Politik

Klimaschutz Atomkraft nicht nötig

Die Bundesregierung kann ihre Klimaschutz-Ziele auch ohne Atomkraft erreichen. Das sagte der Chef des Stromkonzerns Vattenfall, Lars-Göran Josefsson, der "Berliner Zeitung". Die Kernenergie sei für die Erreichung der Ziele nicht unbedingt erforderlich. Der Schwede berät seit einem Jahr Bundeskanzlerin Angela Merkel in der Klimapolitik.

Mit Kernenergie werde es allerdings billiger, den Ausstoß von Kohlendioxid (CO2) zu senken, so Josefsson. "Undenkbar" ist für ihn allerdings der von Umweltschützern geforderte Ausstieg aus der Kohleverstromung. Mit Hilfe neuer Techniken würden die Kohlekraftwerke seines Unternehmens die Emissionen bis zum Jahre 2030 aber halbieren. Vattenfall betreibt in Deutschland sowohl Atom- als auch Kohlekraftwerke.

Dennoch beurteilt Josefsson den Plan der Bundesregierung, bis 2020 die CO2-Emissionen um 40 Prozent im Vergleich zu 1990 senken zu wollen als "vielleicht" überambitioniert. Fraglich sei, ob Deutschland die Kosten für den massiven Ausbau der erneuerbaren Energien tragen wolle.

Am Montag beginnt auf der indonesischen Insel Bali eine zweiwöchige Klimakonferenz der Vereinten Nationen, die ein Folgeabkommen für das 2012 auslaufende Kyoto-Protokoll vorbereiten soll. "Das neue Abkommen sollte bis 2009 fertig sein", forderte Josefsson. Den Klimawandel nannte er "die größte Herausforderung für die Menschheit".

Drei Fragen gegen die Kernenergie

Auch der Direktor des UN-Umweltprogramms UNEP, Achim Steiner, sieht in der Atomkraft kein geeignetes Mittel, um die globale Erderwärmung in den Griff zu bekommen. Der "Neuen Osnabrücker Zeitung" sagte der ranghöchste deutsche UN-Diplomat, "technisch gesehen mag Atomkraft Teil eines Energiemix sein. Eine Lösung im Kampf gegen Klimawandel ist sie sicher nicht."

Ein Staat, der im Kampf gegen die Erderwärmung auf Kernenergie setze, "muss sich aber drei Fragen stellen: Ist Atomkraft die wirtschaftlichste Option? Sind weltweit mindestens 600 bis 4.000 neue Kraftwerke ein realistisches Szenario, vor allem wenn solche Anlagen in Ländern wie Nordkorea und Iran bereits heute zu Krisenherden werden? Und drittens: Wohin mit dem Atommüll?" Der gesamte heute produzierte radioaktive Abfall sei "letztlich nur zwischengelagert", sagte Steiner.

Atomkraft stand regenerativen Energien im Weg

Steiner äußerte sich überzeugt, dass der weltweite Energiebedarf "theoretisch schon heute" durch regenerative Energien zu decken sei. Praktisch sei dies "eine Frage von weiterer Technologieentwicklung". "Hätten wir die öffentlichen Gelder, mit denen in den vergangenen 30 bis 40 Jahren die Entwicklung der Nukleartechnologie gefördert worden ist, in erneuerbare Energien investiert, würde die weltweite Energieversorgung durch regenerative Energie nicht wie derzeit noch in den Kinderschuhen stecken", kritisierte Steiner.

Russland ist das "schwarze Pferd"

Der Klimaexperte Hans-Joachim Schellnhuber fürchtet, dass Russland bei der Klimakonferenz auf Bali eine Bremser-Rolle spielen wird. Nicht in erster Linie die USA, sondern Russland seien "das schwarze Pferd in dem ganzen Rennen", sagte der Chef des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung.

Von den USA sei "beim Klimaschutz insgesamt in den nächsten Jahren viel zu erwarten. Da bin ich überzeugt." Das Land werde durch seine enorme Innovationskraft und durch die vielen Initiativen in den einzelnen Bundesstaaten "einen großen Beitrag zur Klimadebatte und wahrscheinlich auch zur Lösung liefern."

Quelle: ntv.de

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