Politik

Eine Frage der Prioritäten BDI hat Angst vor Klimaschutz

Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) sieht wegen des Klimaschutzes Arbeitsplätze in Gefahr. BDI-Präsident Jürgen Thumann sagte im Deutschlandfunk: "Es kann nicht sein, dass wir Europäer immer voran schreiten mit gutem Vorbild, und jetzt sogar noch eine Vorreiterrolle innerhalb Europas von den Deutschen erwartet wird. Wir bringen damit unsere Wirtschaft, unsere Arbeitsplätze in Gefahr."

Bundeskanzlerin Angela Merkel sieht das ganz anders. In ihrer wöchentlichen Videobotschaft rief sie die Automobilindustrie auf, der Schadstoffreduzierung Priorität einzuräumen und die damit verbundenen Chancen zu nutzen. "Deutschland will hier mehr als bisher Vorreiter sein." Der Aspekt effizienten Verbrauchs von Sprit müsse "ganz oben auf die Prioritätenliste". Damit würden Arbeitsplätze gesichert.

"Ohne Wenn und Aber"

Thumann versicherte, die deutsche Industrie stehe "ohne Wenn und Aber für eine sehr umweltbewusste Klimapolitik, auch ohne jede Einschränkung". Er schränkte aber ein, dass nationale Anstrengungen allein nicht ausreichen. "Wir müssen einen globalen Ansatz finden, um dem Klimaschutz gerecht zu werden." Thumann kritisierte, dass die Staaten, die ungefähr die Hälfte aller Treibhausgase produzieren, das Kyoto-Protokoll zum Klimaschutz nicht unterschrieben hätten. Dazu zählten die USA und China.

Weltweit stoßen nur fünf Staaten mehr Treibhausgase in die Atmosphäre als die Bundesrepublik.

Klimawandel kann zu Kriegen führen

Merkel hatte am Samstag auf der Sicherheitskonferenz in München gesagt, die zunehmende Erderwärmung sei eine "der ganz großen Bedrohungen" des 21. Jahrhunderts sei, die alle Staaten zur Zusammenarbeit zwinge. Der Klimawandel könne zu kriegerischen Auseinandersetzungen und zu starken Flüchtlingsströmen führen. "Keiner kann davor weglaufen. Dies ist eine Bedrohung, die wir nur gemeinsam bewältigen können."

In der vergangenen Woche hatte die Bundesregierung allerdings dafür gesorgt, dass die EU-weiten CO2-Grenzwerte für Pkw weniger stark gesenkt werden. Bis 2012 soll die Industrie den CO2-Ausstoß auf durchschnittlich 130 Gramm je Kilometer bei Neuwagen senken. Ursprünglich waren 120 Gramm im Gespräch. Die Bundesregierung wollte den Klimaschutz eigentlich ins Zentrum ihrer EU-Ratspräsidentschaft rücken.

Gute Vorsätze sind da

Einer Umfrage zufolge würden zwei Drittel der Deutschen für umweltfreundlichere Autos mehr Geld ausgeben. Bei der Erhebung des Forsa-Institutes im Auftrag der "Bild am Sonntag" gaben 65 Prozent der Befragten an, sie würden sich Autos mit einem geringeren Schadstoffausstoß mehr kosten lassen. 21 Prozent wollen dies nicht tun. Unter Grünen-Anhängern (77 Prozent) und Spitzenverdienern mit einem Haushaltsnettoeinkommen von mehr als 3.000 Euro (83 Prozent) ist die Bereitschaft am größten.

Eine weitere Umfrage ergab, dass 81 Prozent der Deutschen der Umwelt zuliebe künftig Strom sparen wollen. Um die Klimabelastung zu reduzieren würden zudem 73 Prozent für kurze Wege fortan öffentliche Verkehrsmittel oder das Fahrrad benutzen, berichtet der "Focus" unter Berufung auf die Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Polis/Usuma. Etwas mehr als die Hälfte der Befragten wolle weniger heizen, um somit die Produktion des Treibhausgases Kohlendioxid zu senken. Die Wohnung dämmen wollen 47 Prozent, 43 Prozent die Bahn statt des Flugzeugs benutzen. 36 Prozent haben vor, auf Fernreisen mit dem Flugzeug zu verzichten. Nichts davon tun wollen drei Prozent der Befragten.

Quelle: ntv.de

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