Verkehr unterbrochen Brandsatz zündet an S-Bahn
12.10.2011, 12:47 Uhr
Die Berliner S-Bahn ist ein kompliziertes und unübersichtliches System - und daher anfällig.
(Foto: dpa)
Wieder werden an der Berliner S-Bahn zwei Brandsätze entdeckt. Einer geht nach Polizeiangaben offenbar in die Luft. Gesucht werden die vermutlich linksextremen Brandstifter. Der Verfassungsschutz geht von einer isolierten Einzelgruppe aus und spricht von einer "Besonderheit" auch für die gewaltbereite Berliner Szene.
In Berlin sind zwei weitere Brandsätze gefunden worden. Einer davon hat laut Polizei wohl gezündet. Er wurde nahe dem Bahnhof Staaken im Westen Berlins gefunden. Verletzt wurde niemand. Weitere Funde gab es am Vormittag zwischen den Bahnhöfen Schöneberg und Südkreuz. Der Verkehr sei wegen der Polizeieinsätze an beiden Orten unterbrochen, teilte die Bahn mit. Fern- und Regionalzüge nach Westen und die S-Bahn im Süden werden umgeleitet.
Die Berliner Polizei fahndet verstärkt nach den vermutlich linksextremen Brandstiftern, die in den vergangenen Tagen den Bahnverkehr in der Hauptstadt aushebeln wollten. Wie ein Sprecher mitteilte, würden auch die am Vorabend sichergestellten kriminaltechnisch untersucht. Der polizeiliche Staatsschutz übernahm die Ermittlungen.
Am Dienstag hatten Bahnmitarbeiter drei weitere Brandsätze an Gleisen der Bahn gefunden - zuletzt am späten Abend im Gebiet S-Bahnhof Bornholmer Straße, Gesundbrunnen und S-Bahnhof Schönhauser Allee. Die Brandsätze wurden entdeckt, noch ehe sie zündeten. Möglicherweise hatte das Regenwetter Schlimmeres verhindert. Am Montag hatte ein Brandsatz westlich von Berlin Kabelstränge der Bahn zerstört. Zahlreiche Züge fielen aus oder hatten Verspätungen. Verletzt wurde niemand.
Parallel zu den Anschlägen war am Montag im Internet ein Bekennerschreiben einer linken Gruppierung aufgetaucht. Dort hieß es, die Anschläge richteten sich gegen den Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan. Sabotagehandlungen an mehreren Kabelschächten der Bahn sollten die Hauptstadt "in den Pausenmodus" zwingen, hieß es in der Erklärung. Gefasst werden konnte bislang niemand. Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) verurteilte die versuchten Anschläge.
Verfassungsschutz: Kein Rückhalt in Bevölkerung
Der Verfassungsschutz geht von einer isolierten Einzelgruppe aus. "Derartige Angriffe auf Infrastruktur, mit dem Ziel maximalen Schaden zu verursachen, sind auch für die gewaltbereite Szene in Berlin eine Besonderheit", sagte Verfassungsschutzchefin Claudia Schmid dem "Tagesspiegel". Die Sabotageaktion sei ein Eigentor für die Täter. "Für Anschläge in dieser Dimension gebe es kaum Rückhalt, weil damit die ganz normale Bevölkerung getroffen wird." Bereits der Brandanschlag auf Kabelstränge am S-Bahnhof Ostkreuz im Mai sei in der Szene umstritten gewesen.
Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich verurteilte die Anschlagsversuche. "Durch die versuchten Brandanschläge wird meine Sorge um den zunehmenden Linksextremismus leider bestätigt", sagte der CSU-Politiker der Tageszeitung "Die Welt".
Kontrollen verstärkt
Bahn und Bundespolizei verstärkten die Kontrollen deutschlandweit. In Berlin und Brandenburg wurde das Sicherheitspersonal aufgestockt. Ein Sprecher der Bundespolizei sagte, es seien sowohl uniformierte Polizisten als auch Zivil-Fahnder unterwegs. Auch ein Hubschrauber, der mit einer Wärmebildkamera ausgestattet ist, war im Einsatz. Die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe informiere sich über die Entwicklungen, sagte ein Sprecher. Bislang gebe es aber keine Anzeichen, dass die Vorfälle in deren Zuständigkeit fielen.
Aus Sicht des Fahrgastverbands Pro Bahn müssen sich Reisende keine Sorgen machen. "Es wurde kein Brandsatz genau unter einem Zug gezündet", sagte Verbandsvorsitzender Karl-Peter Naumann.
Quelle: ntv.de, dpa