Vorgehen gegen Irak Bush sucht Verbündete
05.09.2002, 06:30 UhrEinen Tag nach dem Jahrestag der Terroranschläge vom 11. September will US-Präsident George W. Bush seine Irak-Pläne vor den Vereinten Nationen erläutern. Schon jetzt versucht er, mit einer weltweiten diplomatischen Initiative die internationale Gemeinschaft von einer akuten Bedrohung durch das arabische Land zu überzeugen.
"Ich appelliere an die Welt einzusehen, dass er (Saddam Hussein) alle an der Nase herumführt", sagte Bush nach einem Gespräch mit Kongresspolitikern im Weißen Haus. Bush wird am Samstag mit dem britischen Premierminister Tony Blair auf seinem Sommersitz in Camp David zusammentreffen und in der kommenden Woche mit den Präsidenten Chinas, Russlands und Frankreichs telefonieren. Damit hätte der US-Präsident vor seiner Rede bei der UNO mit allen ständigen Mitgliedern des Sicherheitsrates gesprochen.
Auch traditionelle Verbündete ablehnend
Am kommenden Montag will Bush den kanadischen Ministerpräsidenten Jean Chretien unterrichten. Viele Verbündete der USA – darunter auch Deutschland – und die arabischen Staaten sowie Russland und China lehnen einen militärische Operation gegen den Irak ab. Die EU fordert ein Vorgehen im Rahmen der UNO und warnt die USA vor einem Alleingang. Aus NATO-Kreisen hieß es in Brüssel, man schließe einen Präventivangriff auf den Irak aus, da Offensivangriffe den Gründungsprinzipien der Allianz zuwider liefen.
Auch mit einer bedingungslosen Unterstützung ihres engen Verbündeten Australien können die USA nicht rechnen. Premierminister John Howard sagte, Australien werde "nicht automatisch die Hacken zusammenschlagen und den Amerikanern folgen".
Für die Präsidenten von Tschechien und Österreich, Vaclav Havel und Thomas Klestil, sollte eine mögliche bewaffnete Auseinandersetzung mit dem Irak "eine Aktion der internationalen Völkergemeinschaft und nicht der Alleingang eines Staates sein ". Auf diese gemeinsame Einschätzung einigten sich die Staatsoberhäupter nach Angaben der tschechischen Nachrichtenagentur CTK am Donnerstag bei einem Treffen in der südmährischen Stadt Znojmo (Znaim).
CBS: Rumsfeld plant seit einem Jahr
Der US-Kongress könnte schon in den kommenden Wochen einen Beschluss zum weiteren Vorgehen der USA gegen Irak fassen. Das Thema werde möglicherweise noch vor der Parlamentspause Anfang Oktober behandelt, sagte der demokratische Mehrheitsführer im US-Senat, Tom Daschle, nach dem Gespräch mit Bush.
US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld erwog ein militärisches Vorgehen gegen den Irak offenbar bereits unmittelbar nach dem 11. September. Das berichtet der US-Fernsehsender CBS unter Berufung auf Aufzeichnungen aus dem Pentagon.
Nach Geheimdienstberichten über eine Beteiligung der El Kaida-Organisation von Osama bin Laden an den Anschlägen habe Rumsfeld seine Mitarbeiter angewiesen, Pläne für einen Angriff auf Irak zu erarbeiten. Der Verteidigungsminister habe auch prüfen lassen, ob die Geheimdienstberichte einen solche Operation rechtfertigen würden.
Nach Angaben von Reederei-Mitarbeitern haben die USA bereits damit begonnen, Kriegsgerät in die Golf-Region zu bringen. Die US-Marine soll demnach ein großes Handelsschiff gechartert haben, um Kampfpanzer und Panzerfahrzeuge in Richtung Irak zu verschiffen. Die Ladung soll Ende September am Persischen Golf eintreffen. Es handele sich bereits um den dritten Waffentransport mit US-Handelsschiffen innerhalb eines Monats, hieß es weiter.
Arabische Liga stellt sich hinter Irak
Unterdessen stärkte die Arabische Liga dem Irak im Konflikt mit den USA den Rücken. Der libanesische Außenminister Mahmud Hammud sagte zu Beginn einer zweitägigen Sitzung der Araberliga in Kairo: "Wir lehnen diese Drohungen (der USA gegen den Irak) ab. Dies ist unsere Verantwortung und Pflicht gegenüber einem Bruderstaat".
Quelle: ntv.de