Trotz Wüsts Merz-Unterstützung CSU sieht in K-Frage "überhaupt noch keine Entscheidung"
17.09.2024, 08:26 Uhr Artikel anhören
Zwei Männer mit großen Ambitionen, doch nur einer kann Kanzlerkandidat werden: Merz (l) und Söder beim CDU-Parteitag im Mai.
(Foto: dpa)
Eigentlich könnte jetzt alles geklärt sein: Der beliebte NRW-Ministerpräsident Wüst überlässt CDU-Chef Merz den Vortritt bei der Kanzlerkandidatur. Allerdings ist da noch die CSU. "So lange nichts beschlossen ist, ist auch nichts entschieden", sagt der Chef der Landtagsfraktion in Bayern.
Die CSU hält die Frage nach der Kanzlerkandidatur in der Union weiterhin für offen. Es gebe "überhaupt noch keine Entscheidung", sagte der Vorsitzende der CSU-Landtagsfraktion in Bayern, Klaus Holetschek, der "Bild". "So lange nichts beschlossen ist, ist auch nichts entschieden." Die Entscheidung werde in den nächsten Tagen fallen, "nach der Wahl in Brandenburg", fügte der CSU-Politiker hinzu. CSU-Chef Markus Söder hatte zuletzt unverhohlen ein eigenes Interesse an der Kandidatur erkennen ließ.
Am Montag hatte der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Hendrik Wüst erklärt, die Kanzlerkandidatur von CDU-Chef Friedrich Merz zu unterstützen. Er selbst strebe nicht nach der Kanzlerkandidatur im kommenden Jahr, sagte Wüst nach einer Vorstandssitzung der Landes-CDU. Er rief die Schwesterpartei CSU auf, eine Kandidatur von Merz zu unterstützen, weil "das die gemeinsamen Wahlchancen der Union enorm erhöhen würde".
Auch Unions-Parlamentsgeschäftsführer Thorsten Frei rief die Unionsparteien zur Geschlossenheit auf. Wahlsiege würden "nur mit einem hohen Maß an Geschlossenheit errungen", sagte der CDU-Politiker der "Rheinischen Post". Frei lobte Wüsts Entscheidung, die "einmal mehr sein hohes Verantwortungsbewusstsein für unser Land" demonstriere.
In der CDU Lob für Wüst
Auch sonst gab es aus der CDU Lob für Wüsts Entscheidung. Unions-Fraktionsvize Jens Spahn begrüßte ebenfalls Wüsts Verzicht auf eine Kanzlerkandidatur. "Hendrik Wüsts Entscheidung ist ein wichtiger Grundstein für die Geschlossenheit der Union und damit für den Wahlsieg 2025", sagte der CDU-Politiker der "Rheinischen Post". Ähnlich äußerte sich der neue Vorsitzende der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft (CDA), Dennis Radtke. Er nannte Wüsts Entscheidung "ein wichtiges Signal". "Nur mit Geschlossenheit und gutem Teamgeist werden Wahlen gewonnen", sagte der Europapolitiker der Zeitung.
Die stellvertretende CDU-Vorsitzende Karin Prien erwartet, dass sich CDU und CSU sehr bald auf den Herausforderer von Olaf Scholz von der SPD bei der Bundestagswahl 2025 festlegen. Bei ntv sagte Prien, jetzt "ist es auch an der Zeit, zu Ergebnissen zu kommen". Aus ihrer Sicht läuft die Kanzlerkandidatur auf Friedrich Merz statt auf CSU-Chef Markus Söder hinaus. Zu Söders Ambitionen sagte Prien: "Da wollte ja jemand gerufen werden, aber es hat keiner gerufen."
Dass der schleswig-holsteinische Ministerpräsident Daniel Günther, der ebenfalls als möglicher Unionskanzlerkandidat gilt, nach Wüsts Verzicht Ansprüche anmeldet, sieht Prien nicht. Die CDU-Vize, die in Günthers Kabinett Bildungsministerin ist, sagte: "Ich glaube, Herr Günther wird so wie die gesamte CDU am Ende Friedrich Merz unterstützen."
Söder mit besseren Umfragewerten
Söder schneidet in Umfragen zur Kanzlerfrage allerdings besser ab als Merz. Laut einer aktuellen Erhebung des Magazins "Stern" attestieren 63 Prozent der Deutschen dem CSU-Chef Führungsstärke. Merz kommt demnach auf einen Wert von 51 Prozent.
Noch größer war Söders Vorsprung bei der Frage, ob er wisse, was die Menschen bewege. Über den CSU-Politiker sagen das laut "Stern" immerhin 49 Prozent, über Merz nur 33 Prozent. Den CDU-Chef halten aber 47 Prozent der Befragten für kompetent, damit lag er einen Prozentpunkt vor Söder. Für die Erhebung befragte das Institut Forsa am 12. und 13. September 1009 Menschen telefonisch. Die statistische Fehlertoleranz wurde mit plus/minus drei Prozentpunkten angegeben.
Quelle: ntv.de, ghö/AFP