"Harter Brocken" für Deutschland Biden: Scholz war "unglaublich" bei Gefangenen-Deal
02.08.2024, 09:23 Uhr Artikel anhören
Die Ankunft der Gefangenen in den USA sorgte für ausgelassene Stimmung.
(Foto: picture alliance/dpa/AP)
Vor allem Deutschland habe beim Gefangenenaustausch westlicher Staaten mit Russland und Belarus Opfer gebracht, sagt US-Präsident Biden. Für die Entscheidung, unter anderem einen verurteilten Mörder freizulassen, erhält Bundeskanzler Scholz Lob aus Washington.
Der historische Gefangenenaustausch zwischen Russland, Belarus und mehreren westlichen Ländern ist nach Angaben von US-Präsident Joe Biden ein "harter Brocken" für die Verbündeten der USA gewesen. Besonders Deutschland und Slowenien hätten Entscheidungen treffen müssen, die "gegen ihre unmittelbaren Interessen waren", sagte Biden vor Journalisten auf dem Militärflughafen Joint Base Andrews unweit der Hauptstadt Washington. Besonders Bundeskanzler Olaf Scholz sei "unglaublich" gewesen. "Insbesondere dem Bundeskanzler schulde ich eine große Empfindung des Dankes", erklärte der US-Präsident.
Wie der Nationale Sicherheitsberater Jake Sullivan sagte, habe Biden "mehrere Gespräche" mit Scholz geführt. Der "Schlüssel" sei die deutsche Zustimmung zur Freilassung des sogenannten Tiergarten-Mörders Wadim Krasikow gewesen. "Im Verlauf der Verhandlung sind wir zu dem Schluss gelangt, dass Krasikow ein Schlüssel war", sagte Sullivan.
Über den Gefangenenaustausch wurde nach seinen Angaben monatelang verhandelt, ursprünglich sollte nach den Plänen der US-Regierung auch der dann im Februar in russischer Lagerhaft gestorbene Kreml-Kritiker Alexej Nawalny in die Vereinbarung einbezogen werden. Scholz erteilte nach Angaben aus US-Regierungskreisen Anfang des Jahres die Zustimmung zur Freilassung Krasikows, um den Deal mit Moskau zu ermöglichen. "Für Dich werde ich das machen", habe der Bundeskanzler zu Biden gesagt, berichtete ein hochrangiger US-Regierungsmitarbeiter. Über den Gefangenenaustausch sprach laut Sullivan auch US-Vizepräsidentin Kamala Harris mit Scholz am Rande der Münchner Sicherheitskonferenz im Februar.
Eine Maschine mit freigelassenen US-Amerikanern war in der Nacht in den Vereinigten Staaten gelandet. Biden und Vizepräsidentin Kamala Harris begrüßten ihre freigelassenen Landsleute nach dem Verlassen des Flugzeugs. An Bord befanden sich der wegen Spionage verurteilte "Wall Street Journal"-Korrespondent Evan Gershkovich, der ehemalige US-Soldat Paul Whelan und die US-amerikanische Journalistin Alsu Kurmasheva.
Russland, Belarus und mehrere westliche Länder hatten in einer beispiellosen Aktion unter Beteiligung des türkischen Geheimdienstes MIT auf dem Flughafen von Ankara insgesamt 24 Gefangene ausgetauscht. Im Gegenzug für die Freilassung politischer Gefangener und Kremlkritiker ließen Deutschland, die USA und Partnerländer den verurteilten Berliner Tiergarten-Mörder Krasikow und unter Spionageverdacht stehende Häftlinge aus Russland gehen. 13 Personen landeten in der Nacht in Köln.
Quelle: ntv.de, mdi/dpa