29 Tote, über 100 Verletzte Anschläge in Hilla
30.05.2005, 09:08 UhrBei zwei koordinierten Selbstmordattentaten sind in der irakischen Stadt Hilla mindestens 29 Menschen getötet und 128 weitere verletzt worden. Die meisten Opfer waren Polizisten und Freiwillige, die sich für den Polizeidienst melden wollten.
Wie ein Polizeisprecher in Hilla mitteilte, sprengte sich der erste Attentäter mit einem Sprengstoffgürtel inmitten einer Gruppe von Polizisten in die Luft, die vor dem Gouverneursgebäude gegen die verspätete Auszahlung ihrer Gehälter protestierten.
Kurz darauf brachte ein zweiter Selbstmordattentäter seinen Sprengstoffgürtel vor der Gesundheitsbehörde der Stadt zur Explosion, wo Dutzende von Männern anstanden, um sich vor dem Eintritt in den Polizeidienst medizinisch untersuchen zu lassen.
Hilla liegt rund 100 Kilometer südlich der Hauptstadt Bagdad. Die Stadt war schon mehrfach Schauplatz blutiger Anschläge gewesen.
"Blitz" offenbar nicht sehr erfolgreich
Nach Mitteilung der irakischen Übergangsregierung ist aber die Zahl der Anschläge durch die Großoffensive "Blitz" in der Hauptstadt Bagdad bereits zurückgegangen. Bei der Operation, die am Wochenende gestartet wurde, kommen 40.000 Soldaten zum Einsatz. Die Zahl der Straßensperren im Stadtgebiet war am Sonntag deutlich höher als sonst, vor allem im Südwesten. Es kam jedoch trotzdem am Nachmittag direkt vor dem stets gut bewachten Ölministerium in Bagdad zu einer Explosion mit vielen Verletzten. In Westen der Stadt waren Explosionen zu hören, auf die ein Schusswechsel folgte. Trotz "Blitz" kamen am Wochenende im Irak bei Anschlägen, Angriffen und Razzien mindestens 35 Menschen ums Leben.
Sunniten-Chef festgenommen
Inzwischen haben US-Soldaten den Vorsitzenden einer der wichtigsten Sunniten-Parteien im Irak sowie drei seiner Söhne festgenommen. Der Chef der Irakischen Islamischen Partei, Mohsen Abdel Hamid, sei am Montag in seinem Haus in Bagdad aus ungeklärten Gründen abgeführt worden, sagte ein Parteivertreter in der irakischen Hauptstadt. Die US-Armee gab zunächst keine Stellungnahme ab.
Wie eine Tochter von Abdel Hamid berichtete, stürmten die Soldaten am frühen Montagmorgen das Haus der Familie in West-Bagdad. Sie hätten dem Vater und den Brüdern Plastiktüten über die Köpfe gestülpt und sie abgeführt, sagte sie. Die Tochter beklagte sich über die "verächtliche Art und Weise", in der ihr Vater behandelt worden sei.
Abdel Hamid war nach dem Sturz des Saddam-Regimes 2003 Mitglied des von den Amerikanern gegründeten provisorischen Regierungsrats gewesen. Seine Islamische Partei hatte wegen der US-Offensive in Falludscha jedoch die ersten Parlamentswahlen im vergangenen Januar boykottiert. Sie hatte aber anschließend ihre Bereitschaft erklärt, an der Ausarbeitung der Verfassung mitzuwirken und eine Beteiligung an den nächsten Wahlen in Aussicht gestellt.
Der sunnitische Rat der Religionsgelehrten in Bagdad berichtete unterdessen, irakische Soldaten hätten am Montag in einer sunnitischen Moschee in der südöstlich der Hauptstadt gelegenen Ortschaft Al-Nahrawan den Vorbeter Naufel Al-Dschaburi zusammen mit 35 Gläubigen festgenommen. Das Verteidigungsministerium hatte nach einer Auseinandersetzung mit dem Sunniten-Rat Mitte Mai versprochen, keine Razzien mehr in Moscheen durchzuführen.
Quelle: ntv.de