Politik

"Deutschland steht an erster Stelle" Ayrault verhandelt mit Merkel

Angela Merkel und Jean-Marc Ayrault betonen die besondere Beziehung ihrer Länder.

Angela Merkel und Jean-Marc Ayrault betonen die besondere Beziehung ihrer Länder.

(Foto: dapd)

Die Interessen von Deutschland und Frankreich gehen in Bezug auf den Umgang mit der Euro-Krise auseinander. Beim Antrittsbesuch des französischen Ministerpräsidenten wird dennoch Einigkeit demonstriert.

Trotz anhaltender Differenzen dringen Deutschland und Frankreich gemeinsam auf rasche Lösungen im Haushaltsstreit und in der Griechenlandkrise. Das machten Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und der französische Ministerpräsident Jean-Marc Ayrault in Berlin deutlich. Deutschland und Frankreich seien sich einig, dass es jetzt schnell der komplette Troikabericht für Griechenland vorgelegt werden müsse. Die Finanzminister der Eurozone sollten am Dienstag Entscheidungen treffen.

Angesichts des Streits über die Finanzplanung der Europäischen Union sagte Merkel, Deutschland und Frankreich wollten sehr eng zusammenarbeiten, um eine Lösung zu finden. "Beide Länder wollen ein Ergebnis." Auch Ayrault betonte: "Unsere gemeinsame Entschlossenheit ist vorhanden".

Länderfreundschaft unabhängig von Parteien

Er hob die Bedeutung einer wachstumsorientierten Politik hervor und bekräftigte das Ziel, 2013 die Defizitquote von drei Prozent der Wirtschaftsleistung einzuhalten. "Wir müssen die öffentlichen Finanzen wieder in den Griff bekommen", sagte er. Das werde auch gelingen. Wenn die Reformen zur Stabilisierung des Euro keinen Erfolg hätten, drohten sich die Menschen von Europa abzuwenden.

Merkel und der Sozialist Ayrault, der am Freitag auch führende SPD-Politiker trifft, betonten die Dauerhaftigkeit der deutsch- französischen Freundschaft – unabhängig von Parteipolitik. Es sei "absolut normal", dass die französischen Sozialisten auch enge Kontakte zur SPD pflegten, sagte Merkel. Die deutsch-französischen Beziehungen könnten nur funktionieren, wenn sie überparteilich seien.

Es war der Antrittsbesuch des französischen Premiers in Berlin nach dem Machtwechsel in Paris vor sechs Monaten. Merkel betonte, auch vor dem Hintergrund der unterschiedlichen Positionen beider Länder, die Verständigung mit Ayrault sei sehr einfach in deutscher Sprache gewesen. Ayrault hat in Würzburg studiert.

"An erster Stelle steht Deutschland"

Zuvor hatte Ayrault auch beim Führungstreffen Wirtschaft der "Süddeutschen Zeitung" den Willen seines Landes zu Reformen unterstrichen. Mit Blick auf die Euro-Schuldenkrise sagte er, Franzosen und Deutsche stünden zusammen vor einer beispiellosen Herausforderung. "Insofern kommt uns eine besondere Verantwortung zu." Man müsse das Blatt wenden. "Wir brauchen nicht nur Europa, wir brauchen mehr Europa", sagte Ayrault. In deutscher Sprache betonte er: "Unser Land hat viele beachtliche Trümpfe, und es hat Freunde und Partner, auf die Verlass ist. An erster Stelle steht Deutschland."

Vor seinem Besuch im Kanzleramt hatte der französische Ministerpräsident allerdings auch mangelnde Rücksichtnahme auf die Probleme seines Landes beklagt. "Wir müssen noch mehr miteinander sprechen. Im Moment reicht das Verständnis vielleicht nicht aus", sagte er der "Süddeutschen Zeitung". "Unsere deutschen Freunde sollten eines verstehen: Unser Gesellschaftsmodell basiert auf der sozialen Gerechtigkeit", meinte Ayrault. Deutsche Inflationsängste dürften den Kurs in Europa nicht allein bestimmen. In Deutschland gebe es in Bezug auf die Euro-Krise ein "Übermaß an Beunruhigung".

Quelle: ntv.de, dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen