Wenig Licht, viel Schatten Bildung braucht mehr Geld
17.06.2010, 16:11 Uhr
Lesen bildet - das gilt auch für den Bildungsbericht.
(Foto: dpa)
Deutschland gibt noch immer erheblich weniger Geld für Bildung aus, als andere vergleichbare Industrienationen. Dies geht aus dem neuen Bildungsbericht von Bund und Ländern hervor.
Im deutschen Bildungswesen gibt es "erheblichen Umbaubedarf". Zu diesem Schluss kommt der neue Bildungsbericht, den ein unabhängiges Team von Wissenschaftlern zum dritten Mal im Auftrag der Kultusministerkonferenz und des Bundesbildungsministeriums erstellte.
Die Autoren machen sich unter anderem für einen verstärkten Ausbau der frühkindlichen Bildung und der Betreuung der unter Dreijährigen stark. An den Schulen müssten die Förderangebote verbessert und die Durchlässigkeit zwischen den Schularten erhöht werden. Die Wissenschaftler forderten die Politik auf, die finanziellen Mittel dafür zur Verfügung zu stellen.
Ein Ergebnis des Berichts: Deutschland gibt nach wie vor erheblich weniger Geld für Bildung aus als vergleichbare Industrienationen. Allerdings sind in Einzelbereichen Verbesserungen zu verzeichnen. So stiegen die durchschnittlichen Ausgaben pro Schüler von 4300 Euro (1995) auf 5000 Euro pro Jahr (2008). Gemessen am Bruttoinlandsprodukt sanken jedoch die Gesamtausgaben von Staat und Privatwirtschaft für Bildung von 6,8 Prozent (1995) auf 6,2 Prozent (2008).
"Zehn-Prozent-Ziel" nicht in Sicht
Vom "Zehn-Prozent-Ziel" des Bildungsgipfels ist Deutschland damit aber noch weit entfernt. Bund und Länder hatten sich geeinigt, bis 2015 die Gesamtausgaben von Staat und Wirtschaft für Bildung auf 7 Prozent und für Forschung auf 3 Prozent anzuheben.
Der Bildungsforscher Horst Weißhaupt, unter dessen Federführung der Bericht entstanden war, sagte, trotz des erheblichen Schülerrückganges in den kommenden Jahre müsse das gegenwärtige Niveau der Bildungsausgaben "mindestens erhalten bleiben". Für zusätzliche Aufgaben, wie etwa den Ausbau der frühkindlichen Bildung und Betreuung, müsse es dagegen auch zusätzliches Geld geben.
Schavan kritisiert Länder
Im Bundestag kritisierte Bildungsministerin Annette Schavan (CDU) erneut die Bundesländer wegen des vergangene Woche gescheiterten Bildungsgipfels. Dort hatten sich Bund und Länder nicht über die Finanzierung zusätzlicher Bildungsausgaben einigen können. Bundesregierung und die Kultusministerkonferenz der Länder hoben dennoch bei der Vorstellung des Bildungsberichts die Bedeutung der Bildung hervor. Der amtierende KMK-Präsident, der bayerische Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU), erklärte, auch in Zeiten der Finanzkrise müssten Investitionen in Bildung und Forschung Priorität haben. Er verwies aber zugleich darauf, dass Länder und Kommunen den mit Abstand größten Beitrag an den Bildungsausgaben in Deutschland erbrächten. Das ist allerdings auch kein Wunder: Bildung ist in Deutschland noch immer Ländersache.
Schavan sagte, wer zu einem Bildungsgipfel fahre und dort eine heimliche Steuerdebatte führe, werde dem Thema Bildung nicht gerecht. Der Bund werde seine Zusage, zwölf Milliarden Euro in Bildung und Forschung zu investieren, umsetzen. Die Opposition kritisierte die Regierung wegen des gescheiterten Bildungsgipfels. Bei dem Gipfel seien alle schönen Versprechen geplatzt, sagte die SPD-Politikerin Ulla Burchardt.
Quelle: ntv.de, dpa/AFP