Politik

SPD im Agenda-Streit "Basta!-Kanzler" greift ein

Der frühere Bundeskanzler Gerhard Schröder hat SPD-Chef Kurt Beck und Vizekanzler Franz Müntefering zur raschen Beilegung ihres Streits um längere Arbeitslosengeldzahlungen aufgerufen. Er werde seinen Glauben an die "kollektive Vernunft" in der SPD-Spitze nicht aufgeben, sagte Schröder bei einer Rede über seinen sozialdemokratischen Vorvorgänger Willy Brandt. Wer auf dem Hamburger SPD-Parteitag in gut zwei Wochen ein "machtpolitisches Showdown" erwarte, werde enttäuscht werden.

Nach seinen Worten sind die Reformen der in seiner Kanzlerzeit eingeleiteten "Agenda 2010" "nicht die zehn Gebote". Bei der Auslegung dürfe sich auch niemand als Moses betrachten. Korrekturen in einzelnen Punkten seien durchaus vorstellbar. Allerdings dürfe das in der Agenda verankerte Prinzip des Forderns und Förderns nie preisgegeben werden.

Die Agenda habe damals einem festen SPD-Wertgerüst entsprochen und das Ziel gehabt, Verkrustungen in der Gesellschaft aufzubrechen. Auch Brandt sei immer bewusst gewesen, dass die SPD in der Sozialpolitik stets neue Antworten brauche. Seinem Kurs, den Sozialstaat zu festigen, die Gesellschaft zu öffnen, die Wirtschaft zu reformieren und den Frieden zu bewahren, müsse sich die SPD weiter verpflichtet fühlen.

Verzagtheit und Kleinmut

Laut Schröder sollte die SPD ihre unbestreitbaren Erfolge der zurückliegenden Jahre unbedingt selbstbewusster vertreten. "Aus Verzagtheit und Kleinmut entsteht keine Kraft." Zwischen 1998 und 2005 habe die SPD-geführte Bundesregierung gegen "den erbitterten Widerstand von Konservativen und der veröffentlichten Meinung" den Atomausstieg beschlossen oder den "konservativen Mief" in der Gesellschaft weggeschoben. "Darauf können wir stolz sein." Erst wenn sie dies auch selbstbewusst zeige, werde die SPD wieder das Vertrauen der Menschen gewinnen.

Nach Schröders Worten war auch die rot-grüne Außen- und Sicherheitspolitik stark vom Geist Brandts geprägt. "So war unsere Ablehnung des Irak-Kriegs Ausdruck des Selbstbewusstseins einer reifen Demokratie." Ausdrücklich lobte Schröder in diesem Zusammenhang seinen früheren Kanzleramtschef Frank-Walter Steinmeier. Als erster SPD-Außenminister seit Brandt habe er diese Politik "konsequent" weiterentwickelt.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen