Politik

Razzien in drei Bundesländern Anti-Terror-Aktion des BKA

In Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Niedersachsen haben Fahnder des Bundeskriminalamtes (BKA) und der jeweiligen Landeskriminalämter (LKA) in einer koordinierten Anti-Terror-Aktion verdächtige Objekte durchsucht. Das bestätigten sowohl BKA als auch Bundesanwaltschaft. Die bereits am Donnerstag vorgenommenen Wohnungsdurchsuchungen standen im Zusammenhang mit Ermittlungsverfahren gegen mehrere Beschuldigte, denen vorgeworfen wird, an der Beschaffung von Sprengzündern mitgewirkt zu haben. Zu Festnahmen kam es dabei nicht.

Laut "Bild"-Zeitung waren in den drei Bundesländern sechs Objekte im Zusammenhang mit dem Verfahren gegen die "Sauerlandgruppe" durchsucht worden. Das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" berichtet, allein im Raum Braunschweig seien sechs Wohnungen von mutmaßlichen Unterstützern der "Sauerland-Gruppe" durchsucht worden. Darunter seien die Unterkünfte von zwei Serben in Bad Harzburg gewesen. Sie stünden im Verdacht, bei der Beschaffung von 26 militärischen Zündern geholfen zu haben. Die ermittelnde Staatsanwaltschaft Braunschweig habe bei den beiden Männern unter anderem Handys sichergestellt.

Die Zünder sollen von einem jungen Mann aus Wolfsburg in Schuhen versteckt aus der Türkei nach Deutschland transportiert worden sein. Beschafft haben soll sie der 23-jährige Deutsch-Türke Attila S., der am Donnerstag von der Türkei nach Deutschland ausgeliefert wurde.

Demnächst Prozess gegen "Sauerland-Trio"

Die im September 2007 festgenommenen Mitglieder der "Sauerlandgruppe" – die zwei deutschen Konvertiten Fritz G. und Daniel S. sowie der Türke Adem Y. - sollen massive Sprengstoffanschläge in Deutschland geplant haben, insbesondere gegen US-amerikanische Einrichtungen. Die drei nach monatelanger Überwachung in einem Ferienhaus in Medebach festgenommenen Männer müssen sich deswegen demnächst vor dem Oberlandesgericht Düsseldorf verantworten.

Bombenzünder in der Schuhsohle

Nach gut einem Jahr in türkischer Haft war zuvor der mutmaßliche Terrorhelfer Attila S. nach Deutschland ausgeliefert worden. S. soll als Mitglied der "Islamischen Dschihad-Union" 26 Sprengzünder für die Sauerland-Zelle besorgt haben, die bei der Festnahme des Trios sichergestellt worden waren. Attila S. aus Ulm war nach dem Zugriff am 4. September 2007 untergetaucht. Die aus Syrien stammenden Zünder sollen nach Angaben aus Sicherheitskreisen von einem - möglicherweise gutgläubigen - jungen Mann aus Wolfsburg in einer Schuhsohle nach Deutschland transportiert worden sein.

Laut "Focus" steht dieser junge Deutsche tunesischer Herkunft unter Terrorverdacht. Die Bundesanwaltschaft leitete dem Bericht zufolge ein Verfahren gegen den 16-jährigen Alaeddine T. ein. Nach einer Vernehmung im Herbst 2007 hatten die Ermittler T. zunächst als Zeugen eingestuft. Er gab zu, ein paar Herrenschuhe an den Hauptverdächtigen Fritz G. übergeben zu haben. Von den Zündern habe er aber nichts gewusst. Diese Version bezweifeln die Staatsschützer dem Bericht zufolge inzwischen.

"Äußerst angespannte" Sicherheitslage

Nach Informationen der "Bild"-Zeitung hat Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble auf der Innenministerkonferenz in Potsdam intern vor einer "äußerst angespannten" Sicherheitslage gewarnt. Es müsse weiterhin davon ausgegangen werden, dass die Führung von Al Kaida den Entschluss gefasst habe, in Europa und auch in Deutschland Anschläge zu begehen beziehungsweise begehen zu lassen, sagte der CDU-Politiker nach Angaben von Teilnehmern.

Zunehmende Zahl von "Gefährdern"

Nach einem vertraulichen BKA-Bericht, aus dem die Zeitung zitiert, hat die Zahl der sogenannten Gefährder von 2007 auf 2008 um ein Drittel auf 80 Personen zugenommen. Fast schon jeder fünfte Verdächtige (19 Prozent, Vorjahr: 13 Prozent) sei in Deutschland geboren und aufgewachsen. Zudem würden die potentiell Terror-Verdächtigen immer jünger. In der Altersgruppe der 20- bis 30-Jährigen nahm der Anteil der verdächtigen Personen im Berichtszeitraum von 9 auf 28 Prozent zu. Das BKA wollte sich dazu nicht äußern.

Quelle: ntv.de

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