Agentenpaar in Deutschland BKA schnappt russische Spione
22.10.2011, 11:00 UhrMedienberichten zufolge nimmt das Bundeskriminalamt ein Ehepaar fest, das für den russischen Geheimdienst SWR arbeiten soll. Die beiden Verdächtigen bestreiten die Vorwürfe, bei der Festnahme soll die Frau allerdings verschlüsselten Agentenfunk gehört haben. Die Bundesanwaltschaft ermittelt.
Die deutschen Sicherheitsbehörden haben einem Medienbericht zufolge ein mutmaßliches russisches Agentenpaar festgenommen, das seit mehr als 20 Jahren in der Bundesrepublik aktiv gewesen sein soll. Wie "Spiegel" und "Focus" berichten, nahm ein Einsatzkommando des Bundeskriminalamts (BKA) die Eheleute mit deutschen Namen am Dienstag im baden-württembergischen Balingen und im hessischen Marburg in Gewahrsam.
Die beiden stehen dem Bericht zufolge im Verdacht, für Russlands Auslandsgeheimdienst SWR gearbeitet zu haben. Worauf es die mutmaßlichen Agenten abgesehen hatten, ist unklar. Beide bestreiten die Vorwürfe.
Nach übereinstimmenden Berichten von "Focus" und "Spiegel" überraschte das BKA die verdächtige Frau bei einer Durchsuchung dabei, wie sie vor einem Funkempfänger verschlüsselten Agentenfunk hörte. Bei beiden mutmaßlichen Spionen hätten die Ermittler österreichische Pässe gefunden, denen zufolge der Verdächtige in Argentinien und seine Frau in Peru geboren sein sollten. Recherchen der deutschen Sicherheitsbehörden in Lateinamerika ergaben demnach jedoch, dass die Angaben nicht der Wahrheit entsprechen.
Spione in USA aufgeflogen
Der Fall ist dem Bericht zufolge der erste seiner Art in Deutschland seit der Wiedervereinigung. Die Ermittler vermuten, dass die mögliche Geheimdiensttätigkeit der Eheleute noch zu Zeiten des früheren russischen Auslandsgeheimdiensts KGB begann. Der Verdächtige sei im Jahr 1988 nach Westdeutschland gezogen.
Die mutmaßlichen Spione waren dem Bundesamt für Verfassungsschutz aufgefallen, nachdem die US-Bundespolizei FBI im vergangenen Jahr einen Agentenring des SWR in den USA aufgedeckt hatte.
Russland betreibt nach Einschätzung der deutschen Behörden massive Spionage in Deutschland. "Hauptträger der Spionageaktivitäten gegen Deutschland sind derzeit die Russische Föderation und die Volksrepublik China", heißt es im Verfassungsschutzbericht 2010 des Bundes. Der Geheimdienst SWR etwa habe rund 13.000 Mitarbeiter und sei auch in den Bereichen Wirtschaft, Wissenschaft und Technologie aktiv.
"Illegalenprogramm" des SWR
Der Schwerpunkt liege bei Informationen über moderne Fahrzeug-Antriebssysteme sowie Satelliten-, Sensor- sowie Informations- und Kommunikationstechnik. Der SWR betreibe ein "Illegalenprogramm" und schleuse mit Falschidentität ausgestattete Nachrichtendienstoffiziere für langfristige Geheimdiensteinsätze aller Art oder als "Reise-Illegale" in Zielländer ein, heißt es dort weiter. Ein Beispiel dafür sei das aufgeflogene Agentennetz in den USA.
"Das anhaltende Interesse der russischen Nachrichtendienste am deutschen Meldeverfahren könnte darauf hindeuten, dass 'Illegale' auch unerkannt nach Deutschland eingeschleust werden sollen oder sich bereits hier aufhalten", heißt es in dem Bericht weiter.
Quelle: ntv.de, AFP/rts