Druck auf InnenministerBreites Bündnis dringt auf privates Böllerverbot

Kurz vor Silvester entfacht erneut die Diskussion um ein flächendeckendes Böllerverbot. Ein Bündnis aus Umwelt-, Ärzte- und Polizeivertretern übt mit einer Petition Druck auf das Innenministerium auf. Pyroverbände kritisieren: ein Verbot treffe die Falschen.
Knapp einen Monat vor Silvester entfacht sich erneut die Diskussion um ein Böllerverbot in Deutschland. Das Bündnis #böllerciao will den Druck auf die Innenministerinnen und Innenminister der Länder erhöhen. Es fordert, dem Beispiel der Niederlande zu folgen, und ruft die Minister dazu auf, sich bei ihrer Konferenz (3. bis 5. Dezember) für ein bundesweites Verbot privater Silvesterböller und -raketen starkzumachen. Der Bundesverband für Pyrotechnik und Kunstfeuerwerk warnte vor "populistischen Scheinlösungen".
In den Niederlanden dürfen Privatleute ab Silvester 2026/2027 kein Feuerwerk und keine Böller mehr zünden. Anlass für das Verbot war die zunehmende Gewalt in dem Nachbarland zu Silvester.
"Die Niederlande handeln und schützen ihre Bevölkerung, ihre Tiere, die Einsatzkräfte und die Umwelt. Deutschland hingegen lässt weiter zu, dass für den Spaß einer sehr kleinen Minderheit jedes Jahr tausende Menschen verletzt werden, Städte im Feinstaub versinken und Millionen Tiere in panische Flucht geraten", erklärte Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe (DUH).
Die Organisation gehört gemeinsam mit der Gewerkschaft der Polizei (GdP), dem Deutschen Kinderhilfswerk, Ärztevertretern und der Tierschutzstiftung Vier Pfoten sowie etwa 50 weiteren Initiativen dem Bündnis #böllerciao an. Dieses verweist auf Umfragen, wonach sich die Mehrheit der Bevölkerung gegen private Böller und Raketen ausspricht.
GdP fordert schon länger privates Verbot
Mit einer Petition will das Bündnis seine Forderung an Bundesinnenminister Alexander Dobrindt für ein flächendeckendes Verbot untermauern. Nach den Angaben haben diese bislang mehr als 674.200 Menschen unterzeichnet. Der Verkauf und das Abbrennen von Feuerwerk an Silvester ist in einem Bundesgesetz geregelt. Einige Bundesländer versuchen, dies zu ändern. Sie wollen entscheiden können, ob sie Verbote erlassen. Berlins Innensenatorin Iris Spranger hofft, dass diese Möglichkeit im Jahr 2026 besteht. In der Hauptstadt wurden in den vergangenen Jahren mehrere einzelne Böllerverbotszonen an Orten mit viel Randale bestimmt.
Die Gewerkschaft der Polizei kämpft schon länger wegen der Entlastung der Polizei für ein Pyrotechnikverbot für den Privatgebrauch. Auch Ärzte machen sich dafür stark. "Kinder und Jugendliche gehören zu den besonders gefährdeten Gruppen durch Silvesterböller", so der Bundesgeschäftsführer des Deutschen Kinderhilfswerkes, Holger Hofmann.
Kritik von Pyro-Verbänden
Die Tierschutzstiftung Vier Pfoten sieht im Silvesterfeuerwerk auch "ein ernstes Tierschutzproblem". Buntes Feuerwerk und laute Böllerschüsse bedeuteten für viele Tiere "einen tagelangen Ausnahmezustand".
Der Bundesverband für Pyrotechnik und Kunstfeuerwerk kritisierte hingegen ein "einseitiges Bild" vom Jahreswechsel: "Aus einer Nacht kontrollierter Ausnahme und Freude konstruieren Feuerwerksgegner einen Dauernotstand", erklärte Geschäftsführer Christoph Kröpl. "Das Fehlverhalten Einzelner wird zum Allgemeinzustand verzerrt, auch auf dem Rücken migrantischer Jugendlicher." Nötig seien wirksame Maßnahmen gegen illegales Feuerwerk und Täter, die Straftaten mit Böllern und Raketen begingen.