Kujat klagt Bundeswehr-Bogen überspannt
09.04.2002, 09:12 UhrDer Generalinspekteur der Bundeswehr, Harald Kujat, hat die finanzielle und materielle Ausstattung der Armee als mangelhaft beklagt. Er sehe mit Sorge, dass die Stimmung in der Truppe schlechter werde und "Leistungsbereitschaft, Motivation und Berufszufriedenheit leiden", sagte Kujat vor rund 650 Offizieren bei der Kommandeurtagung in Hannover.
Kujat äußerte die Auffassung, dass die Bevölkerung mehrheitlich für die Wehrpflicht sei. Offensichtlich solle die Öffentlichkeit jedoch mit einer Medienkampagne umgestimmt werden. Am Montag hatten Verteidigungsminister Rudolf Scharping und Bundeskanzler Gerhard Schröder (beide SPD) erneut nachdrücklich für die Beibehaltung der Wehrpflicht plädiert.
Schröder sagte, er sei sicher, dass dies auch im Wahlprogramm der Sozialdemokraten festgeschrieben werde. Teile der SPD hatten sich zuvor für die Abschaffung des Zwangsdienstes ausgesprochen. Auch Grüne, PDS und FDP sind gegen die Wehrpflicht.
Kujat sagte weiter, die Soldaten sähen eine immer größere Schere zwischen Auftrag und Mitteln. Mit Blick auf die gewachsene Zahl von Auslandseinsätzen erklärte er: "Auch der beste Bogen nimmt Schaden, wenn er überspannt wird."
Bundeswehr soll wachsen
Scharping will die Bundeswehr einem Zeitungsbericht zufolge um rund 5.000 Spezialisten aufstocken. Dies betreffe vor allem die Bereiche Informationstechnik und Logistik. Eine entsprechende Entscheidung werde noch im April fallen, sagte der Minister am Rande der Kommandeurtagung in Hannover der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung".
Die Rekrutierung neuen Personals sei eine Konsequenz aus den Terroranschlägen vom 11. September und ergebe sich auch aus den Auslandseinsätzen der Truppe. Vor allem benötigten die Streitkräfte Fernmeldetechniker, Fachleute aus der Informationstechnologie, aber auch mehr Personal in logistischen und anderen Bereichen.
Quelle: ntv.de