Vorwürfe gegen Ex-Marine Assange: Wurde in Deutschland ausspioniert
03.09.2013, 21:35 Uhr
Assange ist bereit, sich befragen zu lassen.
(Foto: picture alliance / dpa)
Julian Assange kann zwar die ecuadorianische Botschaft in London nicht verlassen, aber er meldet sich von dort mit beunruhigenden Anschuldigungen. Bei einem Deutschland-Besuch 2009 sei er von einem ehemaligen US-Soldaten ausgespäht worden, sagt Assange und erstattet nun Anzeige.
Wikileaks-Gründer Julian Assange hat nach Informationen des Norddeutschen Rundfunks und der "Süddeutschen Zeitung" Strafanzeige bei der Generalbundesanwaltschaft in Karlsruhe erstattet. Sie gründet den Angaben zufolge auf dem Verdacht, dass ein Angehöriger der US-Streitkräfte in Deutschland im Jahr 2009 illegal auf deutschem Hoheitsgebiet geheimdienstlich tätig war.
Dabei soll der damals in Stuttgart stationierte Soldat sowohl Assange als auch den französischen Internet-Aktivisten Jeremy Zimmermann auf einem Kongress des Chaos Computer Clubs in Berlin ausgespäht haben. Das sei nach dem deutschen Strafgesetz verboten, argumentiert Assange den Angaben zufolge. Assange hatte damals zusammen mit dem deutschen Computerspezialisten Daniel Domscheid-Berg das damals noch wenig bekannte Wikileaks-Projekt vorgestellt.
Der Einsatz des ehemaligen Soldaten soll öffentlich geworden sein, nachdem er im Juni dieses Jahres als Zeuge im Prozess gegen den Whistleblower Bradley Manning vor einem US-Militärgericht auftrat. Manning wurde später zu 35 Jahren Haft verurteilt, weil er Wikileaks rund 800.000 Geheimdokumente übergeben hatte. Der Ex-Soldat war eine Art Zeuge der Anklage der Militärstaatsanwälte.
Demnach soll Assange in seiner Strafanzeige den Bundesanwälten angeboten haben, sich per Video zu dem Vorgang vernehmen zu lassen. Er lebt derzeit in der Londoner Botschaft Ecuadors. Dorthin war er im Juni 2012 geflüchtet, um nicht an Schweden ausgeliefert zu werden, wo ihm Sexualdelikte zur Last gelegt werden. Der Australier bestreitet die Vorwürfe und nennt sie politisch motiviert.
Assange fürchtet, letztlich an die USA ausgeliefert zu werden. Dort droht ihm lebenslange Haft wegen Geheimnisverrats, da Wikileaks im Internet hunderttausende vertrauliche US-Diplomatendepeschen und brisante militärische Geheimdokumente zu den Kriegseinsätzen im Irak und Afghanistan veröffentlichte.
Quelle: ntv.de, dpa