Politik

Netanjahu kündigt Vergeltung an Brand auf dem Tempelberg in Jerusalem

Von der Klagemauer aus ist das Feuer auf dem Tempelberg zu sehen: Ein Baum neben der Al-Aksa-Moschee brennt lichterloh.

Von der Klagemauer aus ist das Feuer auf dem Tempelberg zu sehen: Ein Baum neben der Al-Aksa-Moschee brennt lichterloh.

(Foto: REUTERS)

Die Gewalt in Jerusalem eskaliert: Aus dem Gaza-Streifen fliegen Raketen auf Israel, die israelische Armee schlägt zurück. Am Abend bricht auf dem Tempelberg nahe der Al-Aksa-Moschee ein Feuer aus. Israels Premier bereitet seine Landsleute darauf vor, dass nun ein längerer Konflikt ansteht.

Auf dem Tempelberg in Jerusalem ist am Abend nach neuen Zusammenstößen zwischen Palästinensern und israelischen Sicherheitskräften ein Feuer ausgebrochen. Die israelische Polizei teilte mit, es sei offenbar durch Feuerwerkskörper verursacht worden. Ein Sprecher des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu sprach auf Twitter von unverantwortlichem Verhalten palästinensischer Demonstranten. Ein Video zeigte, wie ein großer Baum in Flammen aufging. Der Brand war auch von der Klagemauer aus zu sehen, wo zahlreiche Israelis weiter den Jerusalem-Tag feierten.

Auf dem Tempelberg in Jerusalems Altstadt war es am Vormittag erneut zu schweren Auseinandersetzungen gekommen. Vor der Al-Aksa-Moschee setzten Polizisten Blendgranaten, Tränengas und Gummigeschosse gegen Steine werfende Palästinenser ein. Palästinensische Rettungskräfte sprachen von mehr als 300 Verletzten. Nach Polizei-Angaben wurden fast zwei Dutzend Beamte verletzt. Die im Gazastreifen herrschende Hamas teilte mit, die Raketenangriffe auf Israel seien eine Reaktion auf die Vorfälle in Jerusalem.

Der Tempelberg mit dem Felsendom und der Al-Aksa-Moschee ist für Juden wie Muslime von herausragender Bedeutung. Es ist die drittheiligste Stätte im Islam. Zugleich standen dort früher zwei jüdische Tempel, von denen der letzte im Jahr 70 von den Römern zerstört wurde. Die Klagemauer ist ein Überrest jenes zerstörten Tempels und die heiligste Stätte der Juden.

Aus dem Gazastreifen waren am Abend Raketen auf die Stadt abgefeuert worden. Eine davon schlug nach Armeeangaben in einem Vorort Jerusalems ein. Israels Premier Netanjahu drohte den militanten Palästinenserorganisationen eine harte Reaktion an. "Die Terrororganisationen in Gaza haben am Abend des Jerusalem-Tags eine rote Linie überschritten und uns in den Vororten Jerusalems mit Raketen angegriffen", sagte Netanjahu bei einer Ansprache in Jerusalem. "Israel wird mit großer Macht reagieren", sagte Netanjahu. "Wir werden keine Angriffe auf unser Gebiet, unsere Hauptstadt, unsere Bürger und Soldaten dulden. Wer uns angreift, wird einen hohen Preis bezahlen." Die israelischen Bürger müssten sich darauf einstellen, dass der gegenwärtige Konflikt länger dauern könnte, sagte er.

Armeesprecher Jonathan Conricus sprach von einer "unverfrorenen Attacke", die nicht unbeantwortet bleiben werde. Mehr als 45 Raketen seien allein auf das Gebiet um das Küstengebiet abgeschossen worden. Sechs Raketen hätten Jerusalem als Ziel gehabt. Eine habe Berichten zufolge ein ziviles Haus in einem Vorort getroffen, eine sei abgefangen worden. Die anderen seien in offenen Gelände niedergegangen. Eine Panzerabwehrwaffe sei vom Gazastreifen aus auf zivile Fahrzeuge abgefeuert worden, fügte Conricus an. Ein Zivilist sei verletzt worden. An den Angriffen seien mehrere palästinensische Terrororganisationen beteiligt gewesen. Am Abend meldete Israels Arme nach Vergeltungsschlägen den Tod von drei Aktivisten der dort herrschenden islamistischen Hamas. Die Behörden in Gaza sprachen von neun Toten, darunter Kindern.

Zur möglichen Dauer des Armeeeinsatzes äußerte sich der Sprecher nicht. Es sei Israels Absicht, die Hamas für die Angriffe zur Rechenschaft zu ziehen und ihr einen schweren Schlag zu versetzen. Wie lange dies dauern werde, müsse man sehen. Nach Medienberichten genehmigte das Sicherheitskabinett massive Luftangriffe auf Ziele im Gazastreifen.

Dringlichkeitssitzung im UN-Sicherheitsrat

Die US-Regierung verurteilte die Raketenangriffe aus dem Gazastreifen auf das Schärfste. "Das ist eine nicht hinnehmbare Eskalation", sagte der Sprecher des US-Außenministeriums, Ned Price, in Washington. Die USA forderten Deeskalation von allen Konfliktparteien, würden aber zugleich das legitime Recht Israels zur Selbstverteidigung anerkennen. Insgesamt sei die US-Regierung tief besorgt über die Lage in Israel, im Westjordanland und im Gazastreifen. "Es ist für alle Seiten entscheidend, für Ruhe zu sorgen und die Spannungen zu entschärfen und gewaltsame Konfrontationen zu vermeiden."

Der UN-Sicherheitsrat beriet in einer Dringlichkeitssitzung über die Gewalteskalation in Jerusalem. Auf eine gemeinsame Erklärung konnten sich die Ratsmitglieder nicht einigen. Einem Diplomaten zufolge erklärten die USA, sie würden sich "hinter den Kulissen" darum bemühen, die Situation zu beruhigen. Washington äußerte demnach Zweifel, ob eine öffentliche Botschaft zu diesem Zeitpunkt hilfreich sei.

Quelle: ntv.de, mau/dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen