Politik

Gewalt im Libanon Armee räumt Straßen

Armee und Polizei sorgen vorerst für Ruhe.

Armee und Polizei sorgen vorerst für Ruhe.

(Foto: dpa)

Sie nehmen jeden Fest, der Waffen trägt. Unter diesem Motto patrouillieren Armee und Polizei auf Anweisung ihres Innenministers in den Straßen Beiruts. Nach einer blutigen Nacht kehrt im Libanon so vorerst ein wenig Ruhe ein. Eine angespannte Ruhe allerdings. Die Angst, der Bürgerkrieg aus dem Nachbarland Syrien könnte herüberschwappen wächst weiter.

Nach Ausschreitungen und Protesten gegen die Regierung im Libanon sorgen die Sicherheitsbehörden für ein wenig Ruhe auf Beiruts Straßen. Der libanesische Innenminister Marwan Charbel erteilte Armee und Polizei den Auftrag, hart durchzugreifen. "Sie nehmen jeden fest, der Waffen trägt", sagte Charbel.

Gegner der libanesischen Regierung skandierten am Sonntag in Beirut Parolen.

Gegner der libanesischen Regierung skandierten am Sonntag in Beirut Parolen.

(Foto: AP)

Nach der gewalttätigen Sonntagnacht herrschte so zunächst angespannte Stille in Beirut. Fast alle Straßen, die am Vortag von Demonstranten blockiert worden waren, waren wieder befahrbar. Zu Zusammenstößen zwischen Armee und bewaffneten Gruppen kam es lediglich im Sunniten-Viertel Tajjouneh. In einigen anderen Vierteln fielen vereinzelnd Schüsse.

Im nördlichen Tripoli wurden bei Zusammenstößen zwischen den Bewohnern eines sunnitischen Stadtteils und eines alawitischen Viertels überdies eine alawitische Frau sowie drei sunnitische Jugendliche und Kinder getötet.

Weltweit wächst derweil die Sorge, dass der Bürgerkrieg im Nachbarland Syrien auch den Libanon immer weiter in einen Strudel der Gewalt hineinzieht. Bundeskanzlerin Angela Merkel mahnte alle Seiten, sich zurückzuhalten. "Sie fordert alle politischen Kräfte im Lande auf, Besonnenheit walten zu lassen und ein Übergreifen des syrischen Bürgerkriegs auf den Libanon zu verhindern, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert.

Morddrohungen per SMS

Auslöser der Gewalt war das Attentat auf Geheimdienstchef Wissam al-Hassan am Freitag. Dieser gehört wie die meisten Aufständischen in Syrien zu den Muslimen sunnitischer Glaubensrichtung. Dagegen wird die pro-syrische Regierung im Libanon von der schiitischen Hisbollah-Bewegung dominiert. Die libanesische Opposition, zu der auch die anti-syrische Zukunftsbewegung des sunnitischen Ex-Ministerpräsidenten Saad al-Hariri gehört, sieht die Drahtzieher des Anschlags auf Al-Hassan in Damaskus.

Ein Parlamentarier der anti-syrischen Zukunftsbewegung verwies überdies darauf, er und mehrere andere Angehörige seiner Fraktion hätten aus Syrien Todesdrohungen per SMS erhalten. Der Abgeordnete Ammar Huri sagte nach Angaben der Nachrichtenagentur Lebanon Now, er habe vor dem Tod des Generals eine SMS mit folgendem Inhalt erhalten: "Wir schwören beim (Leben von US-Botschafterin) Maura (Conelly), wir werden euch kriegen, einen nach dem anderen, ihr Drecksäcke!" Nach dem Attentat hätten er und drei weitere Abgeordnete dann eine zweite SMS-Botschaft bekommen mit dem Text: "Einer von zehn". Seither hätten sie alle zusätzliche Bewachung erhalten.

Armee besorgt

Das Attentat auf den Geheimdienstchef gefährdet den brüchigen Frieden im Libanon, da das Land - was die Haltung zum Regime in Syrien angeht - zutiefst gespalten ist.

Bei der Explosion einer Autobombe im christlichen Viertel Aschrafijeh waren schon am Freitag acht Menschen getötet und mehr als 80 verletzt worden. Nach Ansicht von Beobachtern galt der Anschlag dem Geheimdienstchef, der der "Zukunftsbewegung" nahestand.

Mehrere Menschen waren daraufhin am Sonntag  verletzt worden, als Oppositionsanhänger versuchten, den Sitz der pro-syrischen Regierung in der Hauptstadt zu stürmen. Die Polizei fuhr Panzer auf und setzte Tränengas ein, um die Angreifer zu stoppen. Nach Angaben der Behörden kamen in der Nacht bei Schießereien zwischen pro-syrischen und anti-syrischen Gruppen in Tripoli auch drei Menschen ums Leben. Unter den Toten war angeblich ein neun Jahre altes Mädchen.

Der libanesische Regierungschef Nadschib Mikati hatte Präsident Michel Suleiman am Samstag seinen Rücktritt angeboten. Der Präsident bat ihn allerdings, vorerst im Amt zu bleiben. Der Ministerpräsident argumentierte: "Wir wollen kein Machtvakuum im Libanon." Auch Frankreichs Präsident François Hollande warnte vor einem Machtvakuum im Libanon.

Die Armee zeigte sich besorgt, dass "die Spannungen in einigen Regionen so stark sind wie noch nie". Sie rief die Bürger auf, "welches auch ihre politische Zugehörigkeit ist, mit Verantwortung in dieser schwierigen Zeit zu handeln". Die Streitkräfte kündigten "harte Maßnahmen" an, "vor allem in den Regionen, die Schauplatz konfessioneller Konflikte sind". Ziel sei es zu verhindern, "dass der Mord an General Wissem al-Hassam dafür genutzt wird, diese Nation zu ermorden".

Quelle: ntv.de, ieh/hvo/dpa/AFP

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