Verschlüsselter Notruf BND hörte Agenten nicht
06.12.2008, 13:29 UhrDie diplomatischen Verwicklungen um die Festnahme von drei BND-Agenten im Kosovo hätten offenbar vermieden werden können, wenn der Geheimdienst einen Hilferuf seiner Mitarbeiter nicht ignoriert hätte. Die Agenten hätten bereits am Abend ihrer Kontrolle durch eine Polizeistreife und damit Tage vor ihrer Verhaftung eine verschlüsselte Eilmeldung an die Zentrale des Bundesnachrichtendienstes abgesetzt, meldeten "Focus" und die "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung" (FASZ) übereinstimmend.
Dieser Notruf sei aber mehrere Tage lang nicht beachtet worden. Erst fünf Tage später sei der Chef des deutschen Auslandsgeheimdienstes, Ernst Uhrlau, durch das Auswärtige Amt über die Lage seiner Männer in Pristina informiert worden, meldete der "Focus" unter Berufung auf interne Untersuchungen.
Neuigkeiten aus der Zeitung
Das Kanzleramt wurde der FASZ zufolge erst sechs Tage nach der ersten erkennungsdienstlichen Behandlung eines der Agenten über die Lage in Pristina informiert. Auch über die Verurteilung der Agenten zu 30 Tagen Untersuchungshaft am 22. November habe die deutsche Regierungszentrale erst am nächsten Tag aus den Medien erfahren. Ein Sprecher der Bundesregierung lehnte einen Kommentar zu den Vorwürfen ab. Die Bundesregierung nehme zu geheimdienstlichen Angelegenheiten nur in den dazu zuständigen parlamentarischen Gremien Stellung, erklärte er.
Einer der Agenten war Berichten zufolge am 14. November kontrolliert worden, als er aus einem Nebengebäude der durch einen Bombenanschlag beschädigten EU-Verwaltung den Schaden fotografiert hatte. Bei der Kontrolle waren offenbar auch Aufzeichnungen zum kosovarischen Ministerpräsidenten Hashim Thaci beschlagnahmt worden. Mehrere Tage später waren die BND-Leute dann unter dem Vorwurf festgenommen worden, den Anschlag auf das EU-Gebäude verübt zu haben. Sie kamen erst nach rund eine Woche aus der Untersuchungshaft frei.
Quelle: ntv.de