"Sehr unangenehm" Bettencourt verhört
26.07.2010, 18:57 UhrDie in diverse Finanzaffären verwickelte L'Oréal-Milliardärin Liliane Bettencourt ist von der französischen Polizei befragt worden. Der reichsten Frau Frankreichs werden Steuerhinterziehung sowie illegale Parteispenden an die konservative Regierungspartei UMP vorgeworfen.

Liliane Bettencourt
(Foto: AP)
In der Affäre um möglicherweise illegale Parteispenden an die Partei von Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy haben Ermittler L'Oréal-Erbin Liliane Bettencourt als Schlüsselfigur vernommen. Sie befragten die 87-jährige Milliardärin knapp zwei Stunden lang in ihrer Villa im Pariser Nobelvorort Neuilly, wie ihr Anwalt mitteilte. Dabei ging es auch um Vorwürfe der Steuerhinterziehung an Frankreichs reichste Frau.
Polizisten durchsuchten auch das Sekretariat der Milliardärin, wie ihr Rechtsanwalt Georges Kiejman sagte. Die Haupteignerin des Kosmetikkonzerns L'Oréal habe "damit kein Problem" gehabt. Unter anderem hätten die Ermittler die alte Dame zu einer Insel auf den Seychellen befragt, die ihr über eine Stiftung in Liechtenstein gehört. Bettencourt beziehungsweise ihre Vermögensverwalter stehen im Verdacht, den Besitz der angeblich rund fünfhundert Millionen Euro teuren Insel dem französischen Fiskus verschwiegen zu haben. "Wir haben den Ermittlern gesagt, dass wir ihnen eine Erklärung zukommen lassen, aus welcher der rechtliche Status der Insel besser ersichtlich wird", sagte der Anwalt.
"Sehr unangenehme" Aktion
In Bettencourts Umfeld hieß es, die Milliardärin habe die Vernehmung als "sehr unangenehm" empfunden, obwohl sie so gut wie möglich verlaufen sei. Demnach wollten die Ermittler auch wissen, in welchem Verhältnis sie zu Arbeitsminister Eric Woerth stehe, der bis März noch als Haushaltsminister Jagd auf Steuersünder machte und dessen Ehefrau für Bettencourts Vermögensverwaltung arbeitete. Bei der Vernehmung sei es auch um angeblich rechtswidrige Parteispenden an die regierenden Konservativen gegangen.
Die Hauptaktionärin des größten französischen Unternehmens steht im Verdacht, dutzende Millionen Euro am Fiskus vorbei ins Ausland gebracht zu haben. Außerdem wirft ihre ehemalige Buchhalterin ihr vor, sie habe Woerth als früherem Schatzmeister der konservativen Regierungspartei UMP im Frühjahr 2007 eine illegale Spende in Höhe von 150.000 Euro für den Präsidentschaftswahlkampf von Sarkozy zukommen lassen. Die Polizei will Woerth in den kommenden Tagen ebenfalls befragen, nach Angaben aus Justizkreisen möglicherweise schon am Dienstag.
Quelle: ntv.de, dpa/AFP