Politik

Bundeswehr zieht ab "Bombodrom" wird geschlossen

Jahrelang kämpften Bürgerinitiativen gegen die militärische Nutzung der Kyritz-Ruppiner Heide. Nun ist der Weg frei für Naturschutz statt Schießübungen.

Die Bundeswehr will das Gelände gar nicht weiter nutzen.

Die Bundeswehr will das Gelände gar nicht weiter nutzen.

(Foto: picture alliance / dpa)

Die Bundeswehr verzichtet nach jahrelangem Streit endgültig auf den als "Bombodrom" bekannten Truppenübungsplatz in der Kyritz-Ruppiner Heide. Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) erklärte in Berlin, die Bundeswehr löse diesen Standort mit seinen 80 Mitarbeitern vollständig auf.

Nach den Gerichtsentscheidungen, die eine Verwendung als Luft-Boden-Schießplatz ausschließen, sei keine alternative Nutzung sinnvoll. Anwohner, Bürgerinitiativen, Gemeinden sowie Unternehmen hatten sich seit dem Abzug der sowjetischen Westgruppe Anfang der 90er Jahre gegen eine weitere militärische Nutzung der Heidelandschaft an der Landesgrenze von Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern gestemmt.

Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) begrüßte die Entscheidung. Damit sei "ein Langstreckenkauf über 20 Jahre vorerst zu Ende". Die friedliche Nutzung des munitionsverseuchten Naturschatzes werde hingegen eine Generationenaufgabe. Die Parteien im Potsdamer Landtag reagierten einhellig erleichtert auf die Rückzugsankündigung der Bundeswehr.

Bundeswehr verlor viele Prozesse

Vorausgegangen waren seit 1994 zähe juristische Auseinandersetzungen, die der Bundesregierung zahlreiche Niederlagen bescherten. Im Juli 2007 entschied das Potsdamer Verwaltungsgericht gegen die Pläne des Verteidigungsministeriums. Durch das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg wurde das Urteil in drei Musterverfahren 2009 rechtskräftig bestätigt und die Betriebserlaubnis endgültig aufgehoben. Daraufhin erklärte Guttenbergs Vorgänger Franz-Josef Jung (CDU) das Ende der geplanten Schießplatznutzung, nicht jedoch einer anderweitigen militärischen Nutzung.

Das rund 140 Quadratkilometer große Gelände zwischen Wittstock und Rheinsberg wurde nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs von den Luftstreitkräften des von der Sowjetunion angeführten Militärbündnisses Warschauer Pakt als westlichster Luft-Boden-Schießplatz vor dem Eisernen Vorhang genutzt. In der Nähe des DDR-Atomkraftwerks Rheinsberg setzen die sowjetischen Truppen scharfe Munition zum Training ein. Die Bundeswehr wollte das Gelände bei jährlich 1.700 Einsätzen 8.500 Mal mit Kampfflugzeugen im Tiefflug bis 30 Meter über Grund anfliegen.

Das Gelände bleibt im Besitz des Bundes, die Luftraumbeschränkung für den zivilen Flugverkehr soll aufgehoben werden. Die betroffenen Regionen wollen die in den zurückliegenden Jahren aufgebaute touristische Infrastruktur erweitern. Dabei wird das Konzept eines naturnahen, "sanften" Tourismus verfolgt.

Quelle: ntv.de, dpa

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