Irak-Veteranen wütend Bush-Regierung verklagt
24.07.2007, 11:52 UhrEin Verband verletzter Veteranen des Irak-Kriegs hat Sammelklage gegen die US-Regierung eingereicht und der Administration "beschämende Versäumnisse" bei der medizinischen Versorgung von Kriegsheimkehrern vorgeworfen. In der Klage wird dem Ministerium für die Belange von Veteranen (VA) angelastet, zu langsam auf Entschädigungsforderungen zu reagieren, nichts gegen lange Wartezeiten bei der medizinischen Behandlung der Veteranen zu unternehmen und nicht ausreichend auf die Behandlung des posttraumatischen Stresssyndroms vorbereitet zu sein, unter dem viele Irak- und Afghanistan-Veteranen leiden würden.
Mit der Klage werden nach Angaben der Anwälte zwischen 320.000 und 800.000 Veteranen des Irak-Krieges vertreten. Ein Bundesgericht muss entscheiden, ob die Sammelklage als solche zugelassen wird. Die 73 Seiten starke Klage wurde bei einem Bezirksgericht in San Francisco (Kalifornien) eingebracht.
Die Kläger fordern weit reichend Veränderungen in der Behörde. Das "veraltete System" des Ministeriums sei der Flut von Anträgen für Hilfsleistungen nicht gewachsen und stehe kurz vor dem Zusammenbruch, heißt es in der Klageschrift. Veteranen müssten oft jahrelang auf eine Klärung ihrer Ansprüche warten. Die Kläger befürchten zudem eine drastische Zunahme von sozialen Problemen wie Obdachlosigkeit und Alkoholismus. "Viele Veteranen haben Selbstmord begangen, kurz nachdem sie von den Krankenhäusern abgewiesen wurden, weil sie für eine Behandlung nicht in Frage kamen oder die Wartezeit zu lang war", so die Anwälte der Veteranenverbände.
"Wenn einer unserer Veteranen in ein VA-Krankenhaus kommt, muss er noch am selben Tag einen Arzt sehen", forderte der Direktor der klagenden Organisation Veterans for Common Sense, Paul Sullivan. "Wenn ein Kriegsveteran auf Hilfe angewiesen ist, weil er oder sie nicht arbeiten kann, dann muss er innerhalb weniger Wochen einen Scheck bekommen."
In der Klage wird der Behörde außerdem vorgeworfen, die Veteranen bewusst betrogen zu haben. So sei in Zusammenarbeit mit dem Pentagon in einigen Fällen das posttraumatische Stresssyndrom als bereits zuvor vorhandene Persönlichkeitsstörung ausgewiesen worden, um keine Zahlungen leisten zu müssen. Das VA und das Pentagon haben die Vorwürfe zurückgewiesen.
In der vergangenen Woche hatte der US-Minister für Veteranen, Jim Nicholson, seinen Rücktritt angekündigt. Der 60-Jährige nannte private Gründe. In den vergangenen Monaten hatte es indessen eine Serie von Skandalen um die Behandlung von Irakkriegsveteranen gegeben. Unter anderem wurden Missstände in einem führenden Militärkrankenhaus zur Behandlung von verletzten Soldaten aufgedeckt.
Quelle: ntv.de