Treffen bei Südkoreas Präsidenten Botschaft von Kim Jong Il
23.08.2009, 09:58 UhrErstmals seit seinem Amtsantritt vor anderthalb Jahren hat Südkoreas Präsident Lee Myung Bak Gesandte aus Nordkorea empfangen. Bei dem Treffen überbrachten zwei hochrangige Vertreter aus Pjöngjang eine Botschaft des nordkoreanischen Machthabers Kim Jong Il, wie der Sprecher von Präsident Lee mitteilte.
Die Delegation aus Nordkorea war zur Trauerfeier für Südkoreas Ex-Präsident Kim Dae Jung nach Seoul gereist und hatte sich für bessere Beziehungen zwischen beiden Länder ausgesprochen. In der mündlichen Botschaft von Staatschef Kim sei es um die Entwicklung der Beziehungen zwischen beiden Ländern gegangen, sagte Lees Sprecher Lee Dong Kwan nach dem Treffen. Nähere Angaben zum Inhalt der Botschaft wollte er mit Verweis auf das "sensible" Thema zunächst nicht machen.
Das Gespräch im Blauen Haus, dem Präsidentensitz in Seoul, dauerte etwa eine halbe Stunde. Die Atmosphäre des Treffens sei "herzlich" gewesen. Wenn Süd- und Nordkorea ernsthaft versuchten, ihre Probleme durch Dialog zu lösen, "gibt es keine Probleme, die sich nicht lösen lassen", sagte Lee laut seinem Sprecher. Der Präsident habe den Nordkoreanern zudem die Prinzipien der südkoreanischen Nordkorea-Politik erläutert und die Delegation aus dem kommunistischen Nachbarland gebeten, dies an die Führung in Pjöngjang weiterzugeben.
Trauerfeier für Ex-Präsidenten
Das Treffen sei gut verlaufen, erklärte der nordkoreanische Sondergesandte und enge Berater von Staatschef Kim Jong Il, Kim Ki Nam. Er verlasse Seoul mit "guten Gefühlen", sagte er vor der Abfahrt zum Flughafen vor Journalisten.
Das Gespräch mit Lee war kurzfristig anberaumt worden. Die Nordkoreaner hatten am Freitag zunächst einen Altar für den verstorbenen südkoreanischen Staatschefs Kim Dae Jung in Seoul besucht. Am Samstag baten sie dann um das Treffen mit dem Präsidenten und sprachen sich bei einem Gespräch mit Südkoreas Vereinigungsminister Hyun In Taek für bessere bilaterale Beziehungen aus.
An der Beisetzung Kim Dae Jungs sollten die Nordkoreaner nicht mehr teilnehmen. Südkoreas Ex-Präsident war am Dienstag im Alter von 85 Jahren gestorben. Seine Politik der Entspannung mit dem kommunistischen Nachbarland, die sogenannte Sonnenscheinpolitik, hatte ihm weltweite Anerkennung und den Friedensnobelpreis eingebracht.
Die Gelegenheit ergreifen
Der frühere südkoreanische Vereinigungsminister Chung Dong Young forderte seine Regierung auf, in Gedenken an den verstorbenen Präsidenten das Verhältnis zu verbessern. Auch nach seinem Tod baue Ex-Staatschef Kim noch eine Brücke zwischen dem Nord- und Südteil der koreanischen Halbinsel. "Ich hoffe, dass die südkoreanische Regierung diese Gelegenheit ergreift." Der nordkoreanische Sondergesandte Kim Ki Nam habe ihm gegenüber bei einem Frühstück das Interesse an verbesserten Beziehungen bekräftigt. "Die Zeiten haben sich geändert. Die Altlasten des Kalten Kriegs müssen beerdigt werden", habe er Chung gesagt.
Das Treffen nährte die Hoffnungen auf eine Annäherung von Nord- und Südkorea, nachdem sich die Spannungen in den vergangenen Monaten nach einem zweiten nordkoreanischen Atombombentest zunächst wieder verstärkt hatten. Zuletzt hatte es jedoch einige Zeichen der Entspannung gegeben: So kündigte Pjöngjang kürzlich an, wieder mehr Familientreffen und Touristenbesuche aus dem Süden erlauben zu wollen.
"Große Führungspersönlichkeit"
Derweil nahmen zehntausende Südkoreaner und Würdenträger aus aller Welt Abschied vom verstorbenen Ex-Präsidenten Kim genommen. Südkoreas Regierungschef Han Seung Soo würdigte Kim bei dem Staatsbegräbnis als "große Führungspersönlichkeit der modernen Geschichte". Kim habe mit "unerschütterlichen Überzeugungen und unbeugsamem Mut" die Demokratisierung Südkoreas möglich gemacht.

Die Trauerfeier fand auf dem Parlamentsplatz statt.
(Foto: dpa)
Die Beisetzungsfeierlichkeiten für Kim, zu denen auch zahlreiche ausländische Politiker und Würdenträger nach Seoul gereist waren, fanden vor dem Parlamentsgebäude statt, um an Kims Beitrag zur Demokratie in Südkorea zu erinnern. Trauernde hatten zum Gedenken an den Verstorbenen gelbe Bänder an den Haupteingang des Komplexes geheftet. Ein großes, von Blumen umgebenes Porträt Kims war auf einem Trauerschrein zu sehen. Etwa 24.000 Menschen verfolgten die Zeremonie. Anschließend sollte der Sarg begleitet von einer Motorradeskorte zum Friedhof gebracht und beigesetzt werden. In Südkorea herrscht eine sechstägige Staatstrauer.
Quelle: ntv.de, AFP