermordung eines Oppositionsabgeordneten ausgelöst wurden. Rund ein Dutzend Menschen kam ums Leben. Die Auseinandersetzungen drohen die Bemühungen des ehemaligen UN-Generalsekretärs Kofi Annan zu belasten, der mit einem Aufruf zur Einheit die ersten formellen Vermittlungsgespräche zwischen Kibaki und Oppositionschef Raila Odinga eröffnete.

Zum Auftakt des Dialogs zwischen den Konfliktparteien zeigte sich Annan zuversichtlich, dass die Unruhen innerhalb von vier Wochen eingedämmt werden könnten. Für die Lösung der längerfristigen Probleme rechne er aber mit einem Zeitraum von bis zu einem Jahr. Die Gespräche sollen ab Mittwoch von jeweils drei Verhandlungsführern geleitet werden. An den Vermittlungen ist auch die Ehefrau von Nelson Mandela, Graca Machel, beteiligt.

In einer vom Fernsehen übertragenen Rede warnte Annan vor den schweren Konsequenzen, die die wochenlangen Gewaltexzesse für das Land habe. Felder lägen brach, der soziale Zusammenhalt sei gefährdet. "Die Parteien sind bereit für die Gespräche", sagte Annan, der die Dringlichkeit einer friedlichen Lösung betonte. An die Kontrahenten gewandt mahnte er: "Die Menschen brauchen Sie, sie wollen, dass Sie (...) Ihr Möglichstes tun, um die Spirale ins Chaos zu bremsen, die dieses schöne und reiche Land mit Anarchie bedroht."

In Kenia tobt seit dem umstrittenen Sieg von Amtsinhaber Mwai Kibaki bei der Präsidentenwahl Ende Dezember 2007 ein blutiger Machtkampf. Oppositionsführer Raila Odinga wirft Kibaki Wahlfälschung vor. Bisher wurden etwa 800 Menschen getötet, 250.000 sind vor der Gewalt geflohen.

Wütende Proteste wurden aus der Stadt Naivasha im Westen des ostafrikanischen Landes sowie aus dem Slum von Kibera in der Hauptstadt Nairobi gemeldet. Dort gingen Angehörige rivalisierender Volksgruppen aufeinander los, errichteten Barrikaden aus brennenden Reifen und zündeten Autos und Häuser an. Mehrere Menschen wurden getötet. In Naivasha feuerten Soldaten aus Helikoptern Warnschüsse ab, um die Krawalle zu beenden.

Kurz nach Mitternacht war in der Hauptstadt Nairobi der Oppositionsabgeordnete Mugabe Were in der Nähe seines Hauses erschossen worden. Die Opposition vermutet, dass die Tat politisch motiviert ist. Eine Versammlung von Trauernden wurde von der Polizei mit Tränengas auseinandergetrieben. Ein Sprecher der Opposition rief alle Anhänger zur Ruhe auf. Das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF) berichtete über zunehmende Vergewaltigungen in den Flüchtlingslagern.

An den Auseinandersetzungen sind vor allem Angehörige vom Stamm der Kikuyu, zu dem Kibaki gehört, sowie Volksgruppen beteiligt, die Odinga unterstützen. Die Hilfsorganisation Caritas International rief dringend zu Spenden auf. Benötigt würden mindestens 1,8 Millionen Euro, um die Flüchtlinge in den kommenden drei Monaten mit Wasser, Medikamenten und Lebensmitteln zu versorgen. Ein Mitarbeiter des Christoffel-Blindenwerks berichtete von einer zunehmenden Beeinträchtigung der im Lande tätigen Hilfsorganisation.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen