Politik

Nachfolge-Spekulationen Bringt Kim seinen Sohn in Stellung?

Seit Monaten wird über die Nachfolge in Nordkorea spekuliert. Jetzt könnte der jüngste Sohn von Machthaber Kim bei einem Parteitreffen dafür in Position gebracht werden. Ob er jedoch die rückhaltlose Unterstützung von Partei und Militär erhält, wird bezweifelt.

Nordkorea.jpg

(Foto: REUTERS)

Im kommunistischen Nordkorea kündigt sich eine mögliche wichtige Weichenstellung für die Machtnachfolge an. Das Regime bereitet sich derzeit auf das wichtigste politische Treffen seit 30 Jahren vor. In den nächsten Tagen sollen Delegierte der herrschenden Arbeiterpartei in Pjöngjang zusammenkommen, um das "höchste Führungsgremium" der Partei zu wählen. In Südkorea und weit über die Region hinaus richtet sich die Aufmerksamkeit vor allem auf die Frage: Wird Machthaber Kim Jong Il seinen jüngsten Sohn Kim Jong Un offiziell in Stellung bringen, damit die dynastische Nachfolge in dritter Generation später vollzogen werden kann?

Die Tagung dürfte hinter verschlossenen Türen stattfinden. Nicht einmal der genaue Termin wurde bisher von den Staatsmedien des Landes bekanntgegeben. Doch berichteten zuletzt südkoreanische Gruppen wie die Hilfsorganisation "Good Friends", dass sich die Parteidelegierten von diesem Samstag an in der Hauptstadt versammeln werden. Sie berufen sich dabei auf Informanten in Nordkorea.

Unbeschriebenes Blatt

Ein seltenes, aber offenbar aktuelles Bild: Kim Jong Un, der jüngste Sohn des Machthabers, im südkoreanischen Fernsehen, ausgestrahlt am 26.08.2010.

Ein seltenes, aber offenbar aktuelles Bild: Kim Jong Un, der jüngste Sohn des Machthabers, im südkoreanischen Fernsehen, ausgestrahlt am 26.08.2010.

(Foto: REUTERS)

Es wird damit gerechnet, dass der Sohn einen wichtigen Parteiposten zugeschustert bekommt, um seine Stellung zu stärken. Denn Kim Jong Un ist mit 27 oder 28 Jahren nicht nur jung. Politisch ist er bisher überhaupt nicht in Erscheinung getreten. Über ihn ist kaum etwas bekannt. Er soll in einer internationalen Schule in der Schweiz erzogen worden sein und Englisch und Deutsch beherrschen. Selbst für seine Landsleute ist Kim so gut wie ein unbeschriebenes Blatt. Vor einigen Monaten hatten südkoreanische Medien berichtet, eine Kampagne sei angelaufen, um ihn unter den Nordkoreanern bekannt und beliebt zu machen.

Dass Kim den Sohn als Nachfolger auserkoren hat, gilt jedoch unter Nordkorea-Kennern als sicher. Dafür habe es in den vergangenen Monaten ausreichend Hinweise gegeben. Der 68-jährige Machthaber gilt nach einem mutmaßlichen Hirnschlag vor etwa zwei Jahren als gesundheitlich angeschlagen. Umso größere Eile sei für ihn geboten, die Nachfolge noch rechtzeitig vor seinem Tod zu regeln.

Erhalt des Regimes

Kim Jong Ils hat China besucht - offenbar, um die Regierung in Peking für seine Nachfolgepläne an der Spitze des Landes zu gewinnen.

Kim Jong Ils hat China besucht - offenbar, um die Regierung in Peking für seine Nachfolgepläne an der Spitze des Landes zu gewinnen.

(Foto: REUTERS)

In der Logik Kims dürfte die Machtübertragung an den Sohn die einzige Garantie für den Fortbestand des Regimes sein. Nordkorea wurde seit der staatlichen Gründung 1948 mit starkem Rückhalt des Militärs praktisch von nur zwei Alleinherrschern regiert: von Kim Jong Il und seinem Vater und "ewigen Präsidenten" Kim Il Sung. Die Kims begründeten damit die erste dynastische Erbfolge in der Geschichte des Weltkommunismus. Der Sohn steht seit dem Tod seines Vaters vor 16 Jahren an der Spitze des Staates. Der ältere Kim wurde in dem Land als gottgleicher Übervater verehrt. Nicht zuletzt dadurch bezog das Regime nach Ansicht seiner Kritiker seine Existenzberechtigung.

So wie einst Kim Jong Il soll jetzt auch sein Sohn als Nachfolger aufgebaut werden, glauben deshalb Beobachter. Doch Kim hat das große Problem, die Nachfolge als Familienangelegenheit zu legitimieren. "Wer unter den hochrangigen Beamten würde den neuen Führer akzeptieren, falls Kim Jong Un, der keine Erfahrung hat, nur deshalb gewählt wird, weil er Kims Sohn ist?", zitiert "Good Friends" einen nordkoreanischen Funktionär, der eine hohe Stellung in der Partei haben soll. In den Parteistatuten gebe es keinen Artikel, der die Nachfolge per Abstammung unterstütze. Der Prozess der Machtübertragung vom Vater auf den Sohn könnte sich noch länger hinziehen.

Quelle: ntv.de, Dirk Godder, dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen