Straffer Zeitplan für die USA Biden: 100 Millionen Impfungen in 100 Tagen
08.12.2020, 22:42 Uhr
Biden forderte unter anderem den Kongress dazu auf, finanzielle Hilfen bereitzustellen.
(Foto: AP)
Sobald der designierte US-Präsident Joe Biden im Amt ist, will er so schnell wie möglich mit verschärften Maßnahmen die Corona-Pandemie bekämpfen. Das hat er jetzt noch einmal bekräftigt und stellt außerdem sein Team vor, dass ihn dabei unterstützen soll. Bidens Pläne sind durchaus ambitioniert.
Der künftige US-Präsident Joe Biden hat ein 100-Tage-Programm im Kampf gegen die Coronavirus-Pandemie angekündigt. Biden präsentierte den Plan und sein Team an Gesundheitsexperten in Wilmington im US-Bundesstaat Delaware. Er sagte, die drei zentralen Punkte des 100-Tage-Programms nach seiner Amtsübernahme im Januar seien die Wiedereröffnung der meisten Schulen, die Verabreichung von mindestens 100 Millionen Impfdosen sowie eine Anordnung zum Tragen von Masken in Gebäuden und an Orten, an denen die Bundesregierung das verfügen könne.
Biden forderte den Kongress dazu auf, ein seit Monaten geplantes Hilfspaket zu verabschieden und auch danach die notwendigen Mittel für den Plan zur Verfügung zu stellen. Er warnte, andernfalls könnten sich Impfungen für Millionen Amerikaner um Monate verzögern. Biden betonte, er könne nicht versprechen, dass die Pandemie in den ersten 100 Tagen seiner Amtszeit besiegt werde. "Aber ich bin absolut überzeugt, dass wir innerhalb von 100 Tagen den Verlauf der Krankheit ändern und das Leben in Amerika zum Besseren wenden können."
Biden versprach Fortschritte ab dem ersten Tag seiner Amtszeit, die mit seiner Vereidigung am 20. Januar beginnt. Er warnte aber auch vor schwierigen Zeiten, die noch bevorstünden. "Wir befinden uns in einem sehr dunklen Winter. Es kann gut sein, dass es schlimmer wird, bevor es besser wird." Biden nannte die Pandemie eine der größten Herausforderungen in der Geschichte der USA. Das Coronavirus ist in dem Land weiterhin außer Kontrolle. Nach Statistiken der Johns-Hopkins-Universität infizierten sich bislang mehr als 15 Millionen der rund 330 Millionen Amerikaner mit dem Virus. Mehr als 285.000 Menschen in den USA starben nach einer Infektion. Die Zahl der Neuansteckungen innerhalb von 24 Stunden lag zuletzt bei mehr als 190.000. Am Montag wurden mehr als 1400 Tote verzeichnet.
Biden präsentiert Team für Gesundheitspolitik
Der abgewählte US-Präsident Donald Trump sagte im Weißen Haus, der erste Impfstoff werde voraussichtlich binnen Tagen von der US-Arzneimittelbehörde FDA zugelassen. Unmittelbar danach werde die Verteilung beginnen. Die Entscheidung über eine Notfallzulassung für den Corona-Impfstoff des Mainzer Pharmaunternehmens Biontech und seines US-Partners Pfizer wird in den kommenden Tagen erwartet.
Biden präsentierte außerdem Xavier Becerra als seinen Kandidaten für das Amt des Gesundheitsministers. Becerra ist derzeit Justizminister im Bundesstaat Kalifornien. Er war bereits am Montag von Biden nominiert worden. Als Minister muss Becerra vom US-Senat bestätigt werden. Der künftige Präsident stellte außerdem weitere Kandidaten für Posten im Gesundheitswesen vor. Koordinieren soll Bidens Team zur Bekämpfung der Corona-Pandemie Jeff Zients, der unter Präsident Barack Obama unter anderem Direktor des Nationalen Wirtschaftsrats des Weißen Hauses war.
Bidens medizinischer Chefberater soll der renommierte Immunologe Anthony Fauci werden. Auch diese Personalie hatte Biden bereits zuvor verkündet. Fauci wurde bei der Veranstaltung in Wilmington per Video zugeschaltet. "Ich habe schon viele öffentliche Gesundheitskrisen erlebt, aber diese ist die schwierigste, mit der wir als Nation je konfrontiert waren", sagte der 79-Jährige. "Der vor uns liegende Weg wird nicht leicht sein."
Fauci sagte, der Kampf gegen die Pandemie müsse sich an der Wissenschaft orientieren. Biden sagte über den Immunologen: "Er wird mir - wie jeder gute Arzt - sagen, was ich wissen muss, nicht, was ich wissen möchte." Beide Aussagen können als Anspielungen auf Trump verstanden werden, dem in der Pandemie vorgeworfen wurde, Ratschläge von Experten wie Fauci und anderen Wissenschaftlern zu ignorieren.
Quelle: ntv.de, hek/dpa