Spurensuche im Dubai-Thriller Bodenheimer: "Das bin ich nicht"
21.02.2010, 11:30 UhrDer in der Affäre um den Mord an einem führenden Hamas-Funktionär in Dubai verwendete deutsche Pass scheint weiter herrenlos zu sein. Der strengreligiöse Israeli Michael Bodenheimer, auf dessen Name der Pass in Köln ausgestellt wurde, weist jegliche Beteiligung an der Affäre zurück. Der Pass soll echt sein.
Der im Mordkomplott gegen einen Hamas-Führer in Dubai verwendete deutsche Pass nicht gefälscht gewesen. Das berichtet "Der Spiegel". Demnach sei das Reisedokument im Juni 2009 auf Antrag eines israelischen Staatsbürgers in Köln ausgestellt worden. Der Mann namens Michael Bodenheimer habe im Frühsommer als Beleg für seine deutschen Wurzeln die Hochzeitsurkunde seiner Eltern vorgelegt, die von den Nazis verfolgt worden seien. Am 18. Juni 2009 sei der Pass auf den Namen Bodenheimer ausgestellt. Mit diesem Pass reiste demnach am 19. Januar einer der mutmaßlichen elf Agenten des israelischen Geheimdienstes Mossad in Dubai ein, die an dem Mord beteiligt sein sollen.
Der strengreligiöse Israeli Michael Bodenheimer wies persönlich jegliche Beteiligung an der Affäre in Dubai zurück. Bodenheimer sagte der israelischen Zeitung "Maariv", er habe niemals einen deutschen Pass beantragt. "Es ist wahr, dass meine Eltern in Deutschland geboren wurden, aber ich bin in den USA geboren und dort habe ich meinen Pass her", sagte Bodenheimer, der auch Leiter einer Religionsschule in der jüdischen Siedlung Kiriat Sefer im Westjordanland ist. "Ich habe weder einen deutschen Pass beantragt noch jemals einen besessen", sagte er. "Diese ganze Geschichte hat nichts mit mir zu tun und macht mir keine Angst. Es gibt einen Schöpfer."
Die ultra-orthodoxe Nachrichten-Webseite "Kikar Haschabat" veröffentlichte Bilder Bodenheimers, der einen langen weißen Bart und eine dicke Lesebrille trägt. Ein Sprecher der deutschen Botschaft in Tel Aviv sagte auf die Frage, ob der israelische Rabbiner als deutscher Staatsbürger bekannt sei: "Nein, zu Michael Bodenheimer ist uns hier nichts bekannt."
Raum für Spekulationen
Derweil berichtet die "Sunday Times" ohne Angaben auf Quellen, dass Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu den Mord an Mahmud al-Mabhuh in Dubai persönlich genehmigt haben soll. Netanjahu habe sich dazu Anfang Januar mit dem Chef des israelischen Geheimdienstes Mossad, Meir Dagan, getroffen, berichtete die britische Zeitung. Sie berief sich auf "Kenner des Geheimdienstes". Bei der Einsatzbesprechung sollen demnach auch Mitglieder des Killerkommandos anwesend gewesen sein.
Ermittlungsverfahren in Köln
Auch die deutschen Sicherheitsbehörden gehen dem "Spiegel"-Bericht zufolge davon aus, dass der Mossad für den Mordanschlag auf den Hamas-Anführer Mahmud Abdel Rauf el Mabhuh verantwortlich ist. Wegen der offenbar bewussten Verwendung eines deutschen Reisedokuments habe die Staatsanwaltschaft Köln vergangene Woche ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Die Bundesanwaltschaft prüft laut "Spiegel", ob sie das Verfahren wegen des Verdachts der geheimdienstlichen Agententätigkeit übernehme.
Mabhuh, der von Israel unter anderem für die Entführung und Ermordung zweier israelischer Soldaten verantwortlich gemacht wird, wurde am 20. Januar in einem Luxushotel in Dubai ermordet aufgefunden. Die internationale Polizeibehörde Interpol leitete eine Fahndung nach elf Verdächtigen ein, die kurz vor der Tat mit britischen, irischen sowie einem deutschen und einen französischen Pass eingereist waren. Die Polizei des Golfemirats forderte einen Haftbefehl gegen Mossad-Chef Meir Dagan. Israel weist die Anschuldigungen zurück.
Quelle: ntv.de, ppo/dpa/AFP