Politik

Anti-Terror-Operation in Australien Anschlag verhindert

Die australische Polizei verhindert einen Terroranschlag auf militärische Einrichtungen. In einer Razzia mit 400 Polizisten werden im südöstlichen Bundesstaat Victoria vier Verdächtige festgenommen.

An der Razzia waren rund 400 Einsatzkräfte beteiligt.

An der Razzia waren rund 400 Einsatzkräfte beteiligt.

(Foto: dpa)

Die aus Somalia und dem Libanon stammenden Männer sollen Verbindungen zur somalischen Miliz Schabab unterhalten haben, die als Ableger der radikal-islamischen Al-Kaida gilt. Die Gruppe plante demnach einen Überfall auf einen Armeestützpunkt.

"Die Absicht der Männer war, in die Kasernen einzudringen und so viele Soldaten wie möglich zu töten, bevor sie selbst erschossen werden", sagte Ermittlungschef Tony Negus. Der Anschlag sollte nach seinen Angaben mit automatischen Schusswaffen und nicht mit Sprengstoff ausgeführt werden. "Wenn die Männer ihren Plan hätten ausführen können, wäre das der schlimmste Anschlag auf australischem Boden gewesen."

Monatelange Beobachtungen

Den Ermittlern zufolge sollte die Holsworthy-Kasernen in Sydney überfallen werden.

Den Ermittlern zufolge sollte die Holsworthy-Kasernen in Sydney überfallen werden.

(Foto: REUTERS)

Etwa 150 Ermittler hätten die Verdächtigen seit Januar in einem "massiven physischen und elektronischen Überwachungseinsatz" beobachtet, sagte Negus. Heute hatten dann etwa 400 Polizisten mehrere Häuser in der Umgebung von Melbourne gestürmt und die Verdächtigen festgenommen. Die Ermittler hatten auch den australischen Geheimdienst ASIO eingeschaltet. Negus schloss weitere Festnahmen nicht aus.

Den Angaben zufolge hatte die Gruppe die Holsworthy-Kasernen in Sydney im Visier, sie beobachteten aber auch andere Militärbasen. In Holsworthy sind tausende Soldaten stationiert, unter anderem auch eine wichtige Anti-Terror-Einheit. Gegen einen der Festgenommenen wurde nach Polizeiangaben bereits Anklage erhoben, der 25-Jährige soll noch heute einem Gericht in Melbourne vorgeführt werden. Seine drei mutmaßlichen Komplizen wurden noch verhört.

Australische Staatsbürger in der Terror-Gruppe

Nach einem Bericht der Zeitung "The Australian" gehörten der Gruppe 18 Mitglieder an, darunter australische Staatsbürger somalischer und libanesischer Herkunft. Mit dem Überfall wollten die Männer demnach Australien für seine Beteiligung an Einsätzen in islamischen Ländern bestrafen.

Rudd schließt Abzug aus Afghanistan aus

Australiens Premierminister Kevin Rudd erklärte nach den Festnahmen, diese seien eine "ernüchternde" Erinnerung an die fortdauernde Bedrohung durch den Terrorismus. Die Sicherheitskräfte müssten deshalb ständig wachsam sein, sagte Rudd in Cairns. Die Regierung erhöhte dennoch nicht ihre Terror-Warnstufe, die seit 2003 auf mittlerem Niveau liegt.

Rudd schloss zudem einen Zusammenhang zum jüngsten Anschlag auf ein internationales Hotel in der indonesischen Hauptstadt Jakarta aus, bei dem im Juli unter den neun Getöteten auch drei Australier waren. Auch bei den Anschlägen auf der Ferieninsel Bali 2002 waren Dutzende Opfer aus Australien. Einen Rückzug der mehr als 1500 australischen Soldaten aus Afghanistan schloss der Premier aus.

Ausbildung bei Schabab-Miliz

Die Spurensicherung bei der Arbeit.

Die Spurensicherung bei der Arbeit.

(Foto: REUTERS)

Australische Zeitungen berichteten im Internet, es sei die zweitgrößte Anti-Terror-Operation im Land gewesen. Zwei Verdächtige sollen aus Australien nach Somalia gereist sein, um dort bei der Schabab-Miliz ausgebildet zu werden. "The Australian" berichtet, Al-Schabab suche weltweit Kämpfer für den Heiligen Krieg in Somalia. Aus den USA etwa seien in den vergangenen Monaten 20 Männer verschwunden, um in dem ostafrikanischen Land in der Miliz zu kämpfen.

Somalia - Rückzugsgebiet für Al-Kaida

Somalia gilt als Rückzugsgebiet für Anhänger der Al-Kaida, die für die September-Anschläge 2001 verantwortlich ist. Milizen haben sich zudem mit der Entführung von Schiffen vor der Küste eine lukrative Einnahmequelle verschafft. Zuletzt erpressten sie für den deutschen Frachter "Hansa Stavanger" umgerechnet rund zwei Milliarden Euro.

Schon lange Terroranschläge befürchtet

Die von der Polizei erstürmten Häuser befinden sich in einer als ruhig geltenden Wohngegend.

Die von der Polizei erstürmten Häuser befinden sich in einer als ruhig geltenden Wohngegend.

(Foto: AP)

Wegen der Militäreinsätze im Irak und Afghanistan gibt es in Australien schon länger Befürchtungen wegen eines möglicherweise bevorstehenden Anschlags. In der vergangenen Woche hatte ein zum Islam konvertierter Australier gestanden, mit Gesinnungsgenossen 2005 einen Anschlag auf eine sportliche Großveranstaltung in Melbourne geplant zu haben.

Der Verteidiger eines Mitglieds der achtköpfigen Extremistenzelle hatte allerdings deren mutmaßliche Gefährlichkeit vor Gericht mit den Worten relativiert, die Angeklagten seien nicht einmal in der Lage, ein "Saufgelage in einem Brauhaus" zu organisieren.

Quelle: ntv.de, AFP/rts/dpa

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