Terror-Botschaft von Breininger BKA: Video ist authentisch
22.10.2008, 19:32 UhrDas Bundeskriminalamt (BKA) hält das neue Drohvideo des deutschen Islamisten Eric Breininger für authentisch. "Es handelt sich um Breininger", sagte eine Sprecherin der Behörde in Wiesbaden. Der Streifen sei am Dienstag auf eine Website gestellt worden, die bereits mehrfach für Botschaften genutzt worden sei.
Der unter Terrorverdacht stehende Deutsche droht Deutschland darin in allgemeiner Form mit Anschlägen von Gesinnungsgenossen. Es gebe derzeit keine Anhaltspunkte, dass der 21-jährige Islamist auf dem Weg nach Deutschland sei, sagte derweil der Chef des Bundesnachrichtendienstes BND, Ernst Uhrlau.
Breininger wird dem Umfeld der "Sauerland-Gruppe" zugerechnet, deren Anschlagsplanungen vor rund einem Jahr vereitelt wurden. Sie sollen in Verbindung mit der Islamischen Dschihad-Union IJU stehen. Auf einer von der IJU genutzten Internetseite wurde das Video veröffentlicht. "Wir gehen von einer Urheberschaft der Islamischen Dschihad-Union aus", sagte die BKA-Sprecherin.
Unklarer Aufenthaltsort
Nach dem seit Monaten gesuchten Breininger werde weiter öffentlich gefahndet, auch wenn Hinweise auf eine mögliche Rückkehr aus Afghanistan nach Europa keine Bestätigung gefunden hätten. Eine "endgültige Sicherheit", dass Breininger wie behauptet in Afghanistan sei, liefere das Video nicht.
Der 21-jährige Deutsche sagt in dem knapp sechsminütigen Film: "Wir erklären jedem Land den Krieg, das auf Seiten Amerikas gegen die Muslime kämpft." In teils holprigem Deutsch sagt der junge Mann mit Kopftuch vor einer steinigen Bergkulisse, solange die Bundeswehr in Afghanistan und Usbekistan eingesetzt werde, "hat Deutschland mit Anschlägen zu rechnen".
Zu seinem Aufenthaltsort sagt er: "Ich befinde mich in Afghanistan und plane persönlich keinen Anschlag gegen die Bundesrepublik Deutschland." Der Film zeigt Breininger bei Schießübungen. In das Video hineingeschnitten wurden aktuelle deutsche Fernsehbilder über die Fahndung nach dem jungen Islamisten.
Öffentlichkeitsfahndung bleibt bestehen
Der Berliner Islamwissenschaftler Guido Steinberg sagte der "tageszeitung", die Ende September ausgeschriebene Fahndung habe Breininger wohl zu der Aufzeichnung bewogen. Die BKA-Sprecherin sagte, es habe Hinweise auf eine mögliche Rückkehr Breiningers und eines Gesinnungsgenossen nach Europa gegeben. Doch eine Überprüfung der Hinweise habe nicht zu einer Lokalisierung der Islamisten geführt. Deshalb sei eine Sonderkommission aufgelöst worden. "Die Öffentlichkeitsfahndung bleibt aber bestehen."
Die IJU gilt als eine Terrorgruppe, die ursprünglich aus Usbekistan stammt und vermutlich in engem Kontakt zum Terrornetzwerk Al Kaida steht. In einem arabischen Islamisten-Kampflied, das im Video-Hintergrund läuft, ist die Rede von der Niederlage, die man "Tyrannen und Ungläubigen" bereiten werde."
Terrorgefahr wächst
BND-Chef Uhrlau warnte vor einer zunehmenden Terrorgefahr durch Islamisten der Al Kaida aus Nordafrika. "Es gibt vom Maghreb islamistische Verbindungen nach Europa. Das sind Potenziale, die wir sehr ernst nehmen", sagte er.
Zu spektakulären Anschlägen wie 2001 auf das World Trade Center ist Al Kaida nach Einschätzung des Geheimdienstchefs derzeit allerdings nicht in der Lage. "Ich gehe davon aus, dass es bei konventionellen Attacken bleibt", sagte er.
Vor allem Pakistan sei derzeit im Visier von Al Kaida. "Wir sehen eine besondere Zuspitzung mit dem Wunsch, die USA über Pakistan anzugreifen", sagte Uhrlau. Dies spiegle sich auch in den Reisebewegungen von Islamisten nicht nur aus Europa wider.
Schwierige Einschätzung
Die Lage in Afghanistan beurteilte Uhrlau optimistischer als zuletzt selbst hochrangige Militärs. "Ich sehe die Situation nicht kippen", sagte er. Allerdings sei die Lage in den verschiedenen Regionen sehr unterschiedlich. Im Norden, für den die Bundeswehr die militärische Verantwortung trägt, seien die Taliban nicht stark genug für die offene Auseinandersetzung.
Quelle: ntv.de