Politik

Zwischenfall in Peking Behörden vermuten Selbstmordanschlag

Ein Geländewagen rammt sich durch eine Menschenmenge und geht vor dem riesigen Mao-Porträt in Flammen auf. Die Polizei sucht zwei Uiguren. Die Behörden schweigen, aber vieles deutet auf einen Anschlag.

Massives Sicherheitsaufgebot unter dem Mao-Porträt.

Massives Sicherheitsaufgebot unter dem Mao-Porträt.

(Foto: dpa)

Die Polizei in Peking fahndet nach einem tödlichen Zwischenfall vor dem Kaiserpalast nach zwei Uiguren. In Hotels wurde ein Aufruf der Fahnder verteilt, in dem nach den beiden Männern gefragt wird, wie Hotelangestellte auf Nachfrage berichteten. "Wir haben die Anfrage bereits am Montag erhalten." Die Männer sollen aus der westchinesischen Unruheprovinz Xinjiang stammen, wo es immer wieder zu Konflikten zwischen den muslimischen Uiguren und Han-Chinesen kommt.

Am Montagmittag war ein Geländewagen am Eingang zum Kaiserpalast im Herzen Pekings in eine Menschenmenge gefahren und nach einem Zusammenstoß mit einem Brückenpfeiler in Flammen aufgegangen. Dabei kamen nach Polizeiangaben die drei Insassen des Wagens sowie zwei Touristen ums Leben. Darüber hinaus wurden 38 Menschen verletzt.

Die Polizei wollte sich nicht zu dem Schreiben für die Hotels äußern und veröffentlichte zunächst keine Informationen über ein mögliches Motiv. In dem Schreiben heißt es nur, es gehe um einen "bedeutenden Fall". Außerdem wollten die Fahnder mehr über den Verbleib eines Geländewagens und vier Nummernschilder unter anderem aus der westchinesischen Provinz Xinjiang erfahren. Ob es sich bei den beiden Uiguren um zwei der Todesopfer aus dem verbrannten Auto handelte, blieb zunächst unklar.

Was geschah auf dem Platz?

Aus den spärlichen Informationen der Behörden lässt sich der Hergang vom Montag ungefähr nachzeichnen: Demnach war der Geländewagen gegen 12.00 Uhr aus der Gasse Nanchizilu auf den Fahrradweg und Bürgersteig am Changan-Boulevard gefahren. Auf den etwa 400 Metern über den Weg soll er gehupt haben und durch Passanten und Polizisten geprescht sein. Eine Augenzeugin erzählte der Zeitung "Global Times", Polizeiautos hätten den Wagen verfolgt. Dann rammte er einen Pfeiler an der uralten marmornen Jinshui-Brücke, die zum Eingangstor des Palastes führt. Nur wenige Meter entfernt hängt das Porträt des Staatsgründers Mao Tsetung.

In chinesischen Staatsmedien wurde äußerst zurückhaltend über die Vorkommnisse am Kaiserpalast berichtet. Viele Zeitungen druckten lediglich die Berichte der amtlichen Nachrichtenagentur Xinhua ab, in denen wenig über den Vorfall, aber viel über die Rettungsmaßnahmen berichtet wird. Nachdem am Montag nur Minuten nach dem Zwischenfall viele Fotos von einem brennenden Auto und verletzten Menschen im Internet verbreitet wurden, sind die Bilder inzwischen fast vollständig gelöscht worden.

Trotzdem kursierten im Netz Dutzende Gerüchte über die Hintergründe des Vorfalls. Viele Menschen spekulierten nach Bekanntwerden des Polizeischreibens über einen Selbstmordanschlag. Die Provinz Xinjiang gilt als "Pulverfass".

Das Gelände vor dem Kaiserpalast könnte in China kaum brisanter sein. Vom Balkon des Tores vor dem Palast rief Mao Tsetung 1949 die Volksrepublik aus. 40 Jahre später hatten auf dem gegenüberliegenden Tian'anmen Platz über Wochen Hunderte Studenten campiert und politische Reformen gefordert, bis sie von der Volksbefreiungsarmee blutig niedergeschlagen wurden.

Quelle: ntv.de, Stephan Scheuer, dpa

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